1125 - Ein Feuergruß vom Teufel
sehe ich das eher als Berufung an. Sie ist von der Hölle auserwählt und auch von ihr bestückt worden. Man hat ihr Aufgaben zugeteilt, wie immer diese auch aussehen mögen.«
»Uns zu töten, zum Beispiel.«
»Auf der einen Seite.«
»Und auf der anderen?«
»Keine Ahnung.« Ich war ehrlich. »Aber wichtig scheint es wohl zu sein, uns mal zuerst aus dem Weg zu räumen. Asmodis würde sich freuen, wenn er seinen Fuß in unsere Asche setzen kann. Das wäre für ihn der größte Triumph, der beinahe sogar eingetroffen wäre, hätte ich nicht das Kreuz gehabt.«
»Wo steckt es jetzt?«
»In meiner Tasche.«
»Das ist immer besser.«
Ich stimmte, Suko zu. In der letzten Zeit hatte ich ihn nicht so besorgt erlebt wie jetzt. Er war wirklich kein Mensch, der leicht den Kopf in den Sand steckte, in diesem Fall allerdings lagen die Dinge auf einer anderen Ebene.
Suko wußte, daß er einem Feuerangriff wehrlos gegenüberstand. Er besaß nicht die Gegenwaffe wie ich, und das machte ihn etwas nervös. Bei einer Auseinandersetzung würde sich Suko zurückhalten müssen, was er nicht gewohnt war.
Wir hatten unser Ziel fast erreicht, doch nicht vor Augen. Wir wollten in die schnurgerade Straße hinein, die so typisch für das noch alte Soho war.
Häuser, die dicht an dicht standen. Geschäfte, Kneipen, Imbisse. Menschen auf den Gehsteigen, die gekommen waren, um zu schauen. Die auch beisammen standen und miteinander redeten. Die Urbanität einer in sich geschlossenen Gemeinschaft, in der Fremde auffielen.
Es sah schlecht mit einem Parkplatz aus. Wir rollten langsam über die linke Fahrspur und fuhren auch an unserem Ziel vorbei. Ich hatte gesehen, daß an der Tür außen ein Schild hing, und fragte Suko, ob er den Text gelesen hatte.
»Ja, das habe ich.«
»Und?«
»Roxy hat ihre Bar geschlossen.«
Das wiederum wunderte mich. »Zu dieser Zeit. Es ist Mittag, da herrscht meist Hochbetrieb.«
»Ich habe mich trotzdem nicht geirrt.«
»Ja, das glaube ich dir.«
Zu weit wollten wir von unserem Ziel auch nicht weg. Schon länger hielt ich nach einem Platz Ausschau, wo wir den Rover abstellen konnten, doch es war nicht möglich. Die Seiten waren zugeparkt, und so blieb mir nichts anderes übrig, als die zweite Reihe zu benutzen.
Wir waren kaum ausgestiegen, da kamen die ersten Protestler. Mit den Ausweisen verschafften wir uns Respekt, auch bei einer männlichen Hosteß, die in unserem abgestellten Wagen schon eine sichere Beute gesehen hatte.
»Wir sind dienstlich unterwegs«, erklärte ich, »und wir möchten Sie bitten, auf das Fahrzeug aufzupassen.«
»Ja, im Prinzip schon.« Der Mann rieb über sein Kinn. »Was ist, wenn jemand wegfahren will?«
Suko gab ihm seinen Autoschlüssel. »Rangieren Sie ihn zur Seite.«
»Gut, Sir, mache ich.«
Immer wieder das gleiche Problem mit den Parkplätzen. Es stand mir allmählich bis Unterkante Oberlippe, doch wir lebten und arbeiteten in dieser Stadt und mußten uns auf die Verhältnisse einstellen.
Über den Gehsteig gingen wir zurück. Zwar möchte ich unsere Augen nicht als unbedingt geschulte Polizistenaugen eines Bobbys beschreiben, doch wir schauten uns schon die Umgebung an. Wir wollten sehen, wer sich hier herumtrieb und um die Mittagszeit einfach mal eben ein wenig andere Luft schnappte.
Die Imbisse hatten jedenfalls zu tun. Da spielte es keine Rolle, ob sie nun chinesisches Fast food oder amerikanisches verkauften. Gäste hatten sie alle, besonders die kleinen Küchen, in denen die Pizza-Dreiecke verkauft wurden.
Ein völlig normales Leben mit all seinen Vor- und Nachteilen. Es war nur schwer vorstellbar, daß es hier auch etwas anderes geben konnte.
Das Lokal rückte näher. Meter um Meter kamen wir heran, aber es war und blieb geschlossen, denn kein einziger Gast näherte sich der Treppe, um es zu besuchen.
»Sie ist es«, sagte Suko. »Davon bin ich überzeugt. Sonst hätte sie geöffnet.«
»Abwarten.«
»Willst du trotzdem hinein?«
»Sicher.«
»Wir müßten eine Hinterausgang finden.«
Zunächst sahen wir die vordere Seite. Die Treppe zur Tür mit dem Schild und auch die breite Scheibe, die allerdings undurchsichtig gemacht worden war, damit niemand von draußen zuschaute, wenn die jungen Frauen strippten.
Ein Mann mit Jeans und rotem Pullover blieb stehen. Er roch nach Schnaps und grinste breit. »Ihr habt Pech, Freunde. Roxy hat ihren Tempel geschlossen.«
»Schade.«
Er stieß mich an. »Mach dir keine Sorgen, Mann. In der
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