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1121 - Der Sonnenhammer

Titel: 1121 - Der Sonnenhammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schirmfelder erreicht. Nadu Najeeb verabschiedete sich von den beiden Mutanten mit den Worten: ,,Von jetzt an seid ihr auf Gedankenleserei angewiesen."
    Aber sie war nicht sicher, ob selbst dieser kurze Spruch sein Ziel in verständlicher Form erreichte. Bom Gerard war nicht mehr ansprechbar. Wie in Trance beobachtete er die Anzeigen seiner Geräte. Ab und zu murmelte er vor sich hin Worte wie „Normal", „Das geht noch" oder „Heh, ,das Ding funktioniert wirklich!" Ansonsten herrschte Stille im Helmnetz. Das Gelb des Hintergrunds wurde intensiver. Orangefarbene und rötliche Schattierungen waren zu sehen. Die roten Schlieren wurden häufiger, je weiter die Space-Jet ins Innere der Korona vordrang.
    Die technischen Schutzvorrichtungen arbeiteten automatisch. Man hatte damit gerechnet, dass Situationen entstanden, in denen der Mensch nicht rasch genug reagieren konnte, um ein Unheil zu verhüten. Aber die automatische Funktion beruhte auf menschlichem Wissen über die Vorgänge, die sich nahe der Oberfläche einer Sonne abspielen und mit diesem Wissen war es nicht allzu weit her, besonders nicht, wenn es um eine fremde Sonne ging. Bom Gerard war sich seiner Verantwortung bewußt. In dem Augenblick, in dem sich eine der vorprogrammierten Voraussetzungen als falsch erwies, würde er eingreifen müssen.
    Der HÜ-Schirm aktivierte sich selbst. Der Bildhintergrund wurde von einem fahlen Flackern überlagert. Die CERBERUS näherte sich der Chromosphäre, jener dünnen Gasschicht, die sich über der eigentlichen Sonnenoberfläche, der Photosphäre, ausdehnt.
    Die gelbe Fläche nahm allmählich ein pockennarbiges Aussehen an. Die Granulation der Sonne wurde erkennbar. French Sringar verfolgte die Manöver des Autopiloten. Er sah, dass die Space-Jet einen Ausweichkurs flog und sah Augenblicke später eine riesige finstere Fläche am Rand des Bildfelds auftauchen und wieder verschwinden. Die CERBERUS war einem Sonnenfleck aus dem Weg gegangen.
    Eines der Instrumente zeigte den simulierten Zielpunkt, die Position des Sonnenhammers. Das leuchtende Symbol näherte sich dem Koordinatenursprung. Die Entfernung betrug 300 000 Kilometer. French überschlug in aller Eile, wie viel Zeit ihnen noch blieb. Nicht mehr als ein paar Minuten dann würde sich erweisen, ob der teuflischen Waffe der Armadaschmiede beizukommen war. Er befeuchtete die trockenen Lippen mit der Zunge. Was er empfand, war nicht Angst, sondern Hilflosigkeit.
    Welchen Einfluss hatte er, der Mensch, auf die Dinge, die sich im Lauf der nächsten halben Stunde abspielen würden? Alles geschah automatisch. Ihm, dem Menschen, blieb nur die Aufgabe, korrigierend einzugreifen, falls die Automatik einen Fehler machte. Er war einem Konglomerat von Maschinen ausgeliefert! Sein Leben hing davon ab, ob die Voraussetzungen, die man in die zweihundert Mikrocomputer der CERBERUS programmiert hatte, Gültigkeit besaßen oder nicht. Er selbst konnte überhaupt nichts tun. Er war eine Marionette, an deren Strängen winzige Positroniken zupften. Er fühlte sich erniedrigt. Das Empfinden geistiger Ohnmacht begann, ihn zu überwältigen.
    Der Cybermed bemerkte die Verschlechterung seines Zustands und sprühte in den zirkulierenden Strom frischer Atemluft eine milde Dosis Eunephlin, einer belebenden Droge, die von jenen, die in pharmakologischer Terminologie weniger bewandert waren, in die Kategorie der „Uppers" eingestuft wurde.
    Ein summendes Warngeräusch ertönte, als die äußerste und wirksamste Feldschirmhülle sich selbsttätig aktivierte. Es handelte sich dabei um ein neuartiges Schirmfeld, das jahrelang in der Erprobung gewesen war und bei diesem Einsatz seine erste praktische Anwendung fand. Es war unsichtbar. Das Bild auf der großen Videofläche änderte sich nicht. ,,Eintritt Chromosphäre", sagte Bom Gerard. „Wir sind nur noch ein paar Kilometer über der Photosphäre."
    Die roten Schlieren der Korona waren verschwunden. Die hocherhitzten, zum großen Teil ionisierten Gase, durch die die CERBERUS sich bewegte, standen unter einem Druck von 0,9 Atmosphären. Die Temperatur jenseits des äußersten Energieschirm betrug 5600 Grad. Heller, gelber Hintergrund beherrschte das Bild, hin und wieder unterbrochen von den grauen Flecken der Granulation und orange bis roten Flächen geringerer Dichte. Die Space-Jet schüttelte sich, als sie einen aufwärts steigenden, heißen Gasstrom durchflog. French veranlasste durch Knopfdruck, dass die Gurte sich fester um ihn schlossen.
    Er

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