1134 - Alissas Vater
lang, denn die Kabine fuhr bereits nach unten.
Er sah den Vater und seine Tochter.
Alissa hatte sich an den Mönch mit den Totenaugen gelehnt, als wäre er ihr Geliebter. Ihr war es egal, wie der Vater aussah und was er in Wirklichkeit war. Hauptsache, sie hatte ihn gefunden. Als Letztes sah Ignatius noch ihr Lächeln.
In diesem Augenblick fühlte er sich wie jemand, dem der Boden unter den Füßen weggezogen worden war. Er hatte nur wenig Gefühl in den Beinen und mußte sich an der Wand abstützen. All seine Bemühungen, all sein Hoffen, es doch noch zu schaffen, waren vergebens gewesen. Selbst John Sinclair und seine Freunde hatten nicht helfen können.
Es gab noch einen zweiten Lift. Ignatius lief hin und sah, daß er zunächst noch hochgeholt werden mußte. Es hätte zuviel Zeit gekostet. Der Vorsprung der beiden war einfach zu groß. Der Mönch mit den Totenaugen hatte es zudem geschafft, ungesehen in das Haus zu gelangen. Auf dem gleichen Weg würde er auch wieder verschwinden.
Ignatius' lauter Ruf war nicht ungehört geblieben. Zwei Türen hatten sich in seiner Nähe geöffnet.
Der Mönch schaute in verschlafene Gesichter und hörte die Frage, ob er geschrieen hatte.
»Ja, das war ich.« Er entschuldigte sich und ging schnell zurück in die Wohnung.
Als er die Tür schloß, drehte sich Shao um. Sie kniete am Boden. Vor ihr saß Suko. Den Rücken hatte er gegen die Wand gedrückt, um nicht zu fallen. Shao hatte warmes Wasser und einen Schwamm geholt und behandelte seine Augen.
»Es tut mir leid«, sagte Ignatius. »Sie war einfach zu schnell.« Er schnaufte. »Zudem war er noch da.«
»Wie? Der Mönch?«
»Ja, er stand bereits im Lift und hat auf sie gewartet. Er zog sie hinein.« Ignatius lehnte sich gegen die geschlossene Wohnungstür. »Ich konnte noch einen letzten Blick durch die Scheibe werfen, als sie nach unten fuhren. Da habe ich ihr Gesicht gesehen, Shao. Es sah glücklich aus, so verflucht glücklich. Sie hat nicht mitbekommen, daß sie in ihr Elend läuft.«
Shao sagte nichts. Sie konnte dem Mann aus dem Vatikan auch keine Vorwürfe machen. Alissa hatte sie alle überrascht, selbst Suko. Das sollte schon etwas heißen.
Suko bat um ein Taschentuch und putzte seine Nase. Dann spülte er sich die Augen selbst aus.
»Ich habe alles gehört, Father, und ich weiß jetzt, daß wir verloren haben. Tut mir leid, ich hätte es gern verhindert, aber sie ist zu schnell gewesen.«
Shao half ihm hoch. Das paßte Suko zwar nicht, aber er war fast blind. Jedenfalls sprach er davon, daß er alles nur schattenhaft sah, und er war auch der Meinung, daß er trotz allem noch viel Glück gehabt hatte.
Shao führte ihn zu einem Sessel im Wohnzimmer. Ignatius war ihnen gefolgt. »Darf ich mir einen Whisky nehmen? Ich… ich… glaube, ich brauche jetzt einen Schluck.«
»Ja, gern.«
Ignatius holte sich sogar einen Doppelten. Er trank ihn langsam und starrte dabei ins Leere. »Es ist eine Niederlage«, erklärte er mit tonloser Stimme. »Wir können es drehen und wenden, es wird immer eine Niederlage bleiben. Die andere Seite war stärker. Aber wir wissen jetzt, daß Aslan ihr Vater ist und er sich sein Recht auf die Tochter geholt hat.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hasse es, aber ich kann nicht anders reden.«
»Wer ist Aslan?« fragte Suko, der im Sessel saß und die Augen geschlossen hielt.
»Ich weiß es nicht.«
»Kannst du es herausfinden?«
»Wo?«
»Ruf in Rom an, laß deine Verbindungen spielen. Wir müssen mehr über ihn wissen. Es gibt doch bei euch sicherlich Menschen, die Informationen haben. Auch über Orden, die bestehen und einmal bestanden haben. Mehr können wir im Moment nicht tun, wobei ich auch der Meinung bin, daß es keinen Sinn gehabt hätte, Alissa und den Mönch zu verfolgen. Jetzt müssen wir uns als Kriminalisten erweisen.«
Ignatius trank das Glas leer. Mit einer ebenso abrupten Bewegung stellte er es wieder weg. Ein Zeichen, daß seine Energie zurückgekehrt war. Er hatte seine Niederlage verdaut.
Sukos Vorschlag war gut. Wenn man einen Gegner fassen wollte, mußte man mehr über ihn wissen.
Deshalb griff er zum Telefon und wählte eine bestimmte Nummer im Vatikan…
***
Es kommt nicht oft vor, daß Bill und ich zugleich sprachlos sind. Hier traf es zu. Wir waren einfach überrascht und schauten Franca an, die sich verlegen gab, ihr Glas zwischen den Händen drehte und mit den Schultern zuckte.
Bill Conolly faßte sich als erster. »Stimmt es, was Herby gesagt
Weitere Kostenlose Bücher