113 - Bote der Nacht
Sicherheit.«
Mr. Silver schnappte sich die beiden und zog sie die Kellertreppe hinauf. Ich richtete meinen Revolver auf das Monster und drückte ab, doch Rick Davenport reagierte einen Lidschlag früher.
Wie vom Katapult geschleudert flog er in einen Kellerquergang, und meine geweihte Silberkugel verfehlte ihn um Haaresbreite. Ich folgte Davenport. Er schlug geschickt einen Haken nach dem andern. Immer wenn ich feuern wollte, brachte er sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit.
Er hatte den Vorteil, daß er sich in diesem Keller besser auskannte als ich. Eine dieser Kellerparzellen gehörte zu seiner Wohnung.
Vielleicht würde er sich darin verstecken.
Nachdem ich ihn wieder einmal aus den Augen verloren hatte, fand ich ihn nicht wieder. Das machte mich ganz schön kribbelig.
Ich bildete mir fortwährend ein, er befände sich hinter mir, wenn ich mich dann aber umdrehte, war er nicht da.
Ich ging langsam, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, rechnete ständig mit einem Angriff.
Davenport zerbrach eine Glühbirne!
So kann man das Licht auch abdrehen, dachte ich und wußte nun wieder ungefähr, wo der Kerl steckte. Mit schußbereiter Waffe bog ich um die Ecke.
Der Gang wurde nur dürftig vom Streulicht der anderen Lampen erhellt. Ich strengte meine Augen an, und plötzlich sah ich das Monster. Davenport stand neben der Holzwand eines Kellerabteils.
Ich hatte nicht die Absicht, auch nur das geringste Risiko einzugehen, deshalb blieb ich stehen. Trotz der Dunkelheit war das eine Distanz, auf die ich nicht danebenschießen würde. Wozu also sollte ich mich noch weiter vorwagen?
Ich hob langsam die Waffe. Rick Davenport schien zu begreifen, daß er keine Chance mehr hatte. Er hatte sich selbst ins Aus manövriert. Hier war der Keller zu Ende. Davenport konnte nur noch zurück, aber in diesem Fall hätte er mich erst über den Haufen rennen müssen, und das war nicht möglich.
Ich brauchte nicht lange zu überlegen, was zu tun war, und ich mußte keine Gewissensbisse haben. Der Mann war zum Höllenwerkzeug geworden. Mago hatte einen gefährlichen Killer aus ihm gemacht. Dieses Problem ließ nur eine Lösung zu: eine schnelle Kugel!
Aber dagegen hatte außer Rick Davenport plötzlich noch jemand etwas.
Er war auf einmal hinter mir, und er schrie mich ziemlich nervös an, ich solle die Waffe fallen lassen und die Hände hochnehmen.
Ich mußte gehorchen, denn der Mann informierte mich, daß seine Pistole auf mich gerichtet sei.
***
Frank Esslin zögerte einen Moment, dann stieß er die weichen Türen aus geflochtenen Schlangenleibern auf.
Der Tempel besaß keinen eigenen Boden. Es war einfach Dschungelerde, aber sie unterschied sich doch erheblich von jener, die draußen war.
Hier drinnen war sie nämlich so gut wie nicht zu sehen, denn sie war über und über mit Schlangen bedeckt. Alle Größen, Dicken und Farben…
»Widerliches Gewürm«, knurrte Frank Esslin.
Es gab nur eine Schlange, vor der er Ehrfurcht hatte, und das war jene, in deren Gestalt Asmodis, der Höllenfürst, manchmal erschien.
Die Reptilien spürten den schützenden Abwehrzauber von Senira und Frank Esslin. Sie krochen von ihnen fort, wollten mit ihnen nicht in Berührung kommen.
Die Wände, die Decke… Alles Schlangen. Sie hingen von oben herab wie lebende Schlingpflanzen, und jene, die den Schutz der Eindringlinge nicht spürten, ließen sich auf sie fallen, aber weder Frank Esslin noch die Hexe brauchten sich darum zu kümmern. Die angriffslustigen Tiere erhielten einen schweren magischen Schlag und fielen schlaff auf den Boden.
Esslin suchte den Tätowierer.
Er sah den Mann nicht, wußte aber dennoch, wo sich Rheccman befand. Der Alte lag auf dem Boden und war mit Schlangen zugedeckt. Sie krochen an ihm auf und ab, über ihn hinweg, und wenn er es gewagt hätte, sich zu bewegen, hätten sie ihn gebissen.
Auch ihn schützte ein Zauber, aber er war nur so stark, um zu verhindern, daß das Schlangengift ihn tötete. Irgendwann würden die Bisse aber doch zuviel für ihn sein.
Frank Esslin hätte keinen Finger für den Tätowierer gerührt, wenn er ihn nicht gebraucht hätte.
Selbstlose Hilfe durfte niemand von einem Mord-Magier erwarten. Wenn Esslin half, dann nur, um damit eigene Ziele zu verfolgen.
Er begab sich zu Rheccman. Jenen Schlangen, die sich vor ihm nicht schnell genug in Sicherheit brachten, zertrat er die Köpfe. Bei Rheccman angelangt, fegte er mit bloßen Händen die Reptilien von dem Alten. Senira
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