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112 - Der weiße Mönch

112 - Der weiße Mönch

Titel: 112 - Der weiße Mönch
Autoren: Dämonenkiller
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Experimente an unschuldigen Männern und Frauen das Rezept für die Unsterblichkeit zu finden, waren fehlgeschlagen. Offenbar hatte den Verbrechern zuletzt sogar die Kraft gefehlt, die Opfer fortzuschleppen und zu begraben.
    Der Vermummte entdeckte die Weißen Mönche in dem saalartigen Versammlungsraum. Hierher hatten sie sich geschleppt, hier siechten sie nun dahin. Sie hatten ihre Körper durch Selbstversuche soweit sterilisiert, daß sie nun lebendig verfielen. Sie waren trocken und brüchig geworden - wie die Mauern ihres Klosters.
    Sie riefen dem Eindringling etwas zu, aber ihre Stimmen waren heiser und verzerrt. Er konnte sie nicht verstehen. Sie wollten ihn zurückhalten, doch er stieß ein paar von ihnen fort. Diese prallten gegen die Wand und zerbrachen buchstäblich.
    Hermes Trismegistos hatte den Eindruck, in ein Seuchenlazarett geraten zu sein. Der Fluch, den diese Männer sich selbst auferlegt hatten, war wie eine furchtbare Krankheit.
    Einen von ihnen konnte er zum Reden bringen. Er verstand auch, was er ihm zuraunte.
    „Die Schuld - an unserem Schicksal", sagte der Sektierer leise und krächzend, „allein dem Abt kommt - kommt sie zu. Sephirotus! Der - der Blitz soll - ihn treffen. Er ist - der Pestträger, von - ihm geht die Bleichkrankheit aus. Er hat nur - Unheil - über - uns…"
    Der Mann starb, ohne daß der Dreimalgrößte noch etwas für ihn tun konnte.
    Er erhob sich und durchsuchte die übrigen Räume des Klosters. Sephirotus war also die Wurzel allen Übels. Er hatte sogar den Steinen die Farbe ausgesaugt. Aber wo steckte er?
    Diesen Hinweis hatte der Sterbende nicht mehr liefern können. Der vermummte Mann mußte mühselig nach dem Abt forschen. Schließlich fand er eine zweite Gruppe von „Reinen" im Kellergewölbe des unheimlichen Gemäuers. Sie legten ihren weißen Abt mit letzter Kraft in einen Sarg. Kniend, angestrengt keuchend, kaum noch in der Lage, überhaupt einen Hammer zu halten, nagelten sie den Sarg zu.
    Hermes Trismegistos beobachtete sie von einem dunklen Versteck aus. Fast ganz heruntergebrannte Fackeln verbreiteten zuckendes Licht im Gewölbe. In dem rötlich-gelben Schein nagelten die Weißen Mönche notdürftig den Sarg zu und sicherten ihn dann magisch ab, damit der verruchte Pestträger kein Unheil mehr anrichten konnte. Einige blieben entkräftet auf der Strecke, als sich die Gruppe langsam zurückzog. Den noch aufrecht Stehenden kam es nicht in den Sinn, die Gefährten zu sich zu holen.
    Gebannt verfolgte der heimliche Gast, wie die „Reinen" keuchend eine halb fertiggestellte Mauer vor dem Gewölbeeingang hochbrachten. Es kostete sie ihre letzten Energien. Sephirotus, der fluchwürdige Abt, war für ewige Zeiten eingeschlossen - doch damit gaben sich seine dereinst treuen und fanatischen Anhänger nicht zufrieden. Sie mauerten weitere Gewölbe rund um die Totenkammer. Nichts lag Hermes Trismegistos ferner, als sie dabei zu stören. Der Sinn ihres Vorhabens erschien ihm klar: Fall es Sephirotus jemals gelang, sich aus seinem Sarg zu befreien - falls er einmal auf magische Weise zu neuem Leben erwachte und aus seiner Krypta entkam, so fand er sich in einem nächsten Gefängnis wieder, ganz gleich, in welche Himmelsrichtung er sich auch wandte. Er konnte also nichts entweichen. Und noch einen weiteren Zweck verfolgten die „Reinen" mit ihren Bemühungen: Sollten jemals Eindringlinge auf die wahnwitzige Idee kommen, dem furchtbaren Abt aus seinem Verlies zu helfen, so würden sie sich in dem Labyrinth von leeren Gewölben hoffnungslos verirren.
    So zeigten sich die Sektenmitglieder auf ihre Weise reumütig. Sie hatten Grauen verbreitet und keine Gnade mit ihren Versuchsopfern gekannt, doch nachdem sie ihren entsetzlichen Fehler erkannt hatten, wollten sie zumindest die Nachwelt vor dem Fluch des Bleichtodes behüten.
    Den „Reinen" selbst war nicht mehr zu helfen. Sie waren bereits zu sehr vom Bleichtod, gezeichnet, innerlich und äußerlich verfallen, sie beendeten ihr ruhmloses Dasein mit einem langsamen, qualvollen Tod. Einer von ihnen schnitt sich mit einem Messer die Pulsadern auf, um die Qual zu verkürzen.
    Der Vermummte trat aus seinem Versteck hervor, doch er unternahm nichts. Er wußte, daß er den Mann selbst durch die Weiße Magie nicht mehr retten konnte. Mehr erstaunt als bestürzt verfolgte er, wie aus den Wunden des „Reinen" ein paar Rinnsale hervortraten, zu Boden tropften und dort rasch trockneten; es war weißes Blut.
    Nachdem auch der letzte
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