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1155 - Der Erwecker

Titel: 1155 - Der Erwecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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es hinunter. Es gab andere Ziele für sie. Es gab die Perforation des Korridors, und es gab Vishna.
    Deshalb arbeiteten sie wie die Besessenen. In dem Versuch, sich von den Ereignissen auf der Erde abzulenken, merkten sie es nicht einmal, daß sie ihre Arbeit mit einem Kampf gegen die negative Macht identifizierten.
    Es war absurd. Vishna und ihrer Macht konnte man nicht mit ein paar Kristallen beikommen.
    Selbst wenn es Hypnokristalle von Modula-II waren, die schon vor vielen Jahrhunderten nach Luna gebracht worden waren, um untersucht zu werden.
     
    2.
     
    Julian Tifflor fuhr auf, als Bully ins Zimmer stürmte und fast eine kostbare chinesische Vase umriß. Das gerötete Gesicht des untersetzten, stämmigen Mannes verhieß nichts Gutes. Reginald Bull keuchte und ließ sich schwer in einen Sessel fallen.
    „Es ist eingetreten", japste er. „Genau so, wie Galbraith es vorausgesehen hat. Sie haben den Bergungstender gekapert und sind geflohen!"
    Der Erste Terraner kam um den Schreibtisch herum und baute sich vor Bully auf.
    „Heißt das, sie haben es geschafft?"
    Es war die Rede von der DRIGALLA. Die Hanse hatte einen ihrer Bergungstender in einen hohen Orbit um die Erde geschickt, damit er die vielen Wracks mißglückter Fluchtversuche aufbringen und versorgen sollte.
    Bully ließ die Schultern sinken.
    „Nein!" stieß er hervor. „Der Tender ist explodiert. Über zweihundert Menschen haben den Fluchtversuch mit dem Leben bezahlt. Insgesamt sind es bisher mehr als dreimal so viele, die es mit privaten Raumbooten oder gestohlenen Schiffen probiert haben."
    Die Ermahnungen der Verantwortlichen aus dem HQH und von der irdischen Regierung hatten nicht gefruchtet. Dem übergroßen Teil der Menschen, die besonnen blieben und weiterhin ihrer Arbeit nachgingen, stand eine verschwindend geringe Minderheit gegenüber, die die Erscheinungen der letzten Wochen nicht verkraftet hatte. Neben Männern und Frauen, die körperlich oder psychisch zusammengebrochen waren und jetzt in Spezialkliniken in Behandlung waren, gab es auch solche, die die Flucht nach vorn angetreten hatten. Sie hatten versucht, den Grauen Korridor zu verlassen, obwohl die Trivideostationen ständig davor warnten. Es gab keinen Tag, an dem es nicht zu mehreren kleinen Katastrophen kam, die sich auf der Erde als winzige Lichtblitze bemerkbar machten.
    Alle Versuche, einen Ausweg aus dem tödlichen Gefängnis zu finden, waren gescheitert.
    „Es soll niemand glauben, daß es so leicht ist, die Menschheit zur Verzweiflung zu treiben", sagte Tifflor. „Wir halten durch, und wir werden die kommenden Plagen meistern, auch wenn sie weit schlimmer sind."
    Bully seufzte. Es war leicht gesagt. Niemand konnte darüber hinwegsehen, daß die Erde und ihre Bewohner aus dem Gleichgewicht gebracht waren. Die Auswirkungen des Babel-Syndroms waren noch nicht völlig beseitigt gewesen, da war bereits die zweite Plage aufgetaucht. Die von den Parasitär-Enklaven befallenen Menschen hatten sich gegen die Nichtbefallenen aufgelehnt und sie bekämpft. Wertvolle technische Einrichtungen waren dabei zerstört worden. Auf der Erde hatte Kriegszustand geherrscht. Viele tausend Menschen hatten ihr Leben verloren.
    „Die Zeit ist es, die uns zu schaffen macht, Tiff", entgegnete er. „Wir haben zu wenig Zeit, um die Schäden zu beseitigen und unsere Infrastruktur ins Gleichgewicht zu bringen.
    Die Abstände zwischen den beiden Plagen waren zu kurz, und die nächste ..."
    Er brach ab.
    „Noch gibt es keine Anzeichen für einen erneuten Angriff Vishnas", meinte Tifflor, aber seine Stimme klang weniger sicher als zuvor. Er setzte sich Bully gegenüber.
    „Wahrscheinlich hast du mit deinen Befürchtungen recht."
    Die Unzufriedenheit mit den Verantwortlichen wuchs in der Bevölkerung von Tag zu Tag. Noch blieben Übergriffe auf staatliche Einrichtungen Einzelfälle von Kranken. Die Bereitschaft zur Panik war noch nicht verbreitet. Es war jedoch nur eine Frage der Zeit, bis sie sich wie Flammen im Wind über den Erdball ausbreiten würde.
    „Wenn wir nur Hilfe von außen hätten!"
    Bully dachte an Perry. Wie so oft in den vielen Jahrhunderten ihres gemeinsamen Wirkens für die Menschheit hielten sie sich an getrennten Schauplätzen auf. Perry war irgendwo in der Ferne, sie wußten nicht einmal, wo. Und selbst wenn er inzwischen in das Solsystem zurückgekehrt war, würde er keine Spur von den Menschen finden. Dort gab es nur Pseudoerde und Pseudomond, falls sie noch existierten.

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