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1116 - Der Hexenkelch

1116 - Der Hexenkelch

Titel: 1116 - Der Hexenkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Welt verlassen und sich auf dem Boot materialisieren.
    Plötzlich verstummten die Geräusche des Motors. Mit einem letzten Tuckern liefen sie aus, dann war es für eine Weile sehr still, wie ich fand. Bis ich die Schritte des Kapitäns hörte, der seinen Steuerstand verlassen hatte und zu mir kam.
    Er hatte in die untergehende Sonne schauen müssen und sich deshalb eine dunkle Brille aufgesetzt.
    Als er vor mir stand, nahm er sie mit einer gelassenen Bewegung ab.
    »Wir sind da!« meldete er.
    »Das dachte ich mir!«
    Er blickte an mir vorbei über das Wasser hinweg. »Ich weiß, was Sie jetzt von mir denken, Sinclair, aber es geht um die Kinder. Da habe ich mich geschlagen geben müssen.«
    »Das kann ich sogar verstehen.«
    »Verlangen Sie nicht, daß ich mich für die Antwort bedanke. Es ist furchtbar, ich weiß es, aber was kann ich tun? Ich, ein schwacher Mensch gegen die finstere Banshee.«
    Er quälte sich tatsächlich, das sah ich ihm an. Und wahrscheinlich drehten sich seine Gedanken auch um die Banshee und darum, daß er bald einen Mord erleben würde.
    »Doch, Black, Sie können etwas tun.«
    »Ach. Und was?«
    »Binden Sie mich los!«
    Er starrte mich an, als hätte ich ihm ein schmutziges Angebot gemacht. »Das kann nicht Ihr Ernst sein, Sinclair, Verdammt, denken Sie doch an die Kinder.«
    »Zuerst denke ich mal an mich!«
    »Aber ich muß an die Kinder denken.«
    »Gemeinsam könnten wir es schaffen!« flüsterte ich. Noch immer hatte ich Schwierigkeiten mit dem Sprechen.
    »Wollen Sie etwas zu trinken haben?«
    »Ja, bitte.«
    Er ging weg. Ich überlegte verzweifelt, wie ich aus diese Lage herauskam. Die Hexe würde bei mir ebensowenig Gnade kennen wie auch bei den anderen Opfern. Und in den Fesseln hängend war ich ein Nichts. Das mußte auch Josuah Black einsehen. Er aber dachte nur an die Kinder. Auch verständlich. Er kannte sie. Ich war für ihn ein Fremder.
    Er kehrte zurück, die Dose mit dem Wasser hielt er in der linken Hand. Sie war schon offen. Er setzte mir die Öffnung an die Lippen, kippte die Dose, und ich konnte endlich etwas trinken. Auch wenn viel Wasser daneben rann, fühlte ich mich erfrischt. Er goß mir noch den Rest über den Kopf.
    »Danke«, sagte ich.
    »Es war der Henkerstrunk.«
    »Dann bleiben Sie bei Ihrer Meinung?«
    »Ich muß es tun, Sinclair. Verdammt noch mal, ich habe keine andere Wahl.«
    Nein, ich wollte mich nicht darauf einlassen. »Wissen Sie denn, wie es weitergeht, wenn ich nicht mehr bin? Was ist mit den Kindern? Wer bringt sie wieder zu ihren Eltern zurück - wer?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Glauben Sie an die Hexe?«
    »Wieso?«
    »Daran, daß sie die beiden Kinder zurückbringt?«
    Black trat etwas zurück und begann zu lachen. »Was heißt denn hier glauben? Ich muß mich darauf verlassen können. Wir haben den ersten Teil der Bedingungen erfüllt. Ich weiß auch nicht, weshalb wir hier aufs Meer fahren sollten, aber wir haben es getan, und somit hat sie unseren guten Willen gesehen.«
    »Sehr schön!« erklärte ich spöttisch. »Wie lange wollt ihr euch von dieser Banshee noch terrorisieren lassen? Bis es keinen Menschen mehr auf der Insel gibt? Sie will euer Blut. Sie hat schon einige von euch umgebracht. Wann wird sie stoppen? Wenn es keinen Bewohner mehr auf Stormy Island gibt?«
    »Hören Sie auf!«
    »Nein, Black, ich höre nicht auf. Ich will Sie zur Vernunft bringen. Denken Sie doch mal nach! Auch die Kinder wird sie nicht freigeben. Sie braucht Blut, um immer so zu bleiben wie sie einmal gewesen ist. Und gerade das Blut der Kinder wird ihr munden und ihr einen Schuß Jugend zurückgeben. Lassen Sie sich nicht täuschen, Black. Die Mächte der Finsternis sind den meisten Menschen haushoch überlegen. Sie kennen genau die Schwächen. Ihre Zweifel, ihre Ängste, und deshalb ist es auch leicht, die Menschen zu benutzen. Zudem wird ihnen noch etwas vorgegaukelt, das später nicht eintrifft. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oft ich das schon erlebt habe. Immer wieder fallen Menschen darauf herein, eben so wie Sie, Mr. Black.«
    Er war unsicher geworden. Er leckte über seine Lippen. Er blies mir einen Atem gegen das Gesicht, der nach Whisky roch. »Woher wollen Sie das alles wissen, was Sie mir überschlauerweise an den Kopf geworfen haben?«
    »Das ist ganz einfach. Ich bekämpfe die Mächte der Finsternis. Ich stelle mich dem Bösen entgegen, und ich bin auch in der Lage, es zu stoppen. Aber nicht jetzt, denn gegen eine Fesselung komme

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