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1155 - Der Erwecker

Titel: 1155 - Der Erwecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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es war, und jede Stunde war kostbar für die Menschen.
    Ja, es sprach sich herum, daß es sich diesmal um eine falsche Ankündigung gehandelt habe, daß Vishna die Macht über den Grauen Korridor entglitten sei. Erneut sprossen Heilslehren wie Pilze nach einem regenreichen Sommer aus dem Boden. Ihre Anhängerschaft war größer als die der bisherigen Sekten, denn ihre Lehren trugen der fast schon verschütteten Hoffnung der Menschen Rechnung, daß doch noch alles gut werden würde.
    Und dann tauchte der Schatten wieder auf.
    Chthon trat aus einer Wand heraus und blieb in der Halle stehen, in der sie sich zu einer Konferenz zusammengefunden hatten. Zunächst wurde er gar nicht von allen bemerkt.
    Bully jedoch hatte ihn wahrgenommen und schritt langsam auf ihn zu.
    Chthons Prophezeiungen hatten sich bisher alle erfüllt. Das seltsame Wesen aus einer seltsamen Welt schien über Wahrnehmungen zu verfügen, die über das Vorstellungsvermögen der Menschen gingen. Es war 1,82 groß, wirkte schlank und durchtrainiert. Gesicht, Haut und. Haar waren farblos, die Gesichtszüge seltsam unbestimmt. Im ersten Augenblick hatte Bully geglaubt, sich selbst zu sehen. Es war nicht das erste Mal, daß ihm das widerfuhr, deshalb erkannte er den Besucher sofort.
    Pechschwarze Augäpfel starrten ihn an, so schwarz, daß sie das Licht in der Halle zu verschlucken schienen. Chthons Pupillen jedoch strahlten weiß und grell.
    Der Schatten, dessen semimaterielle Erscheinungsform den irdischen Wissenschaftlern Rätsel aufgab, trug sein Nebelwams, ein overallähnliches, rauchigtrübes Kleidungsstück.
    „Du hast uns nichts zu sagen, das beruhigt mich", sagte Bully, als Chthon schwieg. „Die dritte Plage entwickelt sich zu einem Hereinfall für Vishna."
    „Gräber werden sich öffnen!" klang die dumpfe Stimme des Schattens auf. „Ich spüre die Kälte des Todes, die sich über dieser Welt ausbreitet. Beeilt euch, ehe es zu spät ist!"
    „Was willst du damit sagen?" rief Bully aus. „Was weißt du?"
    Chthon setzte sich in Bewegung. Er schritt durch einen Tisch hindurch und wandte sich allen Anwesenden zu. Seine Augen glühten kurz auf, oder die Menschen bildeten es sich ein. Das Nebelwams bewegte sich ein wenig. Die Stimme schien aus der Tiefe eines Sumpfes zu kommen. Trauer schwang in ihr mit. Immer, wenn Chthon erschien, verbreitete er einen Hauch Unglücklichsein über seinen Zustand.
    „Ihr habt den Zeitpunkt bereits versäumt. Grauenvolles wird auf euch zukommen, und ihr erkennt es nicht. Es ist da. Es ist auf der Erde. Die Schatten des Todes kommen immer näher. Spürt ihr nicht die Kälte, die der Tod verbreitet? Friert ihr nicht?"
    „Was ist es, wovor du uns warnen willst?" Tifflor trat dicht an das fremde Wesen heran.
    „Kannst du es benennen?"
    „Schatten spüren einander", echote Chthon. „Der Schatten des Todes legt sich über das Land, aber ihr merkt es nicht. Der Schatten ist gefährlich. Ihr müßt euch beeilen, denn es gibt sonst keine Rettung!"
    Er bewegte sich erneut. Er setzte seinen Weg fort, den er gegangen war, und verschwand durch die gegenüberliegende Wand.
    Die Menschen blieben betreten und schweigend zurück. Nach endlos erscheinender Zeit erst kam Leben in Bully. Wieder einmal löste er Systemalarm aus und gab Anweisungen an alle Stationen der Erde, an die Orbitstationen und an NATHAN im Mond. Es galt, Ausschau nach heimlichen Vorgängen zu halten.
    „Schatten spüren einander", murmelte er. Ließ sich an diesem Ausspruch ein Rückschluß auf die Herkunft Chthons ziehen?
    „Tiff", sagte er. „Unsere Besprechung ist hinfällig. Ich kehre ins HQ-Hanse zurück. Wenn du mich brauchst, melde dich."
    Julian Tifflor nickte dankbar. Es war selbstverständlich. Sie halfen sich immer gegenseitig. Alle Menschen waren in diesen schweren Wochen und Monaten aufeinander angewiesen.
    Der Erste Terraner machte sich daran, Befehle auszugeben. Vor allen Dingen mußte er sich um die Sekten und alle Arten von „Rattenfängern" kümmern, die die Menschheit verunsicherten. Die Perforativen ließen nicht von ihrem Vorhaben ab, die Erde zu durchlöchern. Es war höchste Zeit, ihnen das Handwerk zu legen, bevor sie Unheil anrichteten. Laufend gingen Meldungen über seine Entscheidungen an die Öffentlichkeit.
    Sie wurden von den Holoschirmen in den Städten ebenso übertragen wie vom kleinsten Monitor in einer entlegenen Dschungelhütte. Kein Mensch blieb im Ungewissen, was sich ereignete. Keiner konnte sich eine

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