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1134 - Alissas Vater

1134 - Alissas Vater

Titel: 1134 - Alissas Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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identisch. Unser Mosaik, das wir herstellen mußten, füllte sich allmählich.
    »Wann ist das gewesen?« erkundigte ich mich.
    »Vor mehr als zwanzig Jahren.«
    Ja, auch das stimmte. Alissa hatte dieses Alter. Sie mußte um die 25 herum sein. Neben mir strich Bill mit einer fahrigen Bewegung über die Tischplatte. Auch er wußte, was ich dachte, und seine Gedanken waren von meinen sicherlich nicht weit entfernt.
    »Jetzt wissen Sie es.«
    Ich bestätigte es durch mein Nicken, aber ich stellte sofort die nächste Frage. »Zu jedem Kind gehört eine Mutter, aber auch ein Vater. Deshalb frage ich Sie, Franca, wer der Vater Ihrer kleinen Alissa ist. Ich denke mir, daß es für Sie nicht eben unwichtig ist.«
    »Nein, das ist es auch nicht.«
    »Kennen Sie den Namen?«
    Sie drückte die Zigarette aus und zündete sich sofort danach einen neuen Glimmstengel an. »Es war ein Mann, in den ich mich verliebt hatte. Ich habe ihn nicht tief geliebt, das nicht. Ich war einfach nur verrückt nach ihm. Ich steckte voller Leidenschaft. Ich brannte, wenn Sie verstehen, was ich meine. Die Pferde gingen mit mir durch, und ich wollte den Mann einfach besitzen. Ich hätte ihn nie heiraten wollen und auch nicht können, denn er hatte der fleischlichen Lust, wie man so schön sagt, abgeschworen.«
    »Er war ein Mönch, nicht wahr?«
    »Ja, Mister«, flüsterte sie mir zu. »Sie haben recht. Er ist tatsächlich ein Mönch gewesen. Zudem jemand, der zu einem sehr strengen Orden gehörte.« Sie hob die Schultern. »Es kann sein, daß mich auch die Tatsache gereizt, hat, daß er ein Mönch gewesen ist. So habe ich mich an ihn herangemacht und festgestellt, daß der Geist zwar willig, aber das Fleisch schwach ist. Wir haben uns mehrmals in einer kleinen Hütte am See getroffen. Es war richtig romantisch. Es passierte dann in einer Sommernacht. Es war die wildeste, die wir je erlebt hatten. Mein Körper war bereit, ein Kind zu empfangen, und so ist es auch passiert.«
    »Haben Sie mit dem Vater des Kindes darüber gesprochen?«
    »Ja, später. Das heißt, noch in derselben Nacht.«
    »Wie hat er reagiert?« wollte Bill wissen.
    Franca lächelte wieder. »Ich glaube, Aslan hat sich sehr gefreut. Ja, das meine ich. Er hat sich gefreut, aber seine Freude dauerte nicht lange, denn in dieser besagten Nacht trafen wir uns zum letzten Mal. Später nicht mehr.«
    »Warum nicht?« fragte ich.
    »Es war nicht mehr möglich. Sie haben uns erwischt. Unsere Verbindung wurde gekappt.«
    »Können Sie das genauer erklären?«
    »Gern. In der Erinnerung schon. Ich weiß ja, wie alles abgelaufen ist. Es passierte in der besagten Nacht, als wir so heftig zusammen waren. Da sind plötzlich seine Leute oder seine Brüder in die Hütte gestürmt. Sie haben uns gesehen, und sie wußten sofort Bescheid. Es ist einfach schrecklich gewesen.« Sie schüttelte sich. »Noch jetzt erinnere ich mich daran, als wäre es heute gewesen.«
    Schweiß perlte plötzlich auf ihrer Gesichtshaut. »Sie kamen über uns. Sie brachen einfach in die Hütte ein. Sie zerstörten, sie waren wie Henker, und es waren auch viele. Aslan konnte sich nicht wehren. Er wurde gepackt und weggeführt. Mir gelang die Flucht. Ich bin einfach in den See gesprungen und hinausgeschwommen. Ich wollte nur weg und nicht in die Hände dieser verdammten Kerle geraten. Ich wollte mich und meine Tochter retten, denn sie hätten mich getötet, glaube ich.«
    »Wissen Sie, was mit Aslan geschah?« fragte ich leise.
    »Ja, das weiß ich. Er wurde abgeführt.«
    »Sie haben nichts mehr von ihm gehört?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Haben Sie geforscht?« wollte Bill wissen. »Sie erwarteten schließlich ein Kind von ihm.«
    »Ja, das stimmt. Er konnte mir nicht gleichgültig sein. Ganz bestimmt nicht. Aber es gab keinen Kontakt mehr zu ihm.« Sie schüttelte den Kopf. »Es war unmöglich, an ihn heranzukommen. Die Mönche hielten ihn unter den dicken Mauern ihres Klosters versteckt. Ich gehe davon aus, daß er für seine Tat stark hat büßen müssen. Ich weiß nicht, welche Strafe ihm zugedacht worden ist, aber ich glaube, daß die Mönche sehr gnadenlos sind. Sie können nicht verzeihen. Sie werden ihn immer hinter den Mauern des Klosters festgehalten haben. Genau das ist es, was mich nicht mehr in Italien hielt. Etwas mehr als neun Monate bin ich noch in diesem Land geblieben, dann habe ich es verlassen und ging hierher nach England. Ich wußte Alissa in guten Händen und habe mich auch wohlgefühlt, ohne

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