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1134 - Im Innern einer Sonne

Titel: 1134 - Im Innern einer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Skrupel dieser Art nicht zu kennen, oder seine Gedanken bewegten sich in völlig anderen Bahnen. Er hielt zügig auf ein geschlossenes Tor zu und suchte nach einem Öffnungsmechanismus, indem er mit der flachen Hand den Rahmen abtastete. Der Erfolg blieb aus.
    „Wartet hier", wies er seine Begleiter an und umrundete das Gebäude. Bereits nach zwei Minuten tauchte er wieder auf. „Nichts, absolut nichts. Ein Betonklotz, wie er häßlicher kaum sein kann. Nicht einmal ein Fenster haben sie eingebaut."
    „Keine Luft und zuviel Licht", kommentierte Tanwalzen. „Wozu also Fenster?"
    Gordana schüttelte nur ungläubig den Kopf. Hatte der Kommandant nicht begriffen, was hier geschehen war? Verdrängte er es? Oder ging seine Theorie von anderen Voraussetzungen aus? Wenn ja, von welchen?
    „Wie steht es, Ürkan?" fragte Tolot. „Kannst du das Schloß öffnen?"
    „Wofür hältst du mich?" entrüstete sich der Armadamonteur. „Ich bin zwar perfekt konstruiert und einwandfrei programmiert, aber noch lange kein Allroundtalent."
    „Nun", provozierte der Haluter, „ich kenne Roboter, die sind ohne weiteres in der Lage, Schließmechanismen funktechnisch zu ertasten, die Frequenz zu ermitteln, auf der sie arbeiten, und darüber hinaus in einer halben Sekunde tausend und mehr Kodes auszustrahlen. Zu dieser Sorte fähiger Maschinen gehörst du scheinbar nicht."
    „Ich1 bin von Armadisten für den Einsatz in der Armada konstruiert", verteidigte sich Ürkan. „Wer konnte denn wissen, daß ich im Lauf meiner wechselvollen Existenz jemals mit ständig nörgelnden Totlebenden herumziehen würde, die von mir verlangen, auf blödsinnigen Lichtwelten zu ermitteln, auf der sie arbeiten, und in einer halben Sekunde...
    wie viel Kodes, sagtest du?"
    „Nicht mehr wichtig", brummte Tolot. „Ich sehe schon, daß ich wieder alles alleine machen muß."
    „Was heißt alleine? Kannst du nicht mehr bis drei zählen?"
    „Schneller als du, wenn's sein muß."
    „Das allerdings bedürfte eines direkten Vergleichs unter Mitwirkung eines absolut neutralen Schiedsrichters ..."
    „Ruhe!"
    In Gordanas Helmempfänger erklang unterdrücktes Lachen. Das mußte Tanwalzen sein, der sich über den Dialog offenbar köstlich amüsierte. Die Wissenschaftlerin vermochte diese Heiterkeit nicht nachzuempfinden. Sie begriff nicht, wie insbesondere der Haluter, den sie trotz seiner ungestümen Art als sensibles Wesen kannte, in der gegenwärtigen Situation sich auf solche Albernheiten einlassen konnte. Ihr jedenfalls war nicht danach zumute. Immer wieder schälte sich das Bild der Katastrophe, die hier stattgefunden hatte, aus ihren Gedanken.
    „Ich breche die Tür auf", verkündete Icho Tolot.
    Er trat einige Schritte zurück, um einen ausreichenden Anlauf zu haben. Seine Zellstruktur verhärtete sich. Durch die in den Raumanzug eingebauten Molekularwandler wurde auch dessen ansonsten elastisches Material stahlfest.
    Dann ließ sich der Haluter auf die inneren Sprungarme herab und raste los. Mit enormer Geschwindigkeit und elementarer Wucht prallte er gegen das verschlossene Tor. Es beulte aus, verzog sich und riß. Icho Tolot brach hindurch, als sei es eine Wand aus dünner Pappe. Ürkan schwebte ihm eilig nach.
    Gordana dagegen zögerte. Nur langsam setzte sie sich in Bewegung. Hartnäckig hielt sich in ihr die Vorstellung, in der Halle müßten sich die Leichen derer befinden, die diese Welt konstruiert und erbaut hatten.
    „Komm schon, Mädchen", forderte Tolot sie auf. „Hier gibt es nichts, was dich erschrecken könnte."
    Sie gab sich einen Ruck und trat durch die Öffnung, die der Haluter in das Tor gebrochen hatte. Sie hielt den Atem an. Vorher mochte diese Halle maßvoll beleuchtet oder dunkel gewesen sein, jetzt drang die grelle Sonnenstrahlung auch hier hinein.
    Obwohl die Umrisse des Lochs das Licht in bestimmte Bahnen lenkten und eine scharfe Grenze zwischen Hell und Dunkel zogen, war eine Orientierung ohne die Beachtung der eingeblendeten Tasterechos nicht möglich. Gordana brauchte eine Weile, bis sie sich zurechtfand.
    Aber ihre schlimmen Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Sie erkannte einen langgestreckten, flachen Raum, an dessen Wänden sich ringsum eine Arbeitskonsole entlangzog. Über dieser vorspringenden Platte waren in regelmäßigen Abständen Bildschirme angebracht. Den Rest des Raumes erfüllten mehrere Reihen einzelner Terminals. Nichts wies darauf hin, daß sich noch Lebewesen hier aufgehalten hatten, als die

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