1105 - Das Siegelschiff
verwirrt. Einmal sprach Chra-Hu-Chro, als wären die Kinder für ihn nicht wertvoller als totes Material, und dann wieder verrieten seine Worte ein großes, fürsorgliches Verantwortungsgefühl ihnen gegenüber.
„Das alles kann ich dir schon jetzt zusagen", erklärte er. „Ich schlage vor, daß wir einen Vertrag formulieren und danach die Armadamonteure des Siegelschiffs davon unterrichten, daß ihr und die Quowocks sich friedlich über die Kinder geeinigt haben. Ganz sicher wird danach ein Quowock bereit sein, hierherzukommen."
„Nein, es geht nur in umgekehrter Reihenfolge!" rief Chra-Hu-Chro schrill. „Wenn ich nicht allein an Bord wäre, dann..." Er stieß einen gellenden Schrei aus, dann sprang er.
Eric wich aus, aber der Skönder glitt in sicherer Entfernung an ihm vorbei und durch ein Schott, das sich vor ihm öffnete und hinter ihm wieder schloß.
Eric Weidenburn blickte auf das geschlossene Schott und schüttelte dann den Kopf.
Er begriff, daß der Skönder geflohen war, weil er versehentlich verraten hatte, daß er sich allein an Bord befand. Er hatte also gelogen, als er zuerst behauptete, Eric würde ständig beobachtet und von automatischen Waffen bedroht.
Falls seine Mentalität typisch für die aller Skönder war, dann gingen sie aus Furcht nicht nur stets auf Nummer Sicher, sondern dann war auch zu erwarten, daß sie die Tricks und Hinterhältigkeiten, die sie ständig von anderen befürchteten, selber bei anderen Wesen anwandten.
Aber das spielte in seinem Fall keine Rolle. Er mußte dafür sorgen, daß Quowocks und Skönder einen Vertrag miteinander schlossen, in dem die Überlassung der Kinder an die Quowocks festgelegt wurde. Die Armadamonteure würden sich wahrscheinlich nicht einmischen, wenn zwei Völker der Armada sich geeinigt hatten.
Eric beschieß, zu den Quowocks im Armadaschlepper zurückzukehren und ihnen Chra-Hu-Chros Wunsch, einen von ihnen zu testen, zu übermitteln. Da sich außer Chra-Hu-Chro kein anderer Skönder an Bord befand, wollte er sich den Umweg durch den Weltraum sparen.
Er konnte sich ungefähr ausrechnen, daß er sich in der Mitte des Skönderschiffs befand und in welche Richtung er gehen mußte, um dorthin zu kommen, wo der Schlepper mit den Quowocks an der Außenhülle verankert war. Also machte er sich auf den Weg.
Aber er hatte noch keine hundert Meter zurückgelegt, als ihm unverhofft drei Skönder in Raumanzügen in den Weg traten. Sie hatten Strahlwaffen auf ihn gerichtet, die sie in ihren frei schwebenden Greiforganen hielten.
Er hob die Hände und zeigte ihnen seine leeren Handflächen.
„Ich komme in Frieden - als Unterhändler der Quowocks."
Hinter ihm kreischte eine fremde Stimme, und sein Translator übersetzte: „Ja, das ist er! Er ist gefährlich!"
Eric fuhr herum.
Dort stand, zwischen zwei Sköndern in Raumanzügen, Chra-Hu-Chro. Eric nahm zwar an, daß er einen Skönder nicht vom andern unterscheiden konnte, aber seinem Ausruf nach mußte dieses Wesen der Oberste Bio-Ausbilder sein.
„Jetzt wirst du mich kaum noch für eine Gefahr halten können, Chra-Hu-Chro", erklärte er. „Ich bin in eurer Gewalt."
„Deine Tricks helfen dir nicht mehr", erwiderte Chra-Hu-Chro. „Meine Besatzung ist nach erfolgreicher Jagd vollzählig zurückgekehrt. Der gefangene Quowock wird soeben einem Test unterzogen. Bald werden wir wissen, ob das Volk der Quowocks sich zur Aufzucht unserer Kinder eignet."
Eric atmete auf.
„Dann ist ja alles in Ordnung. Wenn die Quowocks geeignet sind, überlaßt ihr ihnen die Kinder freiwillig, ja?"
„Dann werden sie sie behalten müssen", erklärte Chra-Hu-Chro. „Folge mir! Aber behaltet ihn im Auge!"
Lächelnd über soviel übertriebene Vorsicht, folgte Eric Weidenburn den Sköndern in einen Raum, in dem ein des Raumanzugs entledigter Quowock gefesselt in einer komplizierten Anordnung elektronischer Geräte lag. Mehrere Skönder umstanden die Apparatur und nahmen mit ihren schwebenden Greiforganen Schaltungen vor. Auf den Displays eines Computers leuchteten reihenweise Symbole - wahrscheinlich Wörter und Zahlen - auf.
„Wird er auch nicht gequält?" erkundigte sich Eric besorgt.
„Er wird getestet", antwortete Chra-Hu-Chro.
„Wo habt ihr ihn gefangengenommen?" fragte Eric weiter.
„Bei Außenarbeiten an seinem Schiff", sagte der Skönder. „Er reparierte eine Antenne.
Anders bekamen wir keinen Quowock zu fassen, weil ihr Schiff von Armadamonteuren besetzt ist."
„Also habt ihr die Antenne
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