1149 - Begraben, aber nicht vergessen
Grischin hatte gesehen, wie die Meute durch die offene Tür in die seltsame Kirche gestürmt war.
Aber sie hatte günstiger gestanden, als John Sinclair. Einige waren an ihr vorbeigeglitten, bevor man sie richtig wahrnahm.
Dann ging es rund!
Wäre sie im Trainingscamp gewesen, hätte sich Karina besser wehren können. So aber wurde sie von der schweren Kleidung behindert. Doch sie kämpfte verbissen. Ebenso wie John, der sich mit dem Rücken an der Wand gegen die Meute stemmte.
Karinas Fäuste und auch die Füße fanden immer ihr Ziel. Sie hieb in die Kutten hinein. Sie traf das feste Fleisch, sie erwischte auch die Gesichter.
Karina wunderte sich auch darüber, was die Männer einstecken konnten. So leicht gingen sie nicht zu Boden. Sie griffen immer wieder an, und sie taten es mit ihren Mitteln.
Sie warfen sich Karina entgegen, die gezielt ihre Hiebe und Tritte einsetzte und trotzdem nie so richtig zuschlagen konnte, weil die anderen sie behinderten.
Dass sie von den Beinen gerissen wurde, konnte sie nicht vermeiden. Sie fiel nach hinten, aber sie hatte dabei Glück im Unglück. Bevor noch jemand nachfassen konnte, landete Karina bereits am Boden und zeigte wieder einmal, was sie konnte.
Der Sturz verlängerte sie in eine Rolle, und diese Bewegung brachte sie über die Türschwelle hinweg. Noch einmal wirbelte sie in eine Rolle rückwärts hinein - und sah plötzlich die gebückte Gestalt neben sich, die bereits mit einem Knüppel zum Schlag ausgeholt hatte.
Im allerletzten Moment riss sie beide Hände in die Höhe und blockte den Knüppelhieb ab.
Bevor der Kerl wiederum zuschlagen konnte, war sie auf den Beinen - und trat diesmal zu.
Der rechte Fuß landete im Gesicht des Schlägers. Durch die Sohle hindurch spürte sie etwas brechen, dann war der Kerl weg, weil er jammernd auf dem Boden lag.
Karina ergriff die Flucht!
Sie kam sich deshalb nicht feige vor, obwohl sie John im Stich ließ. Doch sie hoffte, ihm auf eine andere Art und Weise besser helfen zu können. Wenn sie in Freiheit blieb, hatte sie noch alle Chancen auf ihrer Seite.
Karina hetzte mit langen Schritten von der Kirche weg. Sie schaute sich auch nicht um und blieb erst stehen, als sie einen der großen Steine in der Nähe des Ufers erreicht hatte, hinter dem sie eine gute Deckung fand.
Schwer atmend presste sie sich gegen den Stein. Der kurze Kampf hatte sie mitgenommen, denn auch sie war von einigen Fausthieben erwischt worden. Zum Glück waren die Kuttenträger nicht alle bewaffnet gewesen.
Ein Treffer - wahrscheinlich ein Kniestoß - hatte sie in Höhe der Magengrube erwischt. Sie hatte das Gefühl, als wäre dort eine schmerzende Beule gewachsen. Hart presste sie die Lippen zusammen, massierte sich den Bauch und atmete tief durch. Nach einer Weile ging es ihr besser, und sie spähte um die Kante des Steins herum zurück auf die Kirche.
Sie waren noch drin.
Zu sehen nicht, aber zu hören. Entsprechende Geräusche drangen durch die offene Tür ins Freie.
Sie hasste plötzlich ihren Einfall, aus der Kirche gerannt zu sein. John Sinclair war von ihr schmählich im Stich gelassen worden. Karina spielte mit dem Gedanken, wieder zurückzulaufen, um zu versuchen, ihn rauszuhauen.
Es würde ihr kaum gelingen mit normalen Mitteln. Und es würde Mord und Totschlag geben, weil sie plötzlich die beiden Mönche oder Apostel aus der Tür.. kommen sah. Sie blieben dort stehen und hielten Wache.
Karina zog ihre Waffe.
Eine dritte Gestalt verließ die Kirche. Ihr folgten die anderen. Sie blieben in einer gewissen Entfernung um den Mann herum stehen, der Karina bekannt vorkam.
Sie hatte zwar nur seinen Rücken gesehen, doch die hoch gewachsene Gestalt nicht vergessen. Sie hatte den Sarg hinter sich hergezogen.
Der Mann gab einige Befehle, und Karina Grischin hatte Mühe, etwas zu verstehen. Aber er bewegte auch seine Arme in die verschiedenen Richtungen. Es dauerte nicht lange, da wusste Karina Bescheid. Die anderen erhielten Anweisungen, die Insel zu durchsuchen, denn eine Person fehlte noch.
Karina lächelte kalt. »Sollen sie, das ist sogar besser. Einzeln kann ich sie mir besser vornehmen«, murmelte sie. Sie sah es als ihre einzige Chance an, und sie hoffte auch, nicht zu lange warten zu müssen. Sie schüttelte auch die Gedanken an John Sinclair ab, obwohl es ihr schwer fiel, und sie wollte auch nicht darüber nachgrübeln, welches Geheimnis diese Insel barg. Jetzt war es wichtig, dass sie das Gesetz des Handelns selbst in die
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