1112 - Elfenrache
warum denn?«
Jane hob die Schultern. »Sie waren doch mit dem Team in Island.«
»Klar, das weiß ich. Da haben wir die Aufnahmen abgebrochen.«
»Anscheinend nicht früh genug. Jeder von Ihnen hat sich irgendwie schuldig gemacht…«
»Wieso?«
»Es ist keine Zeit, Ihnen das jetzt zu erklären, Rudy. Brechen Sie die Arbeit ab und kommen Sie mit uns.«
»Wohin denn?«
»Zum Yard«, sagte Suko.
»Uach, zur Polizei? Gott, nein!« Er ging zurück und verdrehte die Augen.
»Da sind Sie vorläufig sicher, denken wir.«
»Und wenn nicht?«
»Wir kümmern uns darum.« Rudy Walters überlegte und kämpfte auch mit sich. Er biß sich auf die Unterlippe, zog einige Male die Nase hoch, zuckte dann mit den Schultern und meinte: »Okay, wie Sie wollen. Dann werde ich Ihnen den Gefallen tun. Aber stimmt das wirklich mit Ronny?«
»Leider!« bestätigte Suko.
Hinter den Scheinwerfern stand noch ein Sessel, über dem einige Kleidungsstücke lagen.
Kopfschüttelnd ging Rudy darauf zu, verfolgt von den Blicken des jungen Models. Sein Helfer hatte den Schokoriegel vertilgt und leckte seine Finger ab.
Darling schrie plötzlich auf und rief dann: »He, was ist denn das?«
Sie wies zur Bühnendecke. Jane und Sheldon schauten sofort hin und sahen das Phänomen ebenfalls.
Als hätte eine elektrische Entladung stattgefunden, so tanzten die Lichter in der Luft…
***
Jane hatte dieses Phänomen schon einmal erlebt, und sie spürte auch den kalten Stoß, der wie ein unsichtbarer Streifen auf sie zuglitt und ihr Gesicht berührte.
Im Gegensatz zu den anderen bewegte sie sich und drehte sich zu Suko hin um. »Die Siruline ist da. Du wirst es sehen. Es ist noch die Vorbotin, aber das kann sich ändern.«
»Was tun wir?«
»Nichts, denke ich. Das heißt, die Bühne muß so schnell wie möglich geräumt werden.«
Die beiden anderen hatten verstanden. Der ›Schwindsüchtige‹ schnellte von seinem Sitzplatz in die Höhe. Er schaute keinen an und rannte auf die Treppe zu.
Auch Darling machte den Abgang. Sie stöckelte an Suko und Jane vorbei. Ihr Blick sah glasig aus, und sie atmete mit schnellen Stößen. Sie warf keinen Blick zurück, denn sie wollte die unheimliche Erscheinung nicht sehen.
Die Erscheinung blieb auf der Bühne. Sie tanzte von einer Seite zur anderen, und sie bestand nur aus Funken, die ihren Kreis aufgelöst hatten und nun einen menschlichen Umriß zeigten.
Er tanzte zwischen ihnen und dem Fotografen, der noch immer nach seiner Klamotte suchte.
»Kommen Sie!« rief Jane.
»Ja, ja, sofort.« Er richtete sich auf und hatte den dünnen Pullover endlich gefunden.
In diesem Augenblick ging Suko vor. Es dauerte ihm zu lange. Er hatte auch gesehen, wie sich die Funken verdichteten. Der Kerl mußte weg, bevor ein Unglück passierte.
Suko packte Rudy am rechten Arm. Er riß ihn zu sich heran, als er Janes Ruf hörte. »Achtung…«
Die Funken tanzten nicht mehr. Suko bekam gerade noch mit, wie sie verlöschten und ein paar letzte Reflexe übrigblieben.
Dafür stand eine andere Person auf der Bühne.
Eine nackte Frau, eine Siruline. Schön von der Gestalt, weniger Elfe als mehr zur Fee hintentierend.
Ein weicher Frauenkörper, auf dessen Rücken Schwingen hervorwuchsen, die dunkler waren als die leicht gläsern wirkende Haut. Sie war nicht Mensch, sie war nicht Geist. Ihr Körper mußte sich in einem Zwischenstadium befinden, denn schließlich war sie aus einer Zwischenwelt gekommen.
Und sie stand zwischen Suko, Rudy und Jane.
Auch der Inspektor spürte diesen Eishauch, der ihm entgegenwehte. Er sah die Waffe in den Händen der Person. Eine Lanze mit relativ kurzem Griff, aber eine breite Spitze.
»Was ist das denn?« ächzte Rudy.
»Bleiben Sie hinter mir!« flüsterte Suko.
»Ja, ja, gut.«
Suko bewegte sich auf die Erscheinung zu. Je näher er an sie herankam, um so deutlicher spürte er sie. Es war einfach das andere, das von ihr ab- und auf ihn überströmte. Wie die Botschaft einer fremden Dimension, die sich in einer ungewöhnlichen Kälte ausdrückte, die auch Sukos Kopf nicht verschonte.
Als sie dort hineingedrungen war, hörte der Inspektor plötzlich Stimmen, die durch seinen Kopf schwirrten wie zittrige Flügelschläge.
Er konnte nichts verstehen, aber er wich zurück, weil er den Eindruck hatte, gegen eine Mauer gelaufen zu sein. Er glaubte auch nicht daran, daß er mit der Beretta etwas ausrichten konnte. Und so zog er seine Dämonenpeitsche hervor.
Er hielt sie noch nicht richtig in
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