115 - Das Höllenbiest
Sie aufwachen, sind wir
schon über alle Berge«, sagte Rawler.
Die Blicke der Mädchen – Susan und Pam – sagten ihm genug. Ihre
Begleiterinnen fürchteten sich. Die Anwesenheit von Sioban Armagh und deren
seltsame Andeutungen gefielen ihnen nicht. Ihnen allen kam es jetzt so vor, als
hätte die Alte ihnen dies alles nur erzählt, um einen Grund zu haben, sie in
ihr Haus einzuladen.
Da sie dem Vorschlag nicht zustimmten, zog Sioban verstimmt wieder
ab.
Susan Lee, Steven Rawlers Freundin, atmete auf und kam auf Rawler
zu.
»Angst?« murmelte er und legte seinen Arm um ihre Schultern. Der
schlanke, wohlproportionierte Körper der blonden Susan preßte sich an ihn.
»Ein bißchen, Steven. Ich habe fast den Eindruck, ihr kam es nur
darauf an, uns in ihr Haus zu locken.«
Robert Winters lachte. »Bin ich Hänsel?« fragte er mit piepsender
Stimme. Und er streckte Susan einen Finger entgegen. »Vielleicht wollte sie uns
einsperren, mästen und fressen, was? Das wäre ihr bei mir nie gelungen. Ich
nehm kein Gramm zu. Vergebliche Liebesmüh. Aber wenn’ so weitergeht, dann fall’
ich vollends vom Fleisch. Pam, wie weit sind die Würstchen?«
Seine Freundin, Pamela Delivery – kurz Pam genannt – war genau das
Gegenteil von ihm. Sie war mollig. Alles an ihr war prall und rund. Pam kaute
bereits. Sie hatte immer Appetit, und Sorgen um ihre Figur machte sie sich
nicht.
»Wenn ihr noch lange herumsteht und diskutiert, eß ich alles
allein auf«, warnte sie. »Redet nur über Hexen und diesen Kram! Es gibt keine
Hexen. Dummes Geschwätz! Die Leute glauben gern an irgendwelche übersinnlichen
Dinge.«
Steven Rawler blickte der entschwindenden Kutsche nach. Sioban Armagh
und ihr Pferdewagen wurden zu einem dunklen Punkt auf der weiten Ebene.
Als er endlich verschwunden war, saßen die vier jungen Leute
beisammen, aßen, lachten und scherzten und hatten die Begegnung mit der Alten
schon wieder vergessen.
Nur eine Episode?
Nein!
Sie sollten schneller daran erinnert werden, als ihnen lieb war.
●
In Irland wurde es Abend, in New York ging gerade die Mittagszeit
zu Ende.
Larry Brent, Staragent der PSA, nahm sein Essen im gepflegten
Restaurant »Tavern-on-the-Green« ein. Daß sich unter diesem berühmten New
Yorker Ausflugsziel die geheime PSA befand, wußten nur Eingeweihte.
Nach dem Mittagessen verließ X-RAY-3 das Restaurant, betrat den
geheimen Lift und ließ sich zwei Stockwerke tiefer tragen. Hier unten empfing
ihn eine andere Welt.
Hier unten lebten und arbeiteten die Menschen, die ihre
Schaffenskraft ganz in den Dienst der »Psychoanalytischen Spezialabteilung«
gestellt hatten. Es gab eine eigene Forschungsabteilung, die okkulte und
übersinnliche Probleme behandelte. Es gab eine Abteilung, die
parapsychologische Phänomene untersuchte und deren Ergebnisse man als
bahnbrechend bezeichnen konnte.
X-RAY-1, der unbekannte und geheimnisvolle Leiter der PSA, brachte
seine Abteilung ständig voran. Für ihn gab es keinen Stillstand. Er selbst
forderte sehr viel von seinen Mitarbeitern, er legte aber auch sich selber
keine Schonung auf.
X-RAY-3 kam in den Gang, wo die Türen die Bezeichnungen der
einzelnen Agentinnen und Agenten trugen. Er suchte sein Büro auf. Ein
komplizierter Mechanismus trat in Aktion. Schon mit dem Betreten des Lifts
wurde eine Kette von Überwachungsorganen eingeschaltet. Kein Unbefugter konnte
in diese der Öffentlichkeit streng geheimgehaltenen Bezirke eindringen.
Normalerweise hätte X-RAY-3 sich schon wieder auf Reisen befinden
sollen. Doch vor zwei Stunden, als er sein Flugzeug nach Hongkong besteigen
wollte, war er vom Flughafen zurückgeholt worden.
X-RAY-1 ließ ihn mitteilen, daß sich grundsätzlich etwas geändert
hatte. Genaue Einzelheiten jedoch wolle er ihm, Brent, erst nach der
Mittagspause mitteilen. Bis dahin erwarte er noch eine wichtige Information.
Larry Brent wurde von X-RAY-1 sofort über die interne
Funksprechanlage angerufen, kaum daß er sein elegantes Büro aufgesucht hatte.
Der PSA-Leiter machte ihm eine Mitteilung, die es in sich hatte.
»Schon Wochen verfolgen wir eine heiße Spur, X-RAY-3. Vor genau fünf
Tagen haben wir X-RAY-14, Bill Coogan aus England, auf den Fall angesetzt.
Unser Nachrichtendienst hatte Vorarbeit geleistet, kam nicht weiter. Doch die
Vorarbeit, welche der Nachrichtendienst geleistet hat, muß X-RAY-14
hundertprozentig ins Ziel geführt haben.«
Diese Bemerkung reichte aus, um Larry sofort erkennen zu lassen,
was
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