1114 - Der Fluch der Kosmokratin
begegnet war.
Belice...
*
Quiupu galt nach xenobioligischer Klassifizierung als humanoid. Aber damals, als Rag Cornus ihn zum erstenmal gesehen hatte, war er ihm alles andere als menschenähnlich erschienen. Das mußte mit der Lage zusammenhängen, in der er sich zusammen mit 250 anderen befunden hatte: von goldenem Staub bedeckt und einer Idee besessen, die sich allmählich als tödlich zu erweisen begann.
Der Virenforscher war von annähernd derselben Größe wie Rag: 1,70 Meter. Er besaß einen überlang ausgebildeten Oberkörper und bewegte sich auf einem Paar kurzer, stämmiger Stempelbeine. Unverhältnismäßig kurz für menschliche Begriffe waren ebenso seine Arme. Der Kopf saß auf einem kurzen, dicken Hals und wirkte abgeplattet, als sei er unter einer schweren Last zerquetscht worden. „Der Mann mit dem Pfannkuchengesicht", hatte Sapr Vistoy gesagt und damit in seiner kurz angebundenen Art den Nagel auf den Kopf getroffen. Das schwarze Haar wirkte unordentlich, von zahlreichen Wirbeln in vielerlei Richtungen gedreht. Quiupus Nase war klein und spitz. Zu klein für terranischen Geschmack war ebenfalls sein Mund, der, wenn die Lippen sich teilten, zwei Reihen von Zähnen zum Vorschein brachte, die wie Streichholzköpfe aussahen.
Nicht daß Streichhölzer im Jahr 426 NGZ noch aktuell gewesen wären. Aber das Bild und der Vergleich hatten sich gehalten.
Quiupu nahm Rag Cornus' Bericht durchaus ernst.
„Es gibt eine Menge von Dingen, die berücksichtigt werden müssen", sagte der Virenforscher. „Zum Beispiel der Umstand, daß du seit geraumer Zeit keine Gleichartigen mehr um dich hast. Ich meine - abgesehen von der kleinen Gruppe, mit der du nach Srakenduurn kamst."
„Du meinst, ich wäre einem Wunschtraum aufgesessen?" fragte Rag.
„Ist das nicht eine Möglichkeit?" erwiderte Quiupu.
„Sicher. Aber was sollte in diesem Zusammenhang die Warnung? Daß wir uns alle zurückziehen sollen? Daß sie das Viren-Imperium übernehmen wird?"
Quiupu strich sich über das unordentliche Haar.
„Das ist das, worüber ich mir Sorgen mache", bekannte er. „Du sagst, ihr Blick war finster?"
„Finster ist nicht der richtige Ausdruck. Ich hatte das Gefühl, mir schlügen Flammen entgegen. Dunkle Flammen - wenn du verstehst, was ich damit ausdrücken will."
Quiupu machte eine vage Geste.
„Besser, als du denkst", sagte er. Er schwieg eine Zeitlang und starrte vor sich hin. Als er wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme ruhiger und weniger schrill, als man von ihm gewöhnt war. „Bist du Gesil jemals begegnet?"
Rag sah überrascht auf.
„Perry Rhodans Begleiterin? Nein. Ich habe ihr Bild in den Nachrichten gesehen..."
„Hatte sie irgendwelche Ähnlichkeit mit der Frau, die dir in der vergangenen Nacht erschien?"
Rag dachte nach. Schließlich schüttelte er den Kopf.
„Nein, das könnte ich nicht sagen. Ich meine, Gesil und ... Belice sind beide Frauen, die einem Mann ohne Schwierigkeit den Kopf verdrehen können. Aber Ähnlichkeit... nein, ich glaube nicht."
Er sah Quiupu an, als wolle er ihn um Verzeihung bitten. Aber der Virenforscher machte eine abwehrende Geste.
„Es war nur eine Idee", sagte er. „Weit hergeholt und ohne jede Grundlage. Wir werden aufpassen müssen."
„Du hast nicht vor, ihre Warnung zu befolgen?" fragte Rag.
Quiupu schüttelte den Kopf.
„Undenkbar." Er wies auf den großen Bildschirm, der die Bestandteile des Viren-Imperiums zeigte. Sie standen unmittelbar vor dem endgültigen Zusammenschluß - ein riesiges Gebilde von der Größe eines Sonnensystems. „Hunderte von Forschern wie ich haben sehr lange an diesem Projekt gearbeitet. In wenigen Tagen ist es vollendet. Wie könnten wir es jetzt im Stich lassen?"
„Ist es wahr, daß du mit deinem Teil des Vorhabens auf der Erde angefangen hast?"
erkundigte sich Rag Cornus.
Ein mattes Lächeln spielte über die exotischen Gesichtszüge des Virenforschers.
„Ja, es ist wahr", antwortete er. „Zumindest im Grundsätzlichen. In einem Erholungsgebiet namens Shonaar, unweit Terrania, machte ich meine ersten Versuche.
Sie waren nicht sonderlich erfolgreich. Manche bezeichneten die Ergebnisse sogar als katastrophal. Damals tauchte Srimavo auf ..."
Er ließ den Satz unvollendet und hing seinen Erinnerungen nach.
„Srimavo?" echote Rag.
„Ein Mädchen. Zwölf oder dreizehn Jahre alt, voll magischer Kräfte. Sie hatte dunkles Haar, und in ihren Augen brannten schwarze Flammen."
„Wie die Frau in der
Weitere Kostenlose Bücher