1144 - Der Rächer aus dem Morgenland
dass sie es tatsächlich bis zum Waldrand geschafft hatte. Wie, das wusste sie selbst nicht.
Die Flucht kam ihr plötzlich mehr als lächerlich vor. So schlimm war Tommy nicht.
So dachte Peggy jetzt, aber im Wagen hatte sie die Nerven verloren. Nach klarer Überlegung gab sie sich zumindest eine Teilschuld an dem, was passiert war. Wäre sie nicht in das Auto gestiegen, hätte sich Tommy keine Hoffnungen gemacht. Das hatte sie ihm zwar auch erklärt, aber welcher Typ glaubte schon daran? Sie kannte doch die Kerle. Einige waren hinter ihr her, aber bisher hatte sie alle abgewiesen.
Und ein wenig Petting war wirklich nicht das Schlimmste. Das brachte keinen um. Peggy wusste es, denn nicht zum erstenmal hätte sie es gemacht.
Der Weg nach Newport war verdammt lang. Auch das wusste sie. Ihn zu Fuß zurücklegen zu müssen, war alles andere als ein Vergnügen. So suchte Peggy nach einer anderen Möglichkeit, sich aus der Affäre zu ziehen. Es war vielleicht besser, wenn sie wieder dorthin ging, wo alles passiert war.
Sie konnte sich nicht daran erinnern, ein Fahrzeug gehört zu haben. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass Tommy nicht weggefahren war und noch immer wartete.
Als Peggy die Dinge wieder klarer sah, trat sie vor bis an den Straßenrand. Dort blieb sie stehen und schaute sich um. Von der Herfahrt hatte sie noch in Erinnerung, in welchen Kurven sich die Straße bis zu ihrem Ende hinwand.
Sie stand jetzt mitten in einer Kurve. Vor ihr lag noch der schmale Graben.
Sie blickte nach rechts. Ja, es war genau richtig. Nach der Kurve waren sie in den schmalen Weg abgebogen und über ihn bis zu seinem Ende gefahren.
Es war bequemer, die Straße zu gehen, als sich durch den finsteren Wald zu schlagen. Wegen der tiefen Temperaturen hatte sich an einigen Stellen das Glatteis gehalten. Besonders an den schattigen Rändern. Diese Stellen umging Peggy. Sie atmete auf, als sie den dunklen Umriss des Wagens sah.
Tommy war noch da. Wie sie es sich gedacht hatte. Er schien sie doch besser zu kennen. Peggy beeilte sich, die Ente zu erreichen.
Peggy lief noch schneller, um sich in Heckhöhe zu ducken. An der rechten Seite schlich sie entlang.
Eigentlich hätte sie Tommy hinter dem Lenkrad sitzen sehen müssen. Da war nichts. Ein leerer Platz.
Sie verstand die Welt nicht mehr. Neben der Fahrerseite blieb sie stehen, schaute sich um, aber der dunkle Wald um sie herum schwieg.
»Tommy…?«, rief sie leise. Keine Antwort.
Peggy öffnete die Fahrertür und war nicht einmal überrascht, weil sie offen war.
Nein, Tommy hielt sich nicht in der Ente auf. Er hatte sich auch nicht auf den Rücksitz gedrückt. Es war alles völlig normal und trotzdem wieder unnormal.
Ob Tommy in der Dunkelheit durch den Wald streunte, um sie zu suchen?
Peggy Shaw drückte die Tür wieder zu. Es gab zwei Möglichkeiten. Sie konnte jetzt hier im oder am Auto warten, bis Tommy zurückkam, oder sie machte sich selbst auf den Weg, um ihn zu finden, was auch nicht einfach war. Da huschte kein Licht durch die Dunkelheit, und sie war nicht einmal in der Lage, Geräusche zu hören. Der Wald um sie herum glich einem toten Meer, das in tiefes Schweigen eingebettet war.
Ihr Blick glitt wieder nach vorn. Nicht weit entfernt endete der Weg. Dort wurde er auch breiter. Da in der Nähe lief auch die Straße aus. Die Kirche und die Ruinen lagen ebenfalls nicht weit entfernt.
Es konnte sein, dass Tommy dort nachschaute. Wenn sie ihn suchte, wollte sie auf jeden Fall in der Nähe bleiben und nicht zu tief in den düsteren Wald hineingehen. Sie war nicht das Rotkäppchen, und Tommy war auch nicht der böse Wolf.
Peggy machte sich auf den Weg. Sie hatte das Ende des schmalen Waldwegs fast erreicht, als sie stehenblieb.
Den Grund kannte sie selbst nicht. Am Ziel war sie nicht, aber etwas hatte sie gestoppt.
Sie drehte den Kopf nach links.
Nein, da war nichts. Nur die Dunkelheit, und auch das Licht der Sterne gab keine Helligkeit.
Und die andere Seite?
Bäume. Strauchwerk dazwischen. Dichtes Unterholz. Wo steckte Tommy? Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass etwas passiert sein könnte. Sie hoffte, dass es nicht so war, dann hätte sie sich einen Teil der Schuld daran gegeben.
Sie setzte sich wieder in Bewegung, ohne dass es ihr recht bewusst wurde.
Plötzlich fiel ihr etwas auf.
Ein helles Schimmern. Es sah aus wie ein Schweif, der durch die Luft gefahren war und schließlich abrupt hatte stoppen müssen.
Peggy näherte sich mit schleichenden
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