1116 - Der Hexenkelch
Das Blut unschuldiger Menschen in Verbindung mit dem Kelch hatte dafür Sorge getragen, doch das war jetzt vorbei. All die Vorgänge, durch die sie über so lange Zeit hatte existieren können, liefen nun rückwärts ab. Die Jugend wollte sie nicht mehr. Wir sahen, wie sie alterte, wie es rapide mit ihr abwärtsging. Sie sah schrecklich aus. Plötzlich zerfiel ihr Gesicht, nachdem es graugrün geworden war und an getrockneten Seetang erinnerte. Überall sahen wir Wunden. Daraus rann eine dicke Flüssigkeit hervor, die vielleicht einmal das Blut zahlreicher unschuldiger Menschen gewesen war, jetzt aber ebenfalls grünlich und auch leicht bräunlich schimmerte.
Von ihrer Schönheit blieb nichts mehr übrig. Sie wurde zu einem alten, klumpigen Wrack und verbrannte in der Helligkeit er magischen Strahlen.
Schwer prallte sie auf die Planken zurück, und zugleich fiel auch mein Kreuz zu Boden. Es hatte keinen Halt mehr gehabt, denn der Kelch der Morgan le Fay war zerbrochen. Wie auch das Kreuz lagen die Scherben vor meinen Füßen.
Suko ging auf die Reste der Hexe zu. Es waren wirklich nur feuchte, klumpige Reste, über die der erste Schatten der Dämmerung fiel…
***
Wir hatten das Zeug dem Meer übergeben und auch die Scherben des Kelchs.
Josuah Black konnte es nicht fassen, mit dem Leben davongekommen zu sein. Er hatte bereits damit abgeschlossen. Doch er war wieder soweit fit, daß er den Kutter zurück in den Hafen steuern konnte. Den Kahn mit dem Außenborder hatten wir zurückgelassen.
Die Menschen erwarteten uns. Bevor einer von uns das Wort ergreifen konnte, hörten wir, daß die Kinder wieder bei ihnen waren. Alana hatte sie in der Höhle versteckt gehalten, die wir schon kannten. Sie hatten sich dort befreien können.
Josuah Black übernahm das Wort. Er sprach davon, daß es die Hexe nicht mehr gab, und daß diese Tatsache uns zu verdanken war. Wir hörten gar nicht hin, sondern gingen, um Alan Friedman zu holen, der aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht und noch ziemlich benommen war. Die anderen beiden Männer lagen noch im tiefen Schlaf.
»Ist alles in Ordnung?« flüsterte Friedman, als er uns sah.
»Ja!« bestätigte ich. »Es ist alles okay…«
ENDE
Weitere Kostenlose Bücher