1125 - Ein Feuergruß vom Teufel
allmählich ineinandersackten und als Körper keinen Halt mehr besaßen. Das Feuer hatten den Verbund aufgelöst. Da waren die Knochen unter der Haut längst aufgeweicht, und die Kleidung war ebenfalls nicht zu sehen. Sie war regelrecht verpufft, ohne Spuren hinterlassen zu haben.
Innerhalb des Feuers sanken die Reste zusammen wie zwei Kartenhäuser aus Staub.
Keine Knochen, keine Skelettgesichter, nicht einmal ein Rieseln war zu hören. Nur die beiden Staubfahnen, aus denen am Boden zwei Aschehäufchen zurückblieben, über die letzte Flammenreste tanzten, die nicht höher als menschliche Daumen waren.
Auch sie vergingen, und es herrschte plötzlich eine tiefe Stille, als wäre die Zeit angehalten worden.
Auch Roxy bewegte sich nicht. Nahezu lässig lehnte sie an der Theke und schaute den an, der noch übriggeblieben war.
Es war kein Schuß gefallen. Niemand hatte zu einer echten Waffe gegriffen, und trotzdem lebten die beiden Männer nicht mehr. Damit mußte besonders der Anführer zurechtkommen, der sich so intensiv wünschte, einen Traum erlebt zu haben und sich trotzdem eingestehen mußte, daß dies nicht der Fall war.
Nur er war noch übrig. Aber man hatte ihm vorgemacht, welches Schicksal ihm blühte, und das konnte er einfach nicht wegstecken.
Plötzlich lachte Susan auf. Auch sie war Zeugin gewesen. Die Tänzerin saß am Tisch. Sie lachte und schüttelte zugleich den Kopf. Das Gesicht war hochrot angelaufen und verzerrt, denn ihr Mund stand weit offen. Es war für sie einfach nicht nachvollziehbar, was hier abgelaufen war, und sie stand dicht davor, durchzudrehen. Wie im Krampf hielt sie mit ihren Händen die Tischkante umklammert, während der Körper wie unter kleinen Erschütterungen zitterte.
Sie konnte auch noch nicht begreifen, daß sie gerettet war, aber der Alptraum setzte sich fort, denn Roxy hatte das Ende noch nicht erreicht. Sie setzte die Prioritäten und bestimmte, wann sie hier Schluß machte.
Vor dem Tresen war noch Platz genug, so daß sie einen Schritt nach vorn gehen konnte, ohne daß sie ein Hindernis berührte.
Wieder hielt sie die Handflächen nach außen gedreht. Sie waren jetzt leer. Es tanzte keine Flamme mehr auf der Haut, aber es zeigten sich auch keine Spuren.
Sie sah überhaupt nicht beschädigt aus, und auf ihren Zügen malten sich Freude und Triumph ab.
»Hast du gesehen, was mit deinen Freunden passiert ist?«
Der Ölige hatte alles mitbekommen. Normalerweise hätte er auch eine Antwort gegeben. Das war in diesem Fall nicht möglich. Er stand da und starrte Roxy entgeistert an.
Er fühlte sich selbst wie ein lebendes Denkmal. In seiner Brust schlug das Herz sehr heftig, und seine Echos schienen gegen etwas Steinernes zu wummern, denn im Innern war er sehr starr geworden. Es gab keine Chance mehr für ihn, dem Tod zu entwischen. Da nutzte ihm auch die Waffe nichts, um die er seine rechte Hand wie im Krampf geklammert hatte. Er war so bleich geworden, und auf dem Rücken glaubte er bereits das Kratzen der unsichtbaren Totenklauen zu spüren.
»Menschen wie du sind selbst für den Teufel zu schade!« zischte Roxy ihm zu. Dann handelte sie.
Wieder das Bewegen der Finger, dieses kurze Zucken nur. Sie gab dem Mann keine Chance, etwas zu erwidern oder sich zu erholen. Plötzlich tanzten die beiden Feuerzungen wieder auf ihren Handflächen, und die Augen des Mannes weiteten sich in wilder Panik. Er wußte ja, was ihm bevorstand.
Die Bewegungen waren eingefroren. Die Kehle war zu. Kein Laut mehr drang hervor.
Diesmal zögerte Roxy den Flug der beiden Feuerzungen sogar noch hinaus. Zwar lösten sich die Flammen von ihren Handflächen, doch sie bewegten sich nur allmählich durch die Luft. Als wären sie durch eine fremde Füllung träger geworden.
Er sah das Feuer auf sich zuflattern. Auf und ab bewegten sich die Grüße, wie leichte Lappen, die einmal in eine bestimmte Richtung geworfen worden waren.
Begleitet wurde ihr Weg von einem kalten Lächeln der Frau im grünen Kleid, die ihren Triumph in diesen Momenten voll auskostete. Hier spürte sie sehr deutlich, welche Macht ihr der Teufel durch sein Höllenfeuer gegeben hatte, und der Ölige schaffte es nicht, den Flammengrüßen auszuweichen.
Sie erwischten ihn gleichzeitig an der Brust.
Er bekam den Aufprall so gut wie nicht mit. Etwas Seidenweiches strich über seinen Körper hinweg, das er beinahe schon als Liebkosung empfand.
Er tat nichts. Nur die Augen hielt er nach unten gesenkt und schaute zu, wie die
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