1144 - Der Rächer aus dem Morgenland
Hosentasche getastet. Sicherheitshalber hatte er sie besorgt, doch wie es aussah, würde Peggy stur bleiben. Fast wie eine alte Jungfrau.
Ihm gefiel auch nicht, dass es so kalt war. Da konnten nicht viele Gefühle aufkommen, aber wenn er sich vorstellte, unter Peggys Pullover zu greifen, wurde ihm schon jetzt wärmer.
Sie saß schon im Wagen. »In deiner Ente ist es kalt.«
»Das ändert sich.«
»Ha, außerdem zieht es durch die Scheiben.«
»Du trägst doch einen Pullover.«
»Ja, und den lasse ich auch an.«
»Hat auch keiner gesagt, dass du ihn ausziehen sollst. Obwohl das wirklich hipp wäre.«
Sie schlug ihm auf den Kopf. »Und für mich bist du hopp.«
»Schon gut.« Er startete und freute sich, dass der Motor sofort ansprang. Peggy, die neben ihm saß, hatte sich angeschnallt und ihre dicke Daunenjacke zugezogen.
»In einer Stunde will ich aber zu Hause sein.«
»Gibt's sonst Ärger?«
»Nein, ich muss noch für Bio lernen.«
»Mal sehen.«
»Ha, von wegen.«
Tommy war etwas sauer. Er hoffte nur, dass Peggy nicht bei ihrer Meinung blieb.
Im Sommer sah es hier auf der Insel anders aus, aber im Winter gab es keine Touristen. Auch auf den Straßen tat sich nicht viel. So konnte Tommy seiner Freundin beweisen, was in diesem Fahrwerk steckte. Er fuhr die Kurven wie ein Rallye-Fahrer. Die Ente neigte sich mal nach links, mal nach rechts. Das Geräusch jaulender Reifen war ebenso zu hören wie das Protestgeschimpfe des Mädchens.
»Du bist ja verrückt! Willst du uns in den Tod jagen?«
Tommy lachte wild und hopste auf seinem Sitz auf und ab. »Wäre doch mal super, wenn wir zusammen sterben. Dann hätte die Insel ihre Sensation.«
»Danke, darauf kann ich verzichten. Fahr endlich langsamer.«
»Gleich sind wir da.« Im Licht der Scheinwerfer erschien der Weg, der in die Nähe der Ruine, aber auch in die der Kirche führte. Sie lag ungefähr vier Kilometer südlich von Newport. Die Gegend um sie herum war recht einsam. Es wurden auch nicht jeden Tag Gottesdienste in der Kirche gefeiert.
Innerhalb der Woche schon gar nicht.
Tommy kannte sich aus. Er war den Weg schon bei Tageslicht gefahren und fand sich auch in der Dunkelheit zurecht. Bäume gaben ihnen Schutz. Sie waren aber nicht in der Lage, die Kälte abzuhalten, und die Heizung führte einen verzweifelten Kampf gegen sie.
Einmal riskierte Tommy einen Blick auf seine Beifahrerin. Sie saß unbeweglich und auch verkrampft da.
Der Weg wurde enger, aber er wuchs nicht zu. Genau an der Stelle, wo er sich wieder verbreiterte und in die normale Straße mündete, stoppte Tommy die Ente.
»So, das war's.«
Peggy sagte zunächst nichts. Sie stieß die Luft aus, und sie schwitzte.
»Eigentlich sollte ich dir eine kleben.«
»He, warum?« Er schnallte sich los.
»Du weißt schon.« Misstrauisch beäugte sie den Gurt, der nur langsam hochglitt. »Was soll das denn wieder? Hast du vor, dich hier länger aufzuhalten?«
»Weiß ich nicht.«
»Red keinen Mist.«
»Wieso denn?« Er drehte sich nach links, um Peggy anzuschauen. »Wir können einen Spaziergang machen. Es ist zwar kein Vollmond, aber der Himmel steht voller Sterne und…«
Peggy tippte gegen ihre Stirn. »Hast du sie noch alle? Ich will wieder nach Hause.«
»Kannst du ja und…«
»Nichts und. Fahr endlich.«
Tommy schüttelte den Kopf, obwohl er nach dem Zündschlüssel griff. Aber Peggy irrte sich. Er startete nicht, sondern zog den Schlüssel ab und steckte ihn ein. »Das ist jetzt meine Macht«, erklärte er. »Nur damit kommen wir weiter.«
Peggy schaute ihn an. »Soll ich zu Fuß nach Hause gehen? Willst du das? Ich werde es schaffen, glaube mir.«
»Dann würdest du verdammt lange brauchen.«
»Das nehme ich in Kauf.«
Tommy verdrehte die Augen. »Los, jetzt stell dich nicht so an. So moralisch bist du doch gar nicht.«
»Das hat nichts damit zu tun. Ich habe nur keine Lust, mit dir zu bumsen, verdammt!«
»Cooles Wort.«
»Für dich, aber nicht für mich.«
Tommy fasste sie an. Seine ausgestreckten Hände vergruben sich in Schulterhöhe in ihre Jacke. Er wollte sie an sich heranziehen, aber der Gurt hinderte ihn. Deshalb drückte er die rote Markierung und löste ihn. Peggy kippte ihm entgegen, und plötzlich waren sich ihre Gesichter sehr nahe: Das nutzte er aus. Er presste seine kalten Lippen auf ihren ebenfalls kalten Mund, und Peggy, die trotz allem überrascht worden war, gab etwas nach. Sie öffnete die Lippen. Ihre Zungen stießen gegeneinander, was Tommy
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