1112 - Elfenrache
kommen…«
Ich ging wie ein Greis, der im hohen Alter noch in einen unnatürlichen Tod geführt wurde…
***
Rudy Walters war nicht zu Hause. Das erfuhren Jane und Suko von einer Nachbarin, die wie die perfekte Putzfrau aussah, einen Kittel trug und ein Tuch turbanmäßig um ihren Kopf geschlungen hatte. Vor den Augen sahen sie die dicken Gläser einer Brille, und die Frau sagte ihnen noch, daß er um diese Zeit oft im Studio wäre.
»Da kommen wir gerade her«, meine Jane.
»Ach, von der Bühne?«
»Wieso Bühne?«
»Das Studio ist eine Bühne. Ein kleines Theater oder so. Sie machen da immer ihre Castings. Hat er mir mal gesagt. Der braucht doch ständig neue Mädchen, obwohl er…«, sie trat dicht an die beiden heran, »… ja eigentlich mit Frauen nichts am Hut hat. Sie verstehen?«
»Ja, schon.« Jane nickte ihr verschwörerisch zu. »Wissen Sie denn, wo wir die Bühne finden können?«
»Klar. Er hat mich sogar mal mitgenommen. Nur meinen Mann nicht, obwohl der gewollt hatte. Aber zuviel junge Mädchen regen ihn auf. Er hat schon einen Bypass.«
»Dann sollte er es auch lassen. Wo müssen wir hin?«
»Nur zwei Blocks weiter. Das ist so ein Keller-Theater, wo alles unter der Erde liegt. Schrecklich, wie in einem Bunker. Sie sind auch nur immer tagsüber dort. Abends wird gespielt, aber ich habe mir nie so ein Stück angesehen. Die sind mir zu modern. Lustspiele gibt es ja kaum noch, verdammt.«
Bevor sie sich noch länger auslassen konnte, zog Jane den Inspektor in Richtung Haustür. »Ich weiß, wo wir das Theater finden. Wir sind auf dem Hinweg sogar daran vorbeigefahren.«
Wenig später saßen sie in Janes Golf, und Suko überließ ihr das Fahren. Sie steckten mitten in der Londoner City am östlichen Rand von Soho.
Hier quirlte das Leben, als wäre es dabei, aus einem gewaltigen Topf zu springen, der niemals leer wurde. Suko ließ den Trubel an sich vorbeigleiten. Er dachte an seinen Freund John Sinclair. Es gefiel ihm nicht, daß er sich noch nicht gemeldet hatte. Zwar war nichts abgesprochen worden, aber in der Regel gab er bekannt, wo er sich aufhielt. Er selbst ließ sein Handy auch stecken, weil er nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt anrufen wollte.
An der Straßenseite standen die alten Häuser dicht an dicht. Menschen lebten darin, und in den unteren Etagen reihte sich Geschäft an Geschäft. Am Himmel stand die sehr warme Junisonne und brachte eine Hitze mit, die die Stadt fast zum Kochen brachte. Es war das richtige Wetter für die Biergärten, die am Abend sicherlich allesamt überfüllt sein würden.
Das Keller-Theater lag in einem grauen Gebäude, an dessen Wand ein Plakat darauf hinwies, welches Stück im Moment lief. Es hieß Sugar-Babies. Weder Jane noch Suko konnten sich unter diesem Titel etwas vorstellen. Außerdem hatten die beiden andere Sorgen, denn sie waren auf der Suche nach einem Parkplatz.
Es gab natürlich keinen, aber eine Suche hätte unter Umständen einen halben Tag dauern können.
Deshalb hielt Jane den Golf in der zweiten Reihe, was Suko nicht paßte und weshalb er den Vorschlag machte, bis vor das Theater zu fahren.
»Und dann?«
»Stellst du ihn mit der Schnauze zur Tür hin.«
»0 ja.«
Sie tat es und benutzte den Gehsteig wie eine Einfahrt. In spätestens einer halben Stunde würden die Abschleppmänner mit den Krallen am Ort sein, doch um dem vorzubeugen, winkte Suko einem Bobby zu, der neben einer Laterne stand und mit zwei älteren Frauen sprach.
Der Kollege schlenderte langsam näher. Unter seinem Helm sah das Gesicht fast böse aus. Und das Lächeln auf den Lippen wirkte schon raubtierhaft freundlich.
»Ich werde Ihnen auch nicht erlauben, hier für eine Minute zu parken. Die Ausreden kenne ich und…«
»Wir sind dienstlich hier«, erklärte Suko und hatte schon seinen Ausweis hervorgeholt.
»Oh.«
»Es kann länger als eine Minute dauern«, sagte Suko. »Sie können ja einen Blick auf den Wagen werfen. Wir müssen nur in das Theater und etwas regeln.«
»Gut, Sir, geht in Ordnung.«
»Danke.«
Suko lächelte vor sich hin, als er und Jane auf den Eingang des Keller-Theaters zugingen. Der lag auf Höhe der Straße, und es führte auch direkt hinter der Tür keine Treppe nach unten. Der normale Weg neigte sich nur in einem flachen Winkel jenseits einer kleinen Theke der Tiefe entgegen und damit auch dem Eingang des Theaters. Es gab nur eine Tür, die zum Zuschauersaal führte, der wirklich düster aussah wie ein Bunker. Normale
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