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115 - Die Herrin des Sumpfes

115 - Die Herrin des Sumpfes

Titel: 115 - Die Herrin des Sumpfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Eindruck, er brauche nur die Hand auszustrecken, dann könne er die Person berühren. Er tat es auch, aber seine Finger berührten nichts. An einer bestimmten Stelle war die Luft aber merklich kälter.
    Mit was für einem Phänomen hatte er es hier zu tun?
    Er zog die Hand beunruhigt zurück.
    »Hast du sie gespürt, Ian? Die Kälte, die du nicht begreifst, die dir Angst macht… Das ist meine Aura. Sie umfließt mich, hüllt mich ein, ist ein Teil von mir.«
    »Ein Teil von… wem?« fragte Ian Wayne und rieb sich die Hakennase. Die Situation war irre. Er redete mit niemandem, bekam aber Antwort. »Wer bist du?«
    »Kogora.«
    Er zog die Luft scharf ein.
    Kogora lachte. »Ich sehe, du hast meinen Namen schon gehört.«
    »Jeder hier kennt ihn. Du sollst vor langer Zeit dieses Gebiet unsicher gemacht haben. Wer des Weges kam, ob durch den Dschungel oder auf dem Fluß, war verloren. Du hast alle umgebracht. Man sagt dir eine unvorstellbare Grausamkeit nach.«
    »Ich liebe die Grausamkeit. Es ist ein großartiges Gefühl, tiefempfundener Angst zu begegnen. Du wirst diese Erfahrung bald selbst machen,«
    »Ich?« fragte Wayne erschrocken.
    »Ich möchte, daß du mir dienst, Ian. Du bist der Sensibelste von allen hier, deshalb habe ich mich für dich entschieden. Spürst du nichts? Horche in dich hinein. Du wirst merken, daß du nicht mehr derselbe bist. Du bist nicht mehr frei in deinen Entscheidungen. Ich werde von nun an mitbestimmen, was du tust. Wir gehören jetzt zusammen, Ian. Was sagst du dazu?«
    »Du bist tot. Kogora lebt seit langer Zeit nicht mehr.«
    »Schwarzes Leben kann man nur sehr schwer auslöschen, Ian. Die Hölle ist eine Macht, mit der sich nur sehr wenige Menschen anlegen dürfen. Jene, die damals dachten, mich getötet zu haben, leben schon lange nicht mehr, mich aber gibt es immer noch, und ich bereite meine Rückkehr vor. Du, Ian, darfst mir dabei helfen. Ich habe lange geschlafen, man hat lange nichts von mir gehört, doch bald werde ich dieses Gebiet wieder beherrschen, und ich werde grausamer sein als je zuvor. Der Schlaf war erholsam, hat mich gleichzeitig aber auch geschwächt. Ich werde Energien in mir aufnehmen; die Kräfte von Menschen, die mir zum Opfer fallen. Nur dich werde ich verschonen, Ian Wayne, denn du bist mein Diener, und ich werde dich reich für deine Hilfe belohnen. Willst du Gold? Du sollst es haben. Ich führe dich morgen früh zu einer Ader, die dich reich macht.«
    Wayne strahlte. »Träume ich das alles nicht bloß?«
    »Geh schlafen, Ian, und steh morgen früh vor den anderen auf, dann werde ich dir beweisen, daß du nicht geträumt hast. Ich verlange nur eines von dir: bedingungslosen Gehorsam«
    »Für einen Haufen Gold tue ich alles«, sagte Wayne grinsend.
    »Ich habe mit dieser Antwort gerechnet. Jeder Garimpeiro würde das sagen.«
    Die Frauenstimme verwehte.
    Wayne erwartete, daß die Sumpfhexe weitersprach, doch sie sagte nichts mehr.
    »Kogora?« fragte der Amerikaner unsicher. »Bist du noch da?«
    Stille.
    »Kogora?« Wayne streckte den Arm aus, aber er spürte die kalte Aura nicht mehr, Kogora hatte sich zurückgezogen.
    Unschlüssig stand der Amerikaner da. Durfte er glauben, was er gehört hatte? Würde ihn die Sumpf hexe tatsächlich mit einer Goldader beschenken? Er wußte nicht, ob er mit seinen Freunden darüber reden sollte.
    Sie würden mir ja doch nicht glauben, sagte er sich. Sie würden mich auslachen, Hab’ ich das nötig?
    Kein Wort zu den Freunden! entschied er. Außerdem… eine Goldader für mich allein ist auch nicht zu verachten. Aber wie konnte er einen größeren Goldfund geheimhalten?
    Ich werde mir ein Versteck anlegen und da alles Gold lagern. Und wenn ich die Ader ausgebeutet habe, nehme ich mein Gold und stehle mich heimlich davon. Ohne den Freunden adieu zu sagen. Wenn es um viel Geld geht, hat man keine Freunde, das ist eine alte Goldgräberweisheit.
    Er kehrte in die Hütte zurück. Sein Kreuz schmerzte. Er hatte in den letzten Wochen eine Menge Bäume umgehauen. Der Lohn dafür war kärglich gewesen. Nun ging es mit ihm vielleicht aufwärts… Er brauchte sich nur ganz in Kogoras Hand zu geben. Ihn plagten deswegen keine Gewissensbisse. Neun Monate lebte er nun schon in dieser grünen Hölle, umschwirrt von Moskitos, hungrig beobachtet von Alligatoren, Jagua ren und Pumas. Er schuftete von früh bis spät und führte ein Leben voller Entbehrungen und Enttäuschungen. Und plötzlich wurde ihm eine Chance geboten. Ihm war egal,

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