115 - Die Herrin des Sumpfes
wer sie ihm bot. Er war entschlossen, mit beiden Händen zuzugreifen.
Für Gold konnte Kogora alles von ihm verlangen.
Vor allem deshalb, weil er ihren Hexennebel in sich trug, doch das wußte er nicht. Er spürte nur, daß er tatsächlich nicht mehr derselbe war, aber es machte ihm nichts aus, daß er sich verändert hatte. Für Gold konnte Kogora sogar seine Seele haben.
Oder hatte sie die bereits?
Er legte sich hin und konnte lange nicht einschlafen. Eine dicke, schwarz behaarte Spinne kroch ihm übers Gesicht. Er fegte sie angewidert fort. Sie fiel auf den Boden, und er rammte die Faust drauf.
Du bist ein Killer! sagte er sich, und sein Gesicht verzog sich zu einem gefühlsrohen Grinsen. Du wirst für Kogora töten, und sie wird jeden Mord mit Gold belohnen!
Er schlief in dieser Nacht nur wenig. Kogora hatte gesagt, er solle vor den anderen aufstehen. Viermal wachte er auf, es war mehr ein Hochschrecken…, und dann war es endlich soweit. Der taufrische Tag brach an, und Ian Wayne erhob sich sehr vorsichtig, um Thomas Ford und Barry Mitchell, seine Freunde, nicht zu wecken.
Freunde… Er hatte sie letzte Nacht abgestoßen. Das Wort Freundschaft bedeutete ihm nichts mehr. Es war ein Wort wie… Liebe. Damit wußte er auch nichts mehr anzufangen. Die Kälte, die er gestern mit der Hand wahrgenommen hatte, befand sich nun in seinem Herzen.
Er trat vor die Hütte. Alles war noch ruhig. Durch das Dickicht streifte ein knurrendes Raubtier. Der Amerikaner richtete sich zu seiner beachtlichen Größe auf.
»Komm her!« brummte er leise. »Wage es, mich anzugreifen. Ich erwürge dich mit bloßen Händen.«
Er fühlte sich stark. Kein Muskel schmerzte ihn mehr. So gut hatte er sich noch nie gefühlt. Dahinter mußte Kogora stecken. Von nun an fälle ich die Bäume nicht mehr mit der Axt, dachte er grinsend. Ich reiße sie einfach aus.
Kogora hatte versprochen, ihn zu einer Goldader zu führen. Aber wo war sie? Er griff um sich. Es sah aus, als würde er Schwimmbewegungen auf dem Trockenen machen. Nirgendwo war Kälte zu spüren.
Enttäuschung drohte in ihm aufzusteigen.
War das alles gestern doch nur eine Einbildung? fragte er sich. Oder gar nur ein Traum?
»Shit!« zischte der Amerikaner.
Er kämpfte gegen seine Enttäuschung nicht an, sondern ließ ihr freien Lauf. Er wollte mit dem Fuß einen Stein fortkicken, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Seine Augen wurden groß wie Tennisbälle.
Verdammt, was ist denn das? fragte er ich. Narrt mich mein Geist schon wieder? Habe ich etwa den Verstand verloren? Hol’s der Teufel, neun Monate in diesem verfluchten Brutofen…
Verblüfft starrte er vor sich auf den Boden.
Er sah goldene Fußspuren!
Zwei Fußabdrücke im Sand!
Sie waren klein und zierlich, mußten von einer Frau stammen.
Etwa von Kogora?
Die Abdrücke glänzten, als wäre hochkarätiger Goldstaub in die Vertiefungen gestreut worden. Der Amerikaner ging gespannt in die Hocke. Er zögerte, die Hand auszustrecken, tat es dann aber und wollte den Goldstaub mit den Fingern berühren, doch bevor er Kontakt damit hatte, hörte das Glänzen auf, die Spuren verschwammen, und der Boden sah aus wie immer.
Wütend richtete sich Ian Wayne auf. Er hatte Lust, sich die Fäuste gegen die Schläfen zu hämmern. Was war denn auf einmal los mit ihm? Hatte ihn die grüne Hölle tatsächlich verrückt gemacht?
Ich hasse diesen Urwald! dachte er zornig. Er macht den härtesten Mann mürbe, höhlt uns alle aus, bis wir zu Wracks geworden sind. Und dann lachen die Affen über unseren Gräbern, Die wahren Affen sind eigentlich wir!
»Ian…!«
Der Amerikaner zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
Da war die Stimme wieder!
Sein Herz schlug sofort schneller, und er blickte sich suchend um. Abermals konnte er Kogora nicht sehen, aber nun fühlte er ihre Nähe ganz deutlich. Er war also doch nicht verrückt. Es gab die Sumpf hexe. Er hatte in der Nacht mit ihr gesprochen, und sie war gekommen, um ihr Versprechen einzulösen.
Eine Goldader für ihn ganz allein!
»Folge den goldenen Spuren!« befahl ihm Kogora, dieses geheimnisvolle, unsichtbare Wesen, »Sie sind verschwunden«, sagte Wayne.
Als er seinen Blick aber wieder auf den Boden richtete, merkte er, daß das nicht stimmte. Die Spuren waren wieder da. Allerdings an einer anderen Stelle.
»Warum zeigst du dich nicht?« fragte Wayne. »Ich möchte dich sehen, Kogora.«
»Du wirst mich bald sehen.«
»Und warum nicht jezt?«
»Weil nur
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