1112 - Elfenrache
der Hand, als etwas anderes passierte.
Ein Kratzen auf dem Boden. Ein klirrendes Geräusch, als die beiden Standscheinwerfer gegeneinanderstießen, und aus der Bewegung heraus zuckte einer von ihnen hoch und lag dann, von einem huschenden Geräusch begleitet, schräg in der Luft.
»Weg, Suko!«
Janes Warnung kam fast zu spät. Der Inspektor hechtete dem Bühnenboden entgegen. Er hatte Rudy nicht mehr festgehalten, der wie angewurzelt stehenblieb und schräg nach oben schaute gegen einen Scheinwerfer, der wie ein Schlachtbeil über ihm schwebte.
»Hau ab, Rudy!«
Er hörte nicht.
Eine Sekunde später kippte der Scheinwerfer auf ihn zu!
***
Aus zwei netten Mädchen waren häßliche Elfen geworden. Kleine Monster oder Biester, deren kalte Klauen meine Handgelenke umklammert hielten und mich so weiter in den Garten schleiften, ohne daß ich die Chance zur Befreiung bekam.
Ihre Griffe waren einfach zu fest, so daß ich auch bei normalen Kräften schon Schwierigkeiten gehabt hätte, mich zu befreien. In meinem Zustand konnte ich davon nur träumen.
Sie führten mich in ihre Welt, und sie hatten ihren Spaß dabei, mich in den Tod zu begleiten, denn ich hörte sie leise kichern und auch sprechen. Sie redeten von ihrer eigenen Welt, die versteckt bleiben mußte. Nur ganz wenigen Auserwählten war es gestattet, sie zu betreten. Mich hielten sie nicht dafür, aber ich sollte trotzdem hineingelangen und den Tod finden.
Es war nicht einfach für mich, die Gedanken fortzuführen. Konzentrationsschwäche hatte mich überkommen. Jeder vernünftige Gedanke riß auf der Hälfte seines Wegs entzwei. Es war so verflucht anders geworden. Dieser Garten war mit dem Odem der verwunschenen Elfenwelt versetzt worden und hatte mich unter seine Kontrolle bekommen.
Der Garten roch. Er war auch nicht still. Ich hörte ungewöhnliche Laute und Geräusche. Die meiner Welt vermischten sich mit denen der anderen. Da war ein fernes Singen ebenso zu hören wie wispernde Stimmen, die sich in die Rufe eines Mannes hineinmischten, der irgendwo weiter entfernt auf einem Feld arbeitete.
Wir waren über den normalen Weg gegangen. Ich hatte auf jede Steinplatte getreten und jeweils bei der Berührung ein scharfes Stechen im Kopf verspürt. Jede Faser meines Körpers war sensibilisiert worden. Sogar das Summen der Insekten kam mir wie eine zu laute Musik vor, die meine Ohren malträtierte.
Der Boden verwandelte sich in einen weicheren Rasen, der mit Moos durchsetzt war. So wuchs er auch um den runden Teich herum und schmiegte sich von außen gegen die braunen, glattgeschliffenen Steine.
Ich mußte warten, weil ich die Füße einfach nicht so hochbekam, um die Steine überklettern zu können. Die beiden hielten mich fest und warteten ab.
Hätten mich die kleinen Klauen nicht festgehalten, ich wäre möglicherweise gekippt. Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwäche hielten mich fest. Wäre ich zuvor krank gewesen, hätte ich es akzeptieren können, hier aber wurden die Gesetze von anderen Wesen diktiert. Da hatte die Welt der Elfen zugegriffen.
Sie zerrten mich weiter.
Sehr mühsam hob ich die Beine an. Dann schleiften die Füße über die glatten Steine hinweg, und ich fühlte auch zwei kleine Klauen in meinem Rücken. Sie schoben mich dem Teich entgegen, und ich konnte nichts tun. Den Kopf hielt ich dabei gesenkt. Er pendelte hin und her, doch ich schüttelte ihn nicht freiwillig. Es blieb mir einfach nichts anderes übrig, weil er sich schwer anfühlte wie ein Stein.
Es kam wie es kommen mußte. Ein Stein stand zu hoch. Ich stolperte, fiel nach vorn und wäre mit dem Gesicht aufgeschlagen, hätten mich die beiden Elfen nicht zurückgezogen. So prallte ich zwar auch auf die Steine, doch längst nicht so hart. Nur an der Stirn schrammte ich mir die Haut etwas auf.
»Er ist ein Mensch«, sagte Jill.
»Ja, Schwester, und deshalb ist er auch schwach.«
»Glaubst du wirklich?«
»Sicher.«
»Ich weiß nicht.«
»Wieso weißt du es nicht?«
»Er ist irgendwie anders.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich spüre Widerstand«, sagte Laura. »Der stammt nicht von ihm direkt, da ist noch etwas.«
»Haben Elfen denn Angst vor Menschen?« fragte Jill.
»Eigentlich nicht…«
»Was hast du denn damit sagen wollen?«
Laura erhielt von ihrer Schwester keine Antwort. Um mich kümmerten sich die beiden nicht. Sie ließen mich auf dem harten Stein liegen, und ich war froh darüber, weil ich mir eine Chance ausrechnete, mich etwas erholen zu
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