1112 - Elfenrache
der nicht zu ihnen gehört. Dabei siehst du aus wie ein Mensch, Caro. Wer bist du wirklich? Bist du ein Mensch, oder bist du eine Elfe?«
»Ich bin eine Siruline…«
»Wirklich?«
Sie wischte durch ihr Gesicht. »Nein, eigentlich bin ich beides. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll. Mal bin ich ein Mensch, mal eine Siruline.«
»Nur bist du nicht als sie geboren worden.«
»Da hast du recht«, erwiderte sie mit leiser Stimme. »Ich wurde nicht als Siruline geboren, sondern als normaler Mensch. Doch ich habe früh gelernt, mich mit den Dingen zu beschäftigen, die hinter der sichtbaren Welt verborgen liegen. Die Insel Island zog mich an wie ein Magnet. Ich hatte viel über das verborgene Volk gelesen, und ich wußte, daß es einige wenige Menschen gab, die mit ihm Kontakt aufgenommen hatten. Das zu schaffen, danach strebte ich.«
»Du hast es geschafft?«
»Ja«, stimmte sie mir langgezogen zu und nickte dabei. »Ich habe all die Regeln befolgt, und ich habe ihnen auch den nötigen Respekt und die entsprechende Ehrfurcht entgegengebracht, so daß sie mich akzeptierten. Ihre Welt öffnete sich für mich, und ich erlebte etwas, das so gewaltig war, daß ich nicht darüber sprechen kann. Ich geriet in ihren Zauber, ich wollte immer bei ihnen blieben, aber sie waren dagegen, weil ich eben noch zu sehr Mensch war. Ich bat, ich flehte sie an. Ich versuchte sie durch mein Handeln zu überzeugen, mich doch in ihren Kreis aufzunehmen. Es war so ungemein schwer, doch schließlich gaben sie nach. Ich erhielt eine Probezeit, in der ich mich entscheiden konnte, auf welche Seite ich mich letztendlich stellte.«
»Hast du dich entschieden?«
»Innerlich schon, doch meine Zeit ist noch nicht beendet. Ich bin manchmal Mensch und dann wieder Siruline. Oft fuhr ich nach Island, um meine Freunde zu besuchen, und ich stellte auch den Frevel fest, den die Menschen ihnen gegenüber begingen. Sie hatten keinen Respekt. Sie störten das geheimnisvolle Volk der Sirulinen. Nichts war ihnen heilig, und so beschloß ich, für meine Freunde zu kämpfen.«
»Sogar mit Mord!« sagte ich hart.
»Ja, sie haben es nicht anders verdient gehabt. Ich hatte sie gewarnt, aber es hörte niemand auf mich. Deshalb trat ich als Rächerin auf. Ich wollte, daß sie die Insel nie mehr betreten. Sie sollten abgeschreckt werden…«
»Du bist zu weit gegangen. Was immer Menschen auch getan haben mögen, in diesem Fall war es nicht einmal ein Verbrechen, niemand hat das Recht, jemand zu töten. Auch du nicht, denn du bist zu einem Teil noch ein Mensch, wie du selbst gesagt hast. Doch auch als Siruline bist du nicht allmächtig, wie ich dir ansehen kann, denn als Verletzte hast du mich nicht verlassen.«
»Es war ein Mensch, der mir das antat, und er ist mit einer blonden Frau zusammen gewesen.«
Suko! Das konnte nur Suko gewesen sein. »Wo ist es passiert?« fragte ich.
»Ich habe es vergessen.«
Das glaubte ich zwar nicht, aber ich wollte auch nicht auf dem Thema herumreiten, weil es mich nicht voranbrachte. Es gab noch zwei weitere Elfen, die in der Nähe lagen, und ich sprach Caroline darauf an. »Wer sind sie? Sind Jill und Laura ebenfalls Zwitterwesen?«
»Sie gehören zu den Glücklichen, die im Volk ihre Heimat gefunden haben.«
»Ich sehe sie als Menschen an. Sind sie das? Oder sind sie auch beides?«
»Mehr Sirulinen. Sie wurden mir mitgegeben. Sie sollten auf mich achten. Wie du sie jetzt siehst, so habe ich sie erlebt. Später glichen sie sich den Menschen an. Ich habe mir hier ein kleines Paradies erschaffen. Ich holte mir ein Stück meiner eigentlichen Heimat her, und ich fühle mich hier sehr wohl, denn von diesem Ort aus gelang es mir, durch den Teich die magische Reise anzutreten. Jetzt weiß ich, daß ich auf dieser Welt nichts verloren habe. Ich werde wieder zu ihnen gehen, und ich hoffe, daß sie mich nicht bestrafen.«
Ich unterdrückte ein Lachen, weil ich es unpassend fand. »Nicht bestrafen? Das verstehe ich nicht. Warum sollten dich deine Freunde bestrafen?«
Ein glasklarer Blick traf mich. »Weil ich meine Rache nicht durchgeführt habe. Ich habe versprochen, den Frevel zu tilgen. Es ist mir leider nicht gelungen. Und ich weiß nicht, ob man mir verzeiht. Ich werde zu den anderen gehen und sie darum bitten, und ich werde die beiden Elfen auch mitnehmen.«
Sie hatte gesprochen wie jemand, der keine Widerrede erwartet, und kümmerte sich auch nicht um mich, als sie zuerst auf Laura zuging.
Ich befand mich in einer
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