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115 - Das Höllenbiest

115 - Das Höllenbiest

Titel: 115 - Das Höllenbiest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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jemand einen Scherz erlaubte.
    Das was sich da tastend unter die Zeltwand ins Innere des Zeltes
geschoben hatte oder geschoben worden war, erinnerte mehr an eine fünffingrige
Wurzel, die breit und ausladend war und durch irgendeinen raffinierten Trick
wie die Glieder einer Hand bewegt werden konnten.
    »Na warte«, murmelte Rawler. »Wir haben früher die Leute
erschreckt, indem wir ihnen ausgehöhlte Kürbisköpfe an einer Stange heimlich
vor dem Fenster hin– und hergeschoben haben. Aber jetzt werden wir dich mal
erschrecken.«
    Und mit diesen Worten hechtete er – nackt wie er war – auf den Zelteingang
zu.
    Seine Sinne sträubten sich gegen das, was er zu sehen bekam.
    Eine grau-grüne Masse hockte wie ein Berg neben dem Zelt. Der
massige Schädel ruckte herum. Der Gigant erhob sich. Er war hoch wie ein Haus.
    Seine unförmigen Arme liefen in wurzelähnlichen Anhängseln aus.
    Eine Kreatur der Hölle!
    Steven Rawler war kein furchtsamer Mensch, und es gab nichts, was
ihn so leicht ins Bockshorn jagen konnte.
    Hier aber verschlug es ihm den Atem.
    »Susan! Pam! Hob!« gurgelte er. Dann erst fand er die Kraft zu
handeln.
    Die Worte der alten Frau kamen ihm wieder in den Sinn. Geht weg
von hier! Ich meine es gut mit euch. Im Berg geht etwas vor. Ihr werdet noch an
mich denken!
    Als würde sie in diesem Moment, wo alles in ihm fieberte,
tatsächlich zu ihm sprechen, so deutlich und klar vernahm er die Stimme von
Sioban Armagh in sich.
    Er warf sich wie eine Raubkatze auf den Zelteingang zu und riß ihn
auseinander.
    »Schnell, ’raus hier!« Seine Stimme überschlug sich.
    Robert Winters hatte einen besonders guten Schlaf.
    Die dicke Pam war putzmunter. Ohne zu begreifen, was los war,
reagierte sie sofort. Sie fragte nicht lange, sie handelte.
    Sie war aus einem anderen Holz geschnitzt als Susan, die erst noch
nach ihrer Wäsche griff.
    Pam trug einen hauchdünnen Schlüpfer als einziges Kleidungsstück.
    Steven Rawler riß Susan Lee einfach nach vorn, noch ehe sie
vollends in ihrem Schlüpfer war.
    Sie taumelte, aber Steven hielt sie.
    Da wurde von der einen Seite auch schon die Zeltwand
aufgeschlitzt, als das Ungetüm mit seinem linken Fuß voll dagegentrat.
    Die Wand riß auf von oben bis unten, ein breiter Spalt klaffte.
    Das Zelt stürzte zusammen.
    Robert Winters und Pam Delivery wurden darunter begraben.
    Rawler duckte sich, zog Susan mit sich, so daß sie auf den
klatschnassen Boden stürzten und das Wasser aufspritzte.
    Die Hand des Ungetüms verfehlte ihn um Haaresbreite und bohrte
sich wie die Klaue einer Urweltechse in die aufgeweichte Erde.
    »Was ist das, Stev?« sprudelte es voller Entsetzen aus Susan.
    Er konnte ihr keine Antwort mehr geben.
    Die riesige gefährliche Hand zischte erneut durch die Luft. Und
diesmal traf sie ins Zelt.
    Die wurzelähnlichen Glieder schlossen sich über Susan Lee, zogen
sie blitzartig in die Höhe, und die junge Engländerin schrie wie am Spieß.
    Sein Verstand stand still, als er das Ungeheuer sah.
    Susan schwebte zehn Meter über dem Boden, wenn der Koloß sie aus
dieser Höhe fallen ließ, dann blieb kein Knochen mehr von ihr heil.
    In ohnmächtiger Wut sah sich Steven Rawler nach einer Waffe um,
während die erschreckte Pam und ihr Freund Robert alle Hände voll zu tun
hatten, sich aus dem über sie eingestürzten Zelt zu befreien.
    Rawler handelte ohne zu denken. Sein Gehirn war kalt wie ein
Eisblock. Mit harter Hand riß er einen der Pflöcke aus dem Boden, welche das
Zelt hielten.
    Mit beiden Händen umfaßte er den Pflock und warf sich mit voller
Wucht auf den einen Fuß, der nur knapp einen Meter von ihm entfernt stand.
    Er bohrte den Pflock hinein.
    Rawler hatte das Gefühl, den Metallpflock in eine weiche,
schwammige Masse zu drücken.
    Der Fuß bewegte sich nicht einmal. Die Höllenkreatur empfand
keinen Schmerz. Man konnte ihr keinen Schmerz zufügen.
    Rawler stöhnte.
    Das Scheusal machte einen viertel Schritt nach vorn.
    Rawler robbte von panikartigem Entsetzen erfüllt über den Boden.
    Seine Hände versanken im Schlamm.
    Doch er entkam dem Biest nicht.
    Der Riesenfuß drückte ihn herunter.
    Pfeifend entwich die Luft aus seinen Lungen. Er lag unter den
wurzelähnlichen Auswüchsen, und die Augen quollen ihm aus den Höhlen.
    Wie von Sinnen versuchte der junge Engländer die Riesenzehe zur
Seite zu drücken, um nicht erstickt zu werden.
    Es war der Kampf einer Ameise gegen einen Elefanten.
    Er kam nicht frei.
    Vor seinen Augen begann alles zu kreisen.

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