112 - Monster im Prater
meiner Wenigkeit.“
X-RAY-1
wollte wissen, wie die Mission, wegen der Morna und Larry sich in Wien
aufhielten, bisher verlaufen war. Brent hatte gute Nachrichten. „Wir werden mit
Sicherheit noch in der nächsten Stunde zum Abschluss kommen“, beendete er seine
Ausführungen, nachdem er berichtet hatte, wie sich ihr Einsatz bisher
ausgewirkt hatte. „Vielleicht kommt aber noch ein Rattenschwanz von
Überraschungen nach, Sir. Das wird sich noch herausstellen.“
Es stellte
sich heraus, dass die Neuigkeit, mit der X-RAY-1 herausrückte, eigentlich gar
keine Neuigkeit mehr war. Bis auf einen Punkt: dass bereits ein
Nachrichtenagent im Auftrag der PSA Perkush und seine Show unter die Lupe
genommen und sich vereinbarungsgemäß spätestens 17 Uhr Ortszeit nicht gemeldet
hatte. Wieder der Name Perkush, der auch in den Worten Stefanies eine Rolle
spielte und über den sie-wenn alles wunschgemäß erledigt war - mehr mitteilen
wollte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde allen klar, dass die beiden Fälle
an einer Stelle doch stärker miteinander verknüpft waren, als sie bisher
angenommen hatten. Schicksal oder Zufall? Diese Frage würde wohl nie ganz
geklärt werden, aber darauf kam es auch nicht an. Entscheidend war einzig und
allein herauszufinden, ob Istvan Perkush wirklich etwas mit dem Verschwinden
von bisher fünf Frauen zu tun hatte und ob er ganz und gar schon mal in der
Vergangenheit in Erscheinung getreten war. Morna wurde zu größter
Aufmerksamkeit aufgefordert, und Larry wollte sie umgehend informieren und zu
ihr in den Prater kommen, sobald er sein Versprechen Stefanie gegenüber
eingelöst hatte. „Immer, wenn’s um Frauen geht, Sir, wird’s schwierig“, sagte
er abschließend. „Besonders schwierig aber ist es dann, wenn zwei im Spiel
sind. Da kann man’s keiner mehr recht machen. Und wenn die beiden Damen noch
von unterschiedlicher Erscheinung sind, ist’s geradezu aussichtslos. Die eine
lebend aus Fleisch und Blut, die andere als Geist... Das überfordert eigentlich
die Kräfte eines Mannes, der ein Normalsterblicher ist.“
●
Es war schon
dunkel und sämtliche Lichter an den Karussells, Schaubuden, am Riesenrad, den
Spielhallen und Imbissständen brannten und tauchten die Umgebung in eine
farbenprächtige Märchenwelt. Abends sind alle Rummelplätze der Welt noch
schöner, besonders der Prater. Morna Ulbrandson hatte sich von Kommissar
Sachtler den Lageplatz der Schaubude des Ungarn geben lassen und fand ihn auf
Anhieb. Die Schaubude und die Schrifttafeln waren hell erleuchtet, aber der
Betrieb war zurzeit geschlossen. Die nächste und letzte Vorstellung an diesem
Tag würde um 19.30 Uhr sein. In Perkushs Wohnwagen brannte Licht. Zwischen den
dicht stehenden Buden und Wagen fand die Schwedin hervorragende Gelegenheit,
sich unbemerkt an den Wohnwagen heranzupirschen. Auf beiden Seiten befand sich
je ein Fenster. Die Vorhänge waren zugezogen. Aber Morna erblickte die
Silhouetten zweier Menschen. Wie überdimensionale Scherenschnitte wirkten sie
hinter dem Vorhang. Es handelte sich um zwei Männer. Der eine stand, der andere
saß an einem Tisch direkt am Fenster. Morna legte den Kopf an die Außenwand des
alten, verwitterten Wohnwagens, „...jetzt wissen Sie alles, Perkush“, vernahm
sie eine jugendliche Stimme. „Mein Bekannter wollte Sie erleichtern. Sie sind
bestimmt ein reicher Mann, da hat sich Thomas Meixner nicht getäuscht. Ich bin
heute Abend nochmal gekommen, um Ihnen alles zu sagen, meine Dummheiten mit
Meixner, aber auch mein Verhältnis zu Marlene. Manchmal ändern sich im Leben
die Dinge unglaublich schnell. Ich kann es selbst kaum fassen, dass ich bereit
bin, ein anständiges und ordentliches Leben zu beginnen. Das Girl hat mich
verändert. Es war gut, dass ich heute noch mal durch den Prater marschiert bin
und sie dabei kennengelernt habe. Ich kann Ihr Angebot, Sie zu begleiten, nicht
annehmen. Ich möchte es auch nicht, denn ich glaube, dass Sie etwas mit Thomas
Meixners Verschwinden zu tun haben. Ich werde auch der Polizei alles erzählen.
Man wird zu Ihnen kommen und Sie verhören. Wenn Sie unschuldig sind, ist alles
okay. Wenn nicht, wird man es herausfinden. Meixner mag ein Tagedieb gewesen
sein und ist irgendwann - wie ich - in schlechte Gesellschaft geraten.
Vielleicht hätte er sich auch noch geändert, wenn man ihm eine Chance geboten
hätte.
Ich will ihm
diese Chance geben, wenn er noch lebt „Er lebt nicht mehr, mein Junge“, erklang
eine zweite
Weitere Kostenlose Bücher