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1100 - Die Hölle von Sodom

1100 - Die Hölle von Sodom

Titel: 1100 - Die Hölle von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mund.
    Der Mund blieb offen. Seine Augen waren verdreht. Er saß gespannt auf seinem Stuhl. Wie jemand, der darauf wartet, daß etwas Bestimmtes passierte.
    Es trat nicht ein.
    Der erste Schmerz war nicht so schlimm gewesen. Er hatte ihn wunderbar ausgleichen können, und er griff kurz danach zur zweiten Scherbe.
    Auch sie steckte er auf die gleiche Art und Weise in seinen Körper hinein.
    Die dritte folgte, die vierte, die fünfte, dann die letzte, die in Höhe des Bauchnabels im weichen Fleisch verschwand. Ein wohliges Stöhnen drang aus dem Mund des Griechen, als er die Arme ausbreitete und sich auf seinem Stuhl zurücksinken ließ. Gleichzeitig kippte er das Sitzmöbel nach hinten, und er hätte sogar die Beine hochheben und die Füße auf die Schreibtischkante legen können.
    Er tat es nicht. Leonidas wartete. Er lächelte dabei. Er schaute an sich herab und sah die sechs Scherben verteilt in seinem Körper stecken. Andere Menschen hätten geschrieen. Sie wären verrückt geworden oder in tiefe Bewußtlosigkeit gefallen.
    Nicht Aristoteles Leonidas.
    Er genoß diese Veränderung. Seine Augen schimmerten. Die dicken Lippen hatten sich zu einem Lächeln in die Breite gezogen. Es war nur wenig Blut an den Einstichstellen zu sehen. Die fremde Magie hatte gewirkt und seine Existenz verändert.
    Leonidas atmete tief ein und aus. Ein wunderbares Gefühl war es, den Schmerzen zu trotzen. Nein, das brauchte er nicht einmal. Es gab sie nicht. Er fühlte sie nicht. Er war dagegen gefeit und hatte somit eine hohe Stufe erreicht.
    Aristoteles Leonidas fühlte sich gut. Er schloß die Augen und konzentrierte sich ganz auf sich.
    Sechs Scherben steckten in seinem Körper. Es war seine besondere Akupunktur, die er sich auch von keinem nehmen lassen würde. Es gab sie nur einmal auf der Welt, und er war es, der sie beherrschte.
    Er schloß die Augen. Er genoß dieses neue Dasein. Es strömte etwas durch seinen Körper, das er nicht erklären konnte. Es hing nicht nur damit zusammen, daß er es fertig gebracht hatte, sich selbst zu foltern, nein, das hier war etwas ganz anderes. Er hatte die Schmerzen und damit sich selbst besiegt.
    Leonidas stand auf. Die Scherben blieben in seinem Körper stecken. Sie fielen auch nicht heraus, als er damit begann, durch das Zimmer zu gehen. Er trat vor die große Wand an der linken Seite. Beinahe zur Gänze wurde sie von einem Bildschirm eingenommen. Wenn er wollte, konnte er hier die TV-Programme der meisten Sender der Welt empfangen. Aber der Bildschirm war auch an die zahlreichen Überwachungskameras der Insel angeschlossen, die ihm auf Wunsch jede Ecke und jeden Winkel des Eilands herholten.
    Auch im Haus befanden sich die Kameras. Er holte die Fernbedienung.
    Die Kamera in diesem Zimmer lief nach einem kurzen Druck auf einen der vielen Knöpfe. Mit einer zweiten Bewegung schaltete er den großen und sehr flachen TV-Apparat ein. Ein Spitzenerzeugnis, speziell für ihn hergestellt.
    Die Auflösung des Bildes war trotz der Größe gut. Nichts wirkte verschwommen. Auf dem Schirm malte sich die Gestalt des Griechen ab. Er blieb davor stehen und ergötzte sich an seinem eigenen Abbild. Er sah die Scherben in seinem Körper. Sie kamen ihm vor, als gehörten sie zu ihm.
    Das Lächeln in seinem Gesicht zeigte Stolz und Triumph. Leonidas war der Herrscher. Er fühlte sich wie ein Gott. Alles auf Sodom oblag seiner Kontrolle. Nichts, aber auch gar nichts, entging ihm. Er war der große Herrscher.
    »Ich bin bereit«, flüsterte er seinem Abbild zu und beobachtete, wie sich auch dort die Lippen bewegten. »Ich bin bereit, bereit für meine Rache.« Nach diesen beschwörenden Worten konnte er nicht anders. Er mußte einfach lachen, und das Gelächter erfüllte sein gesamtes Arbeitszimmer. Es hallte von den Wänden wider. Selten hatte sich der Mann mit den schlohweißen Haaren so gut gefühlt.
    Er schaltete den Apparat aus.
    Es wurde wieder dunkel.
    Er drehte sich um. Die Scherben steckten auch jetzt in seinem Körper. Und sie blieben so lange stecken, bis Leonidas auf seinem Platz saß und sie mit spitzen Fingern hervorpflückte. So wie er sie sich ins Fleisch gedrückt hatte, in der gleichen Reihenfolge zog er sie auch wieder heraus.
    Er legte sie zurück in die Schublade. An den Spitzen klebte kaum Blut. Vieles war anders mit Aristoteles Leonidas geworden. Er glaubte daran, sich auf dem Weg zu einem Supermenschen hin zu befinden.
    Es gab keinen Grund, besorgt zu sein. Bis auf den einen. Die Flucht

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