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112 - Der weiße Mönch

112 - Der weiße Mönch

Titel: 112 - Der weiße Mönch
Autoren: Dämonenkiller
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steckte ein Messer.
    Hinter dem jaulenden Hund stieg der Büßer eine Treppe empor und betrat ein Schlafgemach. Er zog die weit offenstehende Tür zu, wandte den Blick nach rechts - und schrak unwillkürlich zusammen. Neben dem Bett saß vor einer schlichten Eichenholzkommode ein Mann. Er hatte die Beine weit von sich gestreckt. Seine Arme baumelten herab, sein Kopf war nach links gekippt, die Zunge schaute ein Stück aus dem Mund hervor; seine Augen waren groß und glasig und schienen den Eindringling anzustarren; anklagend und flehend zugleich, obwohl kein Leben in ihnen war. In der Brust des Mannes klaffte eine große Wunde. Getrocknetes Blut bedeckte einen großen Teil des Fußbodens. Ein übler Geruch lag in der Luft.
    „Der Herr sei deiner Seele gnädig", sagte der Büßer.
    Er drückte dem Mann, dessen Namen er nicht kannte, die Augen zu und streichelte den Hund. Dann ging er zur Kirche, um nach dem Pfarrer zu suchen. Er hoffte, daß das Gotteshaus dem Bösen standgehalten hatte.
    Das Kirchenportal stand weit offen. Erste Zweifel befielen den vermummten Mann. Er horchte jedoch auf, als er die Glocke leise anschlagen hörte, und stieg bis in den Turm empor, begleitet von dem mageren Hund. Zu seinem Entsetzen entdeckte er den Pfarrer, der sich am Glockenstrang erhängt hatte. Wind Strich durch die Schallöcher der Turmfenster und bewegte den Leichnam. Das hatte zur Folge, daß auch der Glockenklöppel ein wenig in Schwingung versetzt wurde.
    Der Büßer bestattete den Toten. Er gab dem Hund von seinem Proviant zu fressen, dann schwang er sich wieder in den Sattel seines Apfelschimmels und verließ Drachselried.
    Er hatte gehofft, in dem Dorf nähere Hinweise auf die Lage des Klosters der verdammungswürdigen Sekte zu erhalten. Die Hoffnung konnte er aufgeben. Auch auf einem etwas abgelegenen Gehöft, in dessen Torbalken der Name Stege eingeschnitzt war, fand er nur totes Vieh, keine Menschen.
    Er wandte sich dem Fuß des Großen Arber zu und suchte lange nach der Behausung des Weißen Mönches.
    Nach vielen Stunden waren Mann und Pferd der völligen Erschöpfung nahe, doch der Vermummte gönnte sich keine Pause; er wollte sein Ziel noch an diesem Tag erreichen.
    Die Tatsache, daß der Pfarrer sich erhängt hatte, um allem Anschein nach wie der andere Tote dem schrecklichen Schicksal zu entgehen, von den „Reinen" entführt zu werden, bestätigte ihn in seinem Verdacht: Der Weiße Mönch hatte keinen Kontakt zu den Dämonen der Schwarzen Familie. Er und seine Anhänger waren nicht schwarzen Geblüts, sondern nichts weiter als pervertierte Sterbliche, sonst hätten sie vor dem Gotteshaus haltgemacht.
    Der Mann mit dem blauschwarzen Umhang hatte sich nur als Büßer getarnt, um die Sekte nicht vorzeitig zu warnen. In Wirklichkeit war er gekommen, um ihnen das Handwerk zu legen, denn er war mit niemand anderem als Hermes Trismegistos, dem Dreimalgrößten, identisch.
    Bei Einbruch der Dunkelheit stieß er endlich auf das Kloster, einen mächtigen kalkweißen Bau mit trutzigen Mauern. Im Grunde mutete das Gemäuer eher wie eine Festung an. Zu seiner Überraschung fand der Ankömmling das Tor offen. Ohne Schwierigkeiten konnte er in den Hof reiten.
    Als erstes fiel ihm ein weißer Karren auf. Ein Gespann heller Pferde gruppierte sich um die Deichsel; doch die Tiere standen nicht aufrecht; mit verrenkten Gliedmaßen lagen sie auf dem Boden, tot, völlig ausgemergelt, vom Mal des Bösen gezeichnet.
    Der Dreimalgrößte saß ab. Er wappnete sich mit Symbolen der Weißen Magie, um nicht von dem Fluch befallen zu werden, der offenbar im Kloster umging. Behutsam stieß er ein totes Pferd mit dem Fuß an. Es zerfiel zu Staub.
    Sein Apfelschimmel wieherte und stampfte mit einem Vorderhuf auf. Daraufhin löste sich über ihnen, an der Ecke eines gedrungenen Turmes, ein großer Mauerstein und sauste auf sie herab. Gerade noch rechtzeitig konnten sich beide in Sicherheit bringen.
    Der Mann, der Hermes Trismegistos war, führte sein Pferd ins Freie. Am Waldrand band er die Läufe des Tieres mit Stricken zusammen, so, daß es sich immer noch bewegen konnte. Er wollte nicht riskieren, daß es im Kloster durch einen Stein erschlagen wurde.
    Dann begab er sich wieder in das Gemäuer. In den Räumen des Hauptgebäudes entdeckte er Menschenleichen, die keine Kutten trugen, aber von Kopf bis Fuß von den „Reinen" eingebleicht worden waren. Einige waren noch nicht lange tot. Auch die letzten Versuche der Weißen Mönche, durch
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