112 - Monster im Prater
Menschen etwas Vergnügen
und Zerstreuung bringen. Er reiste in einem Wohnwagen und war Puppenspieler. Er
verstand es, die Leute anzulocken und sie für Stunden ihre Sorgen und
Schwierigkeiten vergessen zu lassen. Er blieb in Wien, in der schlimmsten Zeit
der Pest, und scharte Leute um sich. Aus seinem Mund - das weiß ich genau -
hörte ich zum ersten Mal die Aufforderung, sich der neuen Bewegung
anzuschließen und die Versammlungen aufzusuchen, um die Hölle für die
Notleidenden, Kranken und Sterbenden zu gewinnen. Er sprach uns die
Beschwörungsformeln vor, die wir alle aufsagen mussten.“
War der
Perkush von damals identisch mit dem von heute? War es nur eine zufällige
Namensähnlichkeit? Es gab gewiss viele Menschen dieses Namens jenseits der
Grenzen. Oder handelte es sich bei Istvan Perkush, der seine Schaubude vor
einer Woche etwa aufgebaut hatte, um einen Nachkommen jenes Puppenspielers
Perkush? Diese Fragen konnte auch Stefanie nicht beantworten. Sie ließ ihn nur
wissen, dass er die Augen offen halten und auf sein Leben achten sollte.
„In der Zeit
meiner geistigen Existenz habe ich noch eine weitere Fähigkeit entwickelt“,
schloss sie ihre Ausführungen, „nämlich die der Wahrsagerei... Ich werde dich
mehr wissen lassen, wenn du deine Aufgabe erfüllt hast und meinen wirklichen
Leib, den Rest der bleichen Knochen, in die Katakomben von Wien bringen lässt.
Ich weiß, dass du dazu imstande bist! Du hast wichtige und einflussreiche
Freunde. Sie würden diesen scheinbar unsinnigen Wunsch jedem anderen
abschlagen, aber nicht, wenn er von dir ausgesprochen wird.“
Stefanie, die
Stimme aus dem 17. Jahrhundert, hatte völlig recht. Larry Brent alias X-RAY-3
nahm man ernst, selbst wenn er etwas verlangen sollte, das scheinbar keinen
Sinn ergab. Sie wusste nichts über seine Mission und sein Wirken als PSA-Agent.
Dieser Begriff war ihr nicht geläufig. Aber instinktiv hatte sie sich für das
Problem, das sie bedrückte, den richtigen Helfer ausgesucht...
●
Hans Pechsteiner nahm das leichte Betrachtungsgerät etwas in die
Höhe, um eine weitere der heimlichen, mit Miniaturkamera geknipsten Aufnahmen
näher anzusehen, als es geschah ...
Mit
ohrenbetäubendem Krachen zersprang die Fensterscheibe an seiner Seite. Wie von
einem Peitschenhieb getroffen, flog Hans Pechsteiners Kopf herum. Im ersten
Moment dachte der Nachrichtenagent an einen Unfall. Vielleicht hatte ein
anderer Fahrer beim Einparken den dunklen Kadett im Schatten der Bäume
übersehen und gerammt. Aber da stand kein fremdes Auto. Eine riesige,
dunkelgrüne Gestalt, deren Arm durch die gesplitterte Öffnung im Glas glitt,
füllte sein Blickfeld. Der Riesenfrosch aus Istvan Perkushs Monster-Show!
Pechsteiner war schnell. Doch kam alles, was er jetzt noch tat, zu spät. Er
wollte die Waffe - eine normale Smith & Wesson, wie Polizei- und FBI-Beamte
sie auch hatten - aus dem Schulterhalfter ziehen und sie auf das Ungetüm
anlegen. Der Riesenfrosch, der die ganze Seite des Autos abdeckte, war wendiger
und hatte zudem das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Pechsteiner
registrierte die tödliche Gefahr praktisch erst in dem Augenblick, als sie
schon akut war. Er hatte nicht bemerkt, wie sie näher gekommen war. Und das war
eines der größten Rätsel, die der Nachrichtenmann noch mit in den Tod nahm. Ein
Koloss von dieser Größe konnte nicht unbemerkt durch die Straßen hüpfen, sich
nicht lautlos nähern. Er musste blitzartig von einem Ort zum anderen versetzt
worden sein, oder sich selbst versetzt haben. Teleportation nannte man das,
wenn man mit Hilfe übersinnlicher Fähigkeiten seinen Körper ohne Transportmittel
von einem Ort zum anderen beförderte. Ein Monster mit PSI-Fähigkeiten? Da wurde
die Tür aufgerissen, und beide vorderen Gliedmaßen des Frosches klatschten dem
verdutzten und überrumpelten Mann auf die Brust und ins Gesicht. Pechsteiners
Mund, Lippen und Nase wurden verschlossen, und wie eine Puppe liftete der
Riesenfrosch ihn in die Höhe und riss ihn mit einem Ruck hinter dem Lenkrad
hervor. Pechsteiners Schrei ging in dem schwarzen und schleimigen Schlund, der
sich vor ihm auftat und in dem er verschwand, unter...
●
Der Mann
hatte sich für die Entwicklung seines Filmes und die Betrachtung des Streifens
einen schattigen und abgelegenen Parkplatz aufgesucht. Zu weit abseits, wie
sich nun herausstellte. Die Aktion des Riesenfrosches bekam niemand mit, obwohl
sie am hellen Tag stattfand. Das grüne
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