1130 - Zombieville
Anrufe, die stören. So kann die Party weitergehen.«
»Sag das mal Sir James.«
»John, du wirst es nicht glauben, aber ihn habe ich heute noch nicht gesehen.«
»Das ist ungewöhnlich.«
»Und ob.«
»Ist er dienstlich weg?« fragte Suko, der dem Frieden wohl nicht so recht traute.
»Nein, keine Besprechung, keine Dienstreise.«
»Kann er denn krank sein?«
»Das wüßte ich«, sagte Glenda. »Es ist einfach so, wie man es sich nur wünschen kann.« Sie lächelte. »Soll ich uns noch einen Kaffee kochen oder einen Tee?«
Suko und ich lehnten ab, und Glenda, die unbedingt etwas tun wollte, ließ nicht locker. »Da ich mir vorstellen kann, daß wir einen ruhigen Vormittag erleben, wäre es doch gar nicht schlecht, wenn ich für uns heute Mittag einen Tisch beim Italiener reservieren lasse. Ich hörte, daß er frische Steinpilze bekommen hat und damit die besten Gerichte zaubert.«
Ich schaute sie an und schüttelte den Kopf. Sie zupfte an ihrem brombeerfarbenen Pullover, den sie zum grauen Rock trug, und fragte: »Bin ich dir zu dick? Oder warum schaust du so?«
»Ich wundere mich, daß du immer nur ans Essen denkst.«
»Denken kann man ja daran. Dann aber muß man achtgeben, daß man nicht auseinandergeht wie ein Kloß Hefe. Ich habe mich in den letzten beiden Tagen zurückgehalten, was das Essen angeht, was man von euch vielleicht nicht behaupten kann und…«
Die Bürotür wurde aufgestoßen, und der Mann, von dem wir vor kurzem noch gesprochen hatten, stand vor uns, schaute durch seine Brillengläser in die Runde und nickte, bevor er uns einen guten Morgen wünschte.
Ich mußte die Bemerkung einfach loswerden und sagte: »Bisher ist er gut gewesen.«
Sir James schloß die Tür. »Ich denke mir, daß alles relativ ist. Außerdem sind Sie ja nicht hier, um sich einen schönen Vormittag zu machen. Es gibt ja immer etwas zu tun.« Er lächelte jetzt, was bei ihm nicht oft vorkam. »Und ich kann Ihnen versprechen, daß Sie in zwei Stunden nicht mehr hier sitzen.«
Suko und ich schauten uns an. Das roch nach einem neuen Job und natürlich nach Problemen. Wir boten Sir James einen Platz an, den er nicht einnahm. Er ging in unserem Büro auf und ab und hielt den Blick gesenkt. Am Fenster blieb er stehen, da er sich gesammelt hatte. »Ich habe bereits mit Rußland telefoniert.« Das war ein Hammer. Mit allem hatten wir gerechnet, nur damit nicht.
»Sind Sie angerufen worden, Sir?« fragte ich.
»Ja. Und zwar von einem Mann, den Sie gut kennen, John.«
»Also Wladimir Golenkow.«
»Richtig.«
»Und wo drückt ihn der Schuh?«
»Von einem kann man nicht reden. Sie wissen, daß es in Rußland nicht so läuft, wie es sich die Welt vorgestellt hat. Der Krieg ist jetzt wieder in Tschetschenien, die wirtschaftlichen Sorgen, die Geldwäsche einiger Typen an der Führungsspitze. Nahrungsprobleme ebenso wie finanzielle und so weiter und so fort. Soll aber nicht Ihr Problem sein, denn Wladimir Golenkow ging es um etwas ganz anderes. Er hat etwas entdeckt, das seit Jahren unter Verschluß gehalten wurde. Sehr genau hat er mir sein Problem nicht beschrieben, aber es geht wohl um Zombies oder ähnliche Wesen. Jedenfalls ist es zu einem Problem für ihn geworden, und er bittet um Hilfe.«
»Die Sie ihm zugesagt haben, Sir?«
»Natürlich, Suko. Ich trenne mich hier sogar von meiner Doppelspitze.«
»Das heißt, John und ich fliegen?«
»So dachte ich es mir. Sie werden im Land noch Unterstützung bekommen. Wladimir Golenkow arbeitet nicht allein. Er hat einige Leute um sich geschart, denen er vertrauen kann. Karina Grischin wirf für Sie beide die Ansprechpartnerin sein.«
»Nicht schlecht«, sagte ich grinsend.
Glenda räusperte sich und schaute mich giftig an. Über eine andere Reaktion oder überhaupt keine wäre ich schon enttäuscht gewesen.
Sir James nickte uns zu. »Dann wissen Sie jetzt Bescheid. Die Plätze im Flieger sind bestellt. Man erwartet Sie heute noch in Moskau. Sie werden dort abgeholt und anschließend dorthin gebracht, wo sich das Problem verdichtet hat.«
»Mehr Informationen haben Sie nicht, Sir?«
»Nein, John. Sie kennen ja die Russen. Sie kommen beim ersten Gespräch nie so recht aus sich heraus. Auch wenn der Kommunismus kaputt ist, aber irgendwie steckt das noch drin.«
»Wann startet die Maschine?«
»Gegen vierzehn Uhr. Sie haben noch genügend Zeit, Ihre Tasche zu packen. Nehmen Sie dickere Kleidung mit. In Rußland soll es um diese Zeit kälter sein als hier.« Er nickte
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