1123 - Der Terror beginnt
unserer Feinde reagieren. Was für uns wichtig ist, das spielt für sie kaum eine Rolle. Sie haben Zeit. Sie warten, und sie wissen, daß der richtige Zeitpunkt irgendwann kommen wird.«
Sir James preßte für einen Moment die Lippen zusammen. Er schaute auf das Fenster, auf das die Morgensonne schien. Das Rollo war heruntergelassen worden, so daß die Helligkeit nur in Streifen in den Raum eindringen konnte.
»Ich muß fahren, Sir!«
»Ja, das ist mir klar.«
»Es ist ja nicht das erste Mal. Sie wissen selbst, was sich alles um den Tod meiner Eltern herum ereignet hat. Sie haben mit dem Leben bezahlen müssen, ebenso wie das silberne Skelett des Hector de Valois beim Auffinden der Bundeslade zerstört wurde. Aber ich glaube fest daran, daß andere Mächte nach wie vor da sind, denn sie habe ich nicht vertreiben oder zerstören können.«
»Wenn Sie so reden, könnten Sie bereits einem Verdacht nachgehen. Habe ich recht?«
»Ja, ich denke an König Lalibela und seine Diener. Habe ich ihn vernichten können?«
»Das müssen Sie besser wissen.«
»Eben, Sir, ich habe es nicht geschafft. Es sind viele Fragen offengeblieben. Natürlich kann ich mich irren. Und natürlich kann der Fall auf einer ganz anderen Schiene laufen, aber ich spüre einfach den Drang in mir, wieder nach Lauder zu fahren und mich dort umzuschauen.«
»Ihr Elternhaus ist zerstört.«
»Es gibt Hotels.«
»Ja, das stimmt«, sagte er nachdenklich und ließ seinen Blick wieder zum Fenster gleiten.
»Außerdem werde ich Urlaub nehmen. Es soll kein normaler dienstlicher Fall sein, denn es gibt ja nur Vermutungen. Ich möchte auch keinen anderen hineinziehen. Ich werde allein fahren und werde auch allein versuchen, den Fall aufzuklären. Das müssen Sie mir schon zugestehen, Sir.«
»Wann wollen Sie los?«
»Sofort. Ich fahre nur bei mir zu Hause vorbei und packe einige Sachen, und ich werde auch das Schwert des Salomo mitnehmen, das bin ich meinem toten Vater irgendwie schuldig.«
Er lächelte mir etwas verkrampft zu. »Wir kennen uns lange, John. Wir haben damit auch eine Basis des Vertrauens geschaffen. Ich weiß, was ich an Ihnen habe. Nur müssen Sie auch meine Lage verstehen. Ich lasse Sie ja fahren, wenn auch nur ungern, aber ich denke auch an die Gefahren, die Ihnen drohen könnten. Einen Killer mit einer Kettensäge sollten Sie nicht unterschätzen.«
»Wem sagen Sie das?«
»Klar. Und Sie sind kein Kind mehr. Aber ich möchte doch bitten, daß Sie hin und wieder anrufen. Sollte ich von Ihnen nichts hören, werde ich Suko losschicken. So lange sage ich nichts, und ich denke, daß es in Ihrem Sinne ist.«
»Voll und ganz, Sir.«
»Sie nehmen den Wagen?«
Ich nickte. »Vielleicht übernachte ich noch. Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln.«
»Ja, hoffentlich gut.« Er lächelte wieder. »Sie haben auch Suko nicht eingeweiht?«
»Nein, obwohl er mir etwas angesehen hat. Er scheint so etwas wie ein Zweites Gesicht zu haben.«
»Das ist nicht nötig, John. Auch ich sehe Ihnen an, daß Sie Probleme haben.«
»Ich habe nur schlecht geschlafen.«
»Dann sollten Sie zwischendurch übernachten. Und nehmen Sie das Handy mit.«
»Versprochen.«
Sir James stand auf und trat um seinen Schreibtisch herum auf mich zu. Es kam mir vor wie eine feierliche Handlung, und es wurde noch feierlicher, als er mir die Hand entgegenstreckte.
Ich nahm sie und spürte seinen festen Druck. »Was immer geschieht, John, Sie wissen, daß Sie sich auf mich verlassen können. Geben Sie acht. Versuchen Sie, neutral zu sein und lassen Sie sich nicht durch Vorurteile täuschen.«
»Ich weiß, Sir, aber eine gewisse Subjektivität kann ich trotz allem nicht ablegen.«
»Es muß nicht ihr Vater gewesen sein.« Ich zuckte die Achseln. »Jemand kann Sie getäuscht haben.«
»Es ist alles möglich, aber ich habe das Gefühl, daß dort in der Einsamkeit ein schreckliches Verbrechen begangen wurde.«
Sir James ließ meine Hand los. »Das muß nicht so sein, John. Wäre es der Fall gewesen, hätten wir davon erfahren. Wir erhalten Bescheid. Es gibt genügend Verbindungen zwischen den einzelnen Dienststellen. So etwas wäre weitergemeldet worden. Sie können sich darauf verlassen.«
Er wollte mir Mut machen, das fand ich nett, und so sagte ich: »Auch mir wäre es lieber, wenn ich einem Hirngespinst nachlaufen würde. Doch nach allem, was ich erlebt habe, glaube ich nicht daran. Wenn die anderen nach mir fragen, sagen Sie einfach, daß ich in Urlaub gefahren
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