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112 - Monster im Prater

112 - Monster im Prater

Titel: 112 - Monster im Prater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Schacht. Wibbert stieß sich ab und blickte noch mal
nervös zum Ausgang. Dort tauchte niemand auf. Der Mann mit Hut erhob sich von
der Bank. Die metallicsilberne U- Bahn kam zum Stehen. Der letzte Zug war ein
Kurzzug und hatte nur noch zwei Wagen. Sie gähnten vor Leere. Insgesamt zwei
Passagiere hielten sich darin auf. Wibbert stieg als Letzter ein. Fauchend
schloss sich die Tür hinter ihm. Dann ruckte der Zug an und gewann schnell an
Geschwindigkeit. Er raste in die dunkle Röhre. Andreas Wibbert hockte auf dem
hintersten Sitz, rauchte weiter, obwohl es verboten war, und starrte trübsinnig
vor sich hin. Er hatte das Gefühl, dass er Thomas Meixner nicht mehr lebend
Wiedersehen würde.
     
    ●
     
    Die dunkle
Spitze des Stephandoms ragte über die Häuser hinweg in den Nachthimmel. Eine
schwarze Mercedes-Limousine erreichte die Straße am Kohlmarkt. Im Fond saßen
zwei Personen, ein Mann, groß, blond, sympathisch, neben ihm eine attraktive
Blondine mit aufregend langen Beinen. Vom beim livrierten Fahrer, der sie im
Auftrag des Innenministeriums vom Flughafen Wien-Schwechat abgeholt hatte, saß
ein mittelgroßer, gut genährter Fünfziger. Er hatte einen dicken, borstigen
Schnauzbart, der ihm großväterlichen Anstrich verlieh. Dieser Mann war
Kommissar Sachtler. Bei den beiden anderen Insassen auf den Rücksitzen handelte
es sich um Morna Ulbrandson, heißer Export aus Schweden, und um Larry Brent,
Erfolgsagent der PSA und Geheimwaffe Nr. 1 dieser Organisation. Anton Sachtler
hatte es sich nicht nehmen lassen bei der Ankunft der verspäteten Maschine
dabei zu sein, seine zusätzlichen Mitarbeiter zu begrüßen und sie zum Kohlmarkt
in die Innenstadt zu begleiten. Der rundliche, gemütliche Kommissar, der stets
nach würzigen Zigarren roch, weil er Havannas so liebte, hatte durch seine
früheren Begegnungen mit Larry und dessen Team etwas hinzugelernt. Es gab
Dinge, die ließen sich nicht während der normalen Dienstzeit erledigen. Ein
PSA-Agent kannte keinen Acht-Stunden-Tag.
    Es kam oft
vor, dass die Frauen und Männer dieser Organisation manchmal vierundzwanzig,
dreißig oder sogar achtundvierzig Stunden hintereinander im wahrsten Sinn des
Wortes einem Phantom nachjagten, um es zu bannen. Grauenvolle und makabre
Vorfälle durfte man im Interesse der Betroffenen nicht auf die lange Bank
schieben. Die Angst und die Gefahr von den Menschen zu nehmen, die bedroht
wurden, war eine der wichtigsten Aufgaben der PSA, der Psychoanalytischen
Spezial-Abteilung. Sie hatte ihren Sitz in New York, versteckt und unerkannt
zwei Stockwerke tief unter dem bekannten Speiselokal Tavern on the Green im
Central-Park. Larry Brent alias X-RAY-3 und seine reizende Kollegin Morna
Ulbrandson alias X-G1RL-C kamen direkt aus New York, wo sie sich ein paar Tage
aufgehalten hatten, um liegen gebliebene Büroarbeit zu erledigen. Da erreichte
sie die Schreckensmeldung aus Wien. Bei Abbrucharbeiten eines alten Mietshauses
am Kohlmarkt, das einem Neubau weichen sollte, waren Arbeiter im Keller auf
einen unterirdischen Stollen gestoßen, in dem sie etwas Merkwürdiges und
Unheimliches entdeckten. Ein Arbeiter, der in den Stollen einstieg, war nicht mehr
zurückgekehrt. Eine sofort eingeleitete Suchaktion verlief ergebnislos. Der
Stollen ließ sich nicht ausloten, er war demnach ungeheuer tief. Das Loch war
inzwischen abgedeckt und der Keller polizeilich versiegelt worden. Seither -
meldeten sich Stimmen aus dem Gemäuer ...
    Kommissar
Anton Sachtler, ein Mann, für den das Übersinnliche nie existiert hatte,
betrachtete die Welt und sein Leben spätestens seit den Ereignissen im
Horror-Palais in der Naglergasse mit anderen Augen. Er informierte die PSA
direkt. Wo Stimmen aus Steinen und einem Stollen im Keller kamen, ging’s nicht
mit rechten Dingen zu. Mit Stimmen hatte es damals auch in Neutraubling und
schließlich in Düsseldorf begonnen. Und dann hatte sich herausgestellt, dass
eine schreckliche Gestalt aus dem Jenseits dahintersteckte. Chopper und die
Hexe Marina, die auch in Wien ihre Spur hinterlassen hatte, waren nach wie vor
flüchtig. Gab es noch andere markante Punkte, die Marina oder Chopper anzogen?
Oder war hier durch Zufall etwas ganz Neues und der PSA noch völlig Unbekanntes
ans Tageslicht befördert worden? Niemand wusste Näheres in dieser Stunde. Nur
eines war bekannt: Die seltsamen Stimmen im Haus meldeten sich immer nur nachts
zwischen eins und drei.
    Der Wagen
hielt vor dem Haus. Gehweg und Straße waren gesperrt,

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