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1134 - Im Innern einer Sonne

Titel: 1134 - Im Innern einer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wäre. Zumindest die Kommandomannschaft kam problemlos ohne sie aus.
    „Es ist eine etwa erdgroße Kugel", berichtete Gordana, während die PRÄSIDENT in einen sorgfältig berechneten Orbit einschwenkte, der die Nähe der nach allen Seiten davonstrebenden Sonnenkraftfelder mied und zwischen diesen hindurchführte. „Die Oberfläche des Gebildes ist über und über mit technischen Anlagen bedeckt. Ich erkenne weit aufragende Kraftfeldprojektoren, Kuppelbauten, betonierte Flächen, Gebäude und ...
    Ja, das Tasterecho läßt keinen Zweifel: Da stehen Raumschiffe, diskusförmig."
    „Ein Planet!" vermutete jemand. „Da hat jemand einen Planeten hierher verfrachtet."
    „Als ob das eine Leistung wäre", versuchte ein anderer, eine Diskussion vom Zaun zu brechen. „Das schafft die Menschheit auch, wenn's sein muß. Viel toller finde ich dieses Vakuum in der Sonne."
    „Es ist kein Planet", unterbrach Gordana ruhig. „Nach den Ergebnissen der Massetastung muß die Kugel hohl sein. Die Schalendicke dürfte schätzungsweise zehn bis fünfzehn Kilometer betragen."
    „Lassen sich Anzeichen von Leben entdecken?" fragte Tolot.
    „Nein. Ich empfange ausschließlich Echos von toter Materie und die Impulse der Feldprojektoren. Sonst nichts."
    „Merkwürdig", sinnierte Tanwalzen. „Wo Raumschiffe stehen, müßte es auch Leben geben. Welchem Zweck dienten sie sonst?"
    „Dieser Schluß erscheint mir keineswegs zwingend logisch", zirpte Ürkan. „Die Erbauer könnten ausgestorben sein oder ihre Bastion verlassen haben. Es ist auch möglich, daß ..."
    „Das weiß ich selbst", unterbrach ihn der Kommandant. „Meine Überlegung war mehr rhetorischer Natur. Verstehst du das?"
    „Nein. Ich wollte auch nur zu bedenken geben..."
    „Ruhe!" bellte Tolot.
    Ürkan schwieg.
    „Wir werden nicht umhinkommen", fuhr der Haluter mit gemäßigter Lautstärke fort, „diesem Kugelgebilde einen Besuch abzustatten. Aus der Umlaufbahn gewinnen wir keine neuen Erkenntnisse."
    Tanwalzen schüttelte den Kopf.
    „Vergiß das Licht nicht. Es ist so grell, daß jeder, der sich hinauswagt, erblinden würde."
    „Dagegen gibt es Mittel genug", widersprach Tolot. „Außerdem werden wir uns hauptsächlich in den Gebäuden aufhalten. Das Risiko bleibt also kalkulierbar."
    Der Kommandant brauchte nicht lange nachzudenken. Wenn sie weiterkommen wollten, mußten sie die fremde Station aufsuchen. Hörbar sog er die Luft ein, dann nickte er.
    „Einverstanden."
    „Gut", sagte der Haluter einfach. „Dann können wir gehen."
    „Wen", forschte Tanwalzen, „meinst du eigentlich mit wir?"
    Tolot richtete sich zu seiner vollen Größe von 3 Meter 50 auf und entblößte sein furchterregendes Gebiß. „Mich natürlich", verkündete er, „und Ürkan. Und jeden sonst, der Mut hat, sich uns anzuschließen."
     
    *
     
    Letztlich waren sie zu dritt. Gordana Ujlaki, die Wissenschaftlerin im Kommandostab, hatte es sich nicht nehmen lassen, Tolot und Ürkan zu begleiten. Sie trug einen der gängigen SERUN-Anzüge, der in aller Eile mit einem zusätzlichen Blendschutz, einem weiteren hochaktiven Lichtfilter und einer Schwarzmaske ausgestattet worden war.
    Vorsichtshalber hatte sich Gordana außerdem dunkle Kontaktlinsen besorgt. Wenn das alles nichts half, bestand notfalls die Möglichkeit, den Sichthelm lichtdicht abzuschließen und sich nach eingeblendeten Taster-, Orter- und Wärmeimpulsen zu orientieren.
    Für Ürkan, den Armadamonteur, waren solche Sicherheitsmaßnahmen nicht erforderlich. Als Roboter besaß er ohnehin differenziertere und genauere Einrichtungen zur Wahrnehmung, als es beispielsweise ein menschliches Auge darstellte. Auf den reinen optischen Kontakt zu seiner Umgebung konnte er leicht verzichten.
    Icho Tolot schließlich war in den bekannten roten Schutzanzug gehüllt und hatte mehrfach versichert, er sei nicht so empfindlich, daß ihm das grelle Licht etwas ausmachen könnte. Zog man seinen gesamten übrigen Metabolismus in Betracht; so fiel es nicht schwer, ihm das vorbehaltlos zu glauben.
    Es war ein ungleiches Trio, das sich anschickte, die stählerne, lichtüberflutete Kunstwelt zu betreten. Tolot überragte die beiden anderen: stämmig, robust und breit, mit zwei wuchtigen Beinen und vier unerhört kräftigen Armen. Neben ihm Gordana Ujlaki, kaum mehr als halb so groß, schlank und zierlich gebaut, wenn auch durch den SERUN etwas fülliger als sonst wirkend. Zu guter Letzt Ürkan, der im Vergleich zu dem Haluter nur noch als winzig

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