1114 - Der Fluch der Kosmokratin
vergangenen Nacht! Ist sie... ich meine, kann es sein, daß Srimavo hier erscheint..."
„Es ist seltsam, wie das schwarze Feuer uns verfolgt, nicht wahr?" sagte Quiupu. „Nach allem, was wir wissen, kann es nicht Srimavo sein, die dich in der vergangenen Nacht aufgesucht hat. Meine Experimente in Shonaar liegen kaum zwei Jahre zurück, und das Mädchen war damals, wie gesagt, nicht mehr als dreizehn. Sie tauchte auf Lokvorth auf, wo ich meine Versuche fortsetzte und schließlich ein Virenfragment schuf, das von den Kosmokraten als verwendbar anerkannt wurde. Srimavo bedeutete Gefahr. Sie betrachtete mein Erzeugnis als ihr Eigentum. Ich fürchtete, es zu verlieren, und war erleichtert, als die Beauftragten der Kosmokraten auftauchten, um es abzutransportieren."
Zum zweitenmal machte er eine Geste in Richtung des Bildschirms. „Jetzt ist es eines unter vielen, und in ein paar Tagen wird es fester Bestandteil des Informationsmechanismus sein, mit dessen Hilfe die Kosmokraten Antworten auf die Fragen zu finden hoffen, die das Universum bewegen."
Rag Cornus fühlte sich eigentümlich berührt. Er hatte das Empfinden, ein Geheimnis enthülle sich vor ihm.
Es bestand eine Verbindung zwischen Quiupus Erlebnissen und der Begegnung, die er in der vergangenen Nacht gehabt hatte. Aber der Zusammenhang war unklar. Er hatte eine Ahnung, als drohe ihm und allen, die sich in seiner Nähe befanden, tödliche Gefahr.
Aber es gab nichts, was er zu seinem Schutz hätte unternehmen können. Wie wehrte man sich gegen eine Frau, die einem im Traum erschien?
„Wir werden aufpassen müssen", hatte Quiupu gesagt.
Es klang wie ein Eingeständnis der Hilflosigkeit.
*
„Montageballons" hatten die, Terraner die riesigen Gebilde genannt, die sich im Innern der Staubwolke Srakenduurn bewegten und von den Virenforschern dazu benützt wurden, die Bestandteile des Viren-Imperiums zusammenzuführen. Sie waren kugelförmig, von unterschiedlicher Größe, oft jedoch mehrere Kilometer im Durchmesser und besaßen eine teilweise transparente Außenhaut, die sie wie schillernde Gebilde aus weicher Plastiksubstanz wirken ließ.
Etliche Ballens waren bereits vorhanden gewesen, als die „Staubmenschen" an Bord der Beiboote, die sie von der BASIS entwendet hatten, in die Wolke Srakenduurn eindrangen - verwirrt von der Besessenheit, mit der der goldene Staub sie beseelte, und konfrontiert mit einer Umgebung, in der ein Überleben auf Dauer nicht möglich war. Srakenduurn hatte nach ihnen gegriffen. Der Staub hatte mühelos Schirmfelder und Hülle der BASIS durchdrungen und sich auf ihren Körpern abgesetzt - den Körpern der 250 Unglücklichen, die alsbald den hypnotischen Einfluß zu spüren begannen, der von der seltsamen Substanz ausging und ihnen einredete, daß das wahre Glück des menschlichen Daseins nur immer im Innern von Srakenduurn zu finden sei.
Sie hatten die Stammmannschaft der BASIS überrumpelt und das mächtige Schiff in ihren Besitz gebracht. Waylon Javier und seine rund zwölftausend Männer und Frauen waren geflohen. Aber die Hamiller-Tube, das zentrale Kontroll- und Steuergerät der BASIS, war nicht willens gewesen, das Schiff nach Srakenduurn zu fliegen. Da die Tube weder umgestimmt noch mit Gewalt dazu veranlaßt werden konnte, im Sinne der Bestaubten zu handeln, hatten sie sich - damals noch unter der Führung von Henry Horth - der wenigen Beiboote bemächtigt, die nach Javiers Flucht übriggeblieben waren und sich auf eigene Faust auf den Weg gemacht.
Ihr Leben wäre verwirkt gewesen, hätten sie nicht die Ballons mit den Virenforschern gefunden. Quiupu, den jeder unter ihnen zumindest dem Namen nach kannte, hatte sich ihrer angenommen, sie von dem goldenen Staub befreit und ihnen klargemacht, in welcher Gefahr sie sich befunden hatten. Während des Eindringens in die Staubwolke waren die Triebwerke der Beiboote beschädigt worden, so daß sie nur noch eine begrenzte Reichweite hatten.
Srakenduurn - „Sammelplatz" lautete die tentative Übersetzung des Begriffs aus der Sprache der Mächtigen - schwebte nahe dem Zentrum der Galaxis Norgan-Tur und war von den Beauftragten der Kosmokraten dort materialisiert worden, um später als Fokus für die Wiedererstehung des Viren-Imperiums zu dienen. Niemand wußte - auch nicht Quiupu -, wie lange die bunt schillernde Staubwolke bereits existierte. Es mußten Jahrtausende sein, nach den Legenden zu urteilen, die unter den sternfahrenden Zivilisationen der Umgebung
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