1105 - Das Siegelschiff
zurückgegeben, so daß wir euch ziehen lassen könnten."
„Aber warum sagten sie das?" rief Eric, und sein Translator übersetzte es in den Armada-Slang. „Sie konnten doch die Wahrheit sagen."
„Skönder sagen niemals die Wahrheit, wenn sie es vermeiden können", erklärte der Armadamonteur. „In diesem Fall war uns sofort klar, warum sie logen. Sie wollen, daß ihre Kinder von den Quowocks adoptiert werden."
„Dann ist doch alles in Ordnung", sagte Eric verwundert. „Beide Parteien handeln in voller Übereinstimmung. Es gibt keinen Grund zur Einmischung."
„Übereinstimmung gibt es nur, wenn beide Parteien die Wahrheit kennen. Von Bord der FENLICK-GOROON verschwand der Quowock Sieben-Quo-Nun bei Außenarbeiten. Ist er bei euch?"
„Ich bin hier", sagte der Quowock, der von den Sköndern getestet worden war.
„Die Skönder unterzogen dich einem Test, nicht wahr?" fragte der Roboter.
Als Sieben-Quo-Nun bejahte, erklärte er: „Das ist der Beweis dafür, daß die Skönder ihr Bio-Material, wie sie ihre Kinder nennen, einem anderen Volk, nämlich euch Quowocks, zum Zweck der parasitären Okkupation aufdrängen wollten. Sie haben so etwas vor fast einer Million Jahren schon einmal getan.
Das betroffene Volk ging in einer unbeschreiblichen Tragödie zugrunde. Seine Armadaeinheit mußte in eine Sonne gelenkt werden. Euch Quowocks und eurer Armadaeinheit wäre es ebenso ergangen."
Eine Weile herrschte betroffenes Schweigen, dann sagte Neun-Quo-Sin: „Ich glaube zu verstehen. Die Skönder-Kinder hätten sich zu unseren Herrschern erhoben. Doch das spielt in unserem Fall keine Rolle. Sie und ihre Nachkommen sollten sowieso unser Erbe antreten."
„Wir wissen inzwischen, daß euer Volk ausstirbt", erwiderte der Roboter. „Das mag schlimm für euch sein, aber noch schlimmer wäre es für euch, wenn ihr euch vorher noch zu willenlosen Sklaven von zügellosen Fremdlingen herabwürdigen würdet, denn ihr seid psychisch so veranlagt, daß ihr genau das tun würdet. Skönder kennen alle Tricks, um das gewaltlos zu erreichen, wenn die Opfer dafür prädestiniert sind. Deshalb der Test. Wir lassen nicht zu, daß so etwas geschieht."
„Dann war alles umsonst", sagte Neun-Quo-Sin mutlos.
„Aber die Quowocks wissen jetzt, welche Gefahr ihnen von den Skönder-Kindern droht", warf Eric ein. „Sie können Maßnahmen ergreifen, um eine solche Entwicklung zu verhindern."
„Ja, das werden wir tun", sagte Neun-Quo-Sin.
„Sicher, ihr würdet entsprechende Maßnahmen beschließen", entgegnete der Roboter.
„Aber letztlich würdet ihr alles an den Skönder-Kindern so unwiderstehlich entzückend finden, daß ihr nur noch danach streben könntet, sie zu verhätscheln und ihnen jeden Wunsch zu erfüllen. Wir haben den Sköndern befohlen, ihren Nachwuchs bei euch abzuholen - und euch befehlen wir, ihn herauszugeben. Wir werden das genau kontrollieren."
„Und wenn die Skönder ihre Kinder gar nicht abholen?" erkundigte sich Eric.
„Dann zerstören wir ihr Schiff und übergeben ihre Kinder einem Volk, das immun gegen ihre Tricks ist."
„Ich begreife das nicht", jammerte Neun-Quo-Sin. „Die Skönder sind doch Heliumatmer wie wir, sie haben den gleichen Metabolismus und verfügen auch über Außenorgane. Sie sind doch fast Verwandte von uns."
„Geistig sind sie durch Abgründe von kosmischen Dimensionen von euch getrennt", erklärte der Armadamonteur. „Sie kommen jetzt zu euch. Skönder wissen immer, was gut für sie ist. Wir kommen ebenfalls."
Minuten später stiegen Armadamonteure in den Schlepper. Sie entrissen den Quowocks die Kinder und reichten sie an die Skönder weiter, die sie widerwillig entgegennahmen.
Eric spürte den Schmerz der Quowocks, obwohl diese Wesen so fremdartig waren. Er war selbst zutiefst erschüttert über die Tragödie, die sich vor seinen Augen abspielte.
Natürlich hatten ihn die Argumente des Armadamonteurs überzeugt, doch er wußte, daß dadurch den Quowocks nicht geholfen war.
Als die Roboter ihm nach Beendigung der Übergabe mitteilten, er müsse mit ihnen zum Armadasiegelschiff zurückkehren, verabschiedete er sich bedrückt von Neun-Quo-Sin und seinen Gefährten.
„Ich wünsche euch trotz allem einen guten Heimflug", sagte er.
Der Genetiker ließ seine Sehorgane im Sack verschwinden.
„Und wir danken dir trotz allem, Eric. Aber einen Heimflug wird es für uns nicht geben.
Wie könnten wir uns nach dem Scheitern unserer Mission bei unserer Armadaeinheit sehen lassen!
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