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113 - Bote der Nacht

113 - Bote der Nacht

Titel: 113 - Bote der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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half ihm dabei. Wenn sie Esslins Plan gekannt hätte, hätte sie Rheccman getötet und Esslin noch einmal zum Abschuß freigegeben. Irgendwann würde sie Manyd einen Wink geben, doch damit wollte sie sich noch ein paar Wochen oder Monate Zeit lassen. So lange eben, bis sie dem Zusammensein mit diesem Mann nichts Aufregendes mehr abgewinnen konnte.
    Dann würde Jeneod sein Herz bekommen!
    Rheccman war so spindeldürr wie Ledagh, aber fast doppelt so groß. Sein Haar war schlohweiß und klebte in dünnen, seidigen Fäden auf seinem Kopf und an den faltigen Wangen.
    Die Augen lagen in grauen Höhlen, und kein Zahn befand sich mehr in Rheccmans Mund. Er trug einen schwarzen Kaftan, der über der knöchernen Brust weit offen war, und überall konnte Frank Esslin auf der milchweißen Haut des Tätowierers die Schlangenbisse sehen.
    Rheccman schien nicht mitzubekommen, daß man ihn retten wollte. Frank Esslin hoffte, daß der Geist des Tätowierers nicht allzusehr verwirrt war und sich wieder geradebiegen ließ.
    Als der Söldner der Hölle seine Finger in den schwarzen Kaftan krallte, schrie Rheccman, als dachte er, seine letzte Stunde habe geschlagen.
    Esslin kümmerte sich nicht darum. Er zerrte den Alten hoch und warf ihn sich über die Schulter. Vielleicht war es nicht nötig, aber Senira sicherte trotzdem den Rückzug.
    Die Schlangen versammelten sich vor dem Tempeltor. Sie schienen Esslin mit dem Tätowierer nicht hinauslassen zu wollen.
    Der Söldner der Hölle brüllte starke Dämonenworte und trieb die Schlangen damit auseinander.
    Ehe sie die Barriere neu errichten konnten, war Frank Esslin mit seiner Last draußen, aber Senira schaffte es nicht.
    Esslin hörte sie kreischen. Er fuhr draußen herum. Was war schiefgegangen? War der magische Schutzschild der Hexe zusammengebrochen?
    Senira war gestürzt, und irgendwie war ihr Schutz aufgeklafft, wodurch es einer der Schlangen gelungen war, an sie heranzukommen. Als das Tier zubiß, hatte Senira den Schirm nicht mehr aufrechterhalten können.
    Wieder hätte Frank Esslin nichts unternommen. Aber er brauchte Senira noch. Wenn er ohne sie zurückgekehrt wäre, hätten die Amucas möglicherweise gedacht, er habe sich ihrer entledigt, und dann wären Dutzende von Giftpfeilen auf ihn abgeschossen worden.
    Er brauchte Senira aber auch, damit sie ihm half, Rheccman aufzupäppeln, denn in seinem derzeitigen Zustand konnte der Tätowierer nicht arbeiten.
    Esslin stellte Rheccman ab. Der Tätowierer konnte sich nicht auf den Beinen halten und sank langsam zu Boden.
    Esslin kümmerte sich nicht weiter um ihn. Er kehrte in den Tempel zurück. Senira war schon fast nicht mehr zu sehen. Wie vorhin Rheccman, deckten die Schlangen jetzt die Hexe zu, die grelle Schreie ausstieß und wie von Sinnen um sich schlug.
    Esslin half ihr. Er fegte die Reptilien von ihrem Körper. Eine Schlange hatte sich um Seniras Hals geschlungen. Er packte das Tier und wand es herunter, dann schleuderte er es durch den Tempel und breitete seinen Schutz über die Hexe, um sie sicher nach draußen schaffen zu können.
    Für Senira mußte es so aussehen, als ob sie ihm bedingungslos vertrauen könne, als ob er es ehrlich mit ihr meinte und alles für sie tun würde.
    Vielleicht dachte sie in diesem Augenblick, den wahren Gefährten für ihr weiteres Leben gefunden zu haben, einen Mann, der für sie durchs Feuer ging und die größten Gefahren auf sich nahm, um sie zu retten.
    Draußen ließ er sie in Rheccmans Nähe sacht zu Boden gleiten, und es gelang ihr selbst, gegen die Wirkung des Schlangengifts anzukämpfen. Ihre magischen Kräfte neutralisierten das Gift mehr und mehr, bis sie nichts mehr davon spürte.
    »Du hast mir das Leben gerettet«, sagte Senira.
    »Wundert dich das?« fragte Frank Esslin. »Du bedeutest mir sehr viel. Ich habe dich für mich gerettet, weil ich dich nicht verlieren wollte.«
    »Ich war mir bis zu diesem Augenblick nicht ganz sicher, doch nun weiß ich, daß ich dir vertrauen kann«, sagte die Hexe.
    Man kann vieles behaupten, dachte Esslin. Aber ich glaube, daß wir beide wie gedruckt lügen. Die Zeit, die wir zusammen verbringen werden, ist befristet, und derjenige, der sie zuerst beendet, wird den anderen töten.
    »Ich wußte selbst nicht, daß ich eine Ausnahme unter den Mord-Magiern bin«, sagte Frank Esslin. »Das weiß ich erst, seit ich dich getroffen habe. Ich könnte dir niemals ein Leid zufügen.«
    Das halbnackte Mädchen lag noch immer auf dem Boden. Jetzt

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