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1128 - Weltraumtitanen

Titel: 1128 - Weltraumtitanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht Sol, das von der Natur geschaffene Tagesgestirn, sondern ein Erzeugnis des Menschen. Sie fröstelte, obwohl die Sonne - weder die natürliche noch die künstliche - mit der Temperatur innerhalb des Nam-Tsho-Tales nichts zu tun hatte. Der Mensch hatte das Klima der tibetischen Hochebene als unerträglich empfunden, als er sich entschloß, hier, weit entfernt von den Zentren dichter Bevölkerung, sein Hauptquartier für psionische Forschung einzurichten und sich mit Hilfe seiner Technik verschafft, was die Natur ihm verweigerte: Wärme.
    Der Kuppelbau, der im Volksmund „der Kessel" genannt wurde und nach Abschluß der Experimente im vergangenen Monat als endgültiger Sitz des PSI-TRUSTS erwählt worden war, lag am Seeufer. Velia überließ das Steuer dem Autopiloten, der das Fahrzeug in eine geräumige, unterirdische Garage steuerte. Kurze Zeit später betrat sie die Eingangshalle im Erdgeschoß, wies sich vor dem Pförtnerrobot aus und betrat den Gang, der zu den Arbeitsräumen im Innern der Kuppel führte.
    Seit Beendigung der Experimente im August hatten Unterbringung und Arbeitsweise des PSI-TRUSTS einschneidende Veränderungen „erfahren. Die Versuche hatten ergeben, daß ein so striktes Reglement, wie es ursprünglich als unumgänglich erschienen war, nicht gebraucht wurde, Im Gegenteil: Rigorose Vorschriften erzeugten Streß und hinderten die Psioniker daran, ihre Aufgabe mit der größtmöglichen Effizienz zu versehen.
    Man hatte das Arbeitsklima gelockert, den Psionikern Freiheiten zugestanden, die vor wenigen Wochen noch als völlig undenkbar empfunden worden wären.
    Nach Velias Ansicht hatte man in den wenigen Monaten seit der Konzeption des PSI-TRUSTS eine weitere Lektion über die Vielseitigkeit und die Flexibilität des menschlichen Bewußtseins gelernt.
    Sie betrat den Raum, in dem sie die nächsten vier Stunden tätig sein würde. Es war ein freundlich eingerichtetes, fensterloses Zimmer von fünf mal acht Metern Größe. In der Mitte stand ein Arbeitstisch, davor ein bequem konstruierter Sessel. Bei Velias Eintritt erhob sich aus dem Sessel ein Mann von mittlerer Größe, mit sportlichkräftigem Körperbau, hellblondem Haar und großen, wachen Augen, die dieselbe Farbe hatten wie das Wasser des Nam Tsho.
    Velia war überrascht gewesen, als sie am gestrigen Abend erfahren hatte, daß sie Stronker Keen ablösen würde. Stronker war der Leiter des PSI-TRUSTS. Velia war ihm bisher zweimal begegnet - beide Male aus Anlaß von Veranstaltungen, die eigens zu dem Zweck abgehalten wurden, daß die Psioniker einander kennen lernten. Sie hatte ein paar Worte mit ihm gewechselt, aber in diesem Augenblick stand sie ihm zum ersten Mal allein gegenüber. Stronker galt als ruhig, intelligent - als einer, der stets die Übersicht bewahrte und anderen Ruhe und Zutrauen einflößte. Er war 114 Jahre alt, 21 Jahre jünger als Velia, und somit „ein Mann im besten Alter".
    „Du kommst frühzeitig, Velia", sagte Stronker lächelnd.
    „Ungeduld", wehrte Velia ab. „Ich konnte nicht abwarten, zu sehen, wie es... es funktioniert."
    „Ausgezeichnet bisher. Der Zeitdamm steht, und das Spezialistenteam unterhält die nötigen Strukturlücken."
    Velia blickte auf die Stirnwand des Raumes, die einzige kahle Wand. Sie fürchtete sich plötzlich vor dem, was sie dort zu sehen bekommen würde, sobald Stronker gegangen war.
    „Stronker - bin ich stark genug?" fragte sie ängstlich.
    Stronker Keen nahm ihre rechte Hand zwischen beide Hände. Das Lächeln war geschwunden. Er war ernst. Ruhe und Zuversicht strahlte aus seinen großen, intelligenten Augen.
    „Du wärest nicht hier, Velia", sagte er, „wenn du nicht die nötige Stärke hättest. Mach dir keine Sorgen. Schlag dir die Furcht aus dem Sinn. Es ist einfacher, als wir alle uns es vorgestellt haben."
    Als er gegangen war, verdunkelte sich der Raum. Velia lehnte sich in den Sessel zurück.
    Sie fühlte sich entspannt. Es stimmte, was sie über Stronker Keen sagten: Er flößte Zuversicht ein. Ein dreidimensionales Bild entstand über der kahlen Stirnwand. Es war dieselbe Projektion, die man im Krisenzentrum der Liga Freier Terraner sah, nur in kleinerem Maßstab. Und die Erde leuchtete in grellem Orange - ein Zeichen, daß Velia sich noch nicht auf den Gedankenstrom des PSI-TRUSTS eingestellt hatte, daß ihre Mentalkräfte noch nicht zur Stützung des Zeitdamms beitrugen.
    Velia konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Die Peripherie des Bildes verschwamm. Die

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