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1149 - Begraben, aber nicht vergessen

1149 - Begraben, aber nicht vergessen

Titel: 1149 - Begraben, aber nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dunkeln. Unter dem sternenklaren Himmel zeichnete es sich wie ein Schattenriss ab. Es gab natürlich kein elektrisches Licht, ebenfalls keine Wasser-Toilette. Der Abtritt befand sich in einem zugigen und schlecht gemauerten Anbau.
    Dennoch war das Haus innen warm. Kuzow hatte es durch eigene Hände Arbeit gebaut. Seine Frau, die damals noch gelebt hatte, hatte für die Gemütlichkeit im Innern gesorgt. Sie war eine gute Handarbeiterin gewesen. Decken, Kissen, Umhänge, Kleider, Hosen, Hemden, das alles hatte sie selbst genäht. Bis zu dem Tag, an dem der See sie geholt hatte. Sie war mit einem Boot hinausgefahren, das ein Leck gehabt hatte, das nur schlecht abgedichtet worden war.
    Weit vom Ufer entfernt war es dann zu dieser Katastrophe gekommen. Nicht einmal ihre Schreie waren gehört worden. Das lag weit über zehn Jahre zurück. Den Leichnam hatte man bergen können. So lief Karel nicht in Gefahr, dass ihm die Wellen die Leiche der eigenen Frau vor die Füße spülten.
    Mit seinem Trecker fuhr er bis dicht an die Haustür heran. Er wollte es sich so bequem wie möglich machen. Was er tat, zeugte von Routine. Jede Bewegung und jeder Schritt wirkten wie einstudiert.
    Er stieß die Tür auf, die nur von innen einen Riegel hatte, und spürte den warmen Schwall im Gesicht.
    Ja, der alte Steinofen glühte noch. Er war das Prunkstück hier unten, in dem sich nur ein großer Raum befand, der gleichzeitig zum Wohnen und zum Schlafen eingerichtet worden war. Bei sehr kaltem Wetter legte sich Karel Kuzow gern auf die Kaminbank, auf der noch die selbst gefertigten Decken seiner Frau lagen. Wie vieles andere waren auch sie eine wunderbare Erinnerung.
    Er machte Licht. Zwei Öllampen reichten ihm aus. Er drehte sie höher, und so erhielt der Raum einen nahezu gemütlichen Schein. Auch im Kamin zuckten noch die Flammen wie tanzende Geister.
    Durch die Lücken der großen, zweiflügeligen Eisenklappe schimmerte das Feuer.
    Er ging wieder nach draußen und trat an die Rückseite des Leiterwagens heran. Die Leichen lagen nicht mehr so, wie er sie hingelegt hatte. Bei der Fahrt auf dem leicht unebenen Boden hatten sie ihre Lage verändert und waren zur Seite gedreht worden, so dass die tote Frau jetzt auf den Rücken des Mannes starrte.
    An den Füßen zog er die weibliche Tote zu sich heran, bis die Beine über den Rand hinaus pendelten. Dann packte er sie wieder unter, brachte sie ins Haus und legte sie vor dem Kamin nieder.
    Warme und kalte Luft wechselten sich ab. Je nachdem, wo er sich aufhielt.
    Karel Kuzow ging zurück zu seinem Leiterwagen und holte die zweite Leiche. Erst jetzt war er zufrieden, obwohl er wusste, dass seine Arbeit noch nicht beendet war. Es gab noch einiges zu tun, und dieser zweite Akt war schlimmer als der erste.
    Kuzow fürchtete sich nicht mehr davor. Ein gewisses Unwohlsein und der leichte Druck im Magen waren trotzdem geblieben. Er holte die beiden Öllampen näher heran und baute sie so auf, dass ihr Schein die Toten von zwei verschiedenen Seiten her beleuchtete. Danach zog er seinen Mantel aus und warf ihn über die Holzbank. Seine Mütze fand dort ebenfalls den richtigen Platz. Der Schal fiel auf die Mütze, und dann zog er den Reißverschluss seiner Strickjacke fast bis zum Ende auf. Darunter trug er einen Pullover. Er und die Jacke stammten noch von seiner Frau. Sie hatte beides gestrickt.
    Im Augenblick kümmerte er sich nicht um die Leichen, über die der Schattenschein der Lampen glitt. Da sah es manchmal aus, als würden sich die Toten bewegen…
    Kuzow drehte ihnen den Rücken zu, weil er sich zunächst um den Kamin kümmern wollte. Er war wuchtig, eigentlich zu wuchtig für das Haus, aber für Karels Zwecke genau richtig.
    Beide Türen zog er auf.
    Die Glut der Hölle konnte kaum anders leuchten als das, was er im Innern des Kamins sah. Und mit der Hölle verglich er diesen wunderbaren Ofen auch des Öfteren. An der rechten Seite stapelte sich das Holz. Im Sommer hatte Karel es in handliche Stücke gehackt. Der Vorrat reichte den gesamten Winter über.
    Die Scheite im Kamin waren verglüht, doch sie hatten noch ihre Form behalten. So lagen sie auf dem Rost wie geröstete Armteile und strömten ihre Hitze ab.
    Kuzow holte noch zwei Scheite und warf sie zu den anderen. Sofort flogen die roten Funken in die Höhe und rissen auch kleinere Holzteile mit, die der Sog des Kamins ansaugte, wie er auch mit den Spitzen der neuen Flammen spielte.
    Karel Kuzow war bisher zufrieden, aber noch nicht

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