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1155 - Der Erwecker

Titel: 1155 - Der Erwecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Loch. Er zwängte sich hindurch, und es schien ihm ewig zu dauern. Obwohl Ewigkeiten ihm nichts ausmachten.
    Aber er wollte doch endlich die Früchte seines Tuns genießen. Er spielte doch nicht zum Spaß, sondern weil er einen Sinn darin sah und ein Ziel hatte.
    Kish brauchte die Stärke, die er durch den grausamen und qualvollen Tod anderer Völker gewann.
    Er durchbrach die Perforation. Er schaffte es. Er war frei, und er kannte den Bereich des Universums, in dem er sich befand. Er ergriff sofort die Flucht. Er achtete nicht darauf, ob Vishna nach ihm rief. Er machte sich auf die Suche und ging in sich, damit er nicht nochmals eine solche Pleite erlebte wie mit den Menschen. Und dabei hatte alles so vielversprechend begonnen.
    Kish suchte nach einem anderen Volk, an dem er seinen Hunger nach Wachstum und Spiel stillen konnte. Es mußte sein, es gehörte zu seiner Existenz.
    Kish wollte endlich erwachsen werden.
     
    *
     
    Die Wohnung kam Kourl Mattras seltsam fremd vor. Es war ihm, als habe er sich jahrelang oder jahrzentelang nicht mehr darin aufgehalten. Und dabei waren es höchstens Monate.
    Die Zimmer waren leer. Roboter hatten Holyn abgeholt. Der Junge, für dessen Tod es keine vernünftige Erklärung gab, war zusammen mit den vielen anderen Opfern in Cascoose Spring verbrannt worden. In der kleinen Stadt, die mit Ortnet Webber das Zentrum einer Psychoquantenballung gebildet hatte, war die Zahl der Opfer besonders hoch. Sie betrug fast siebzig Prozent der Einwohnerschaft. Weitere zwanzig Prozent waren verwundet oder schwebten in Lebensgefahr.
    Kourl setzte sich auf die Bettlade seines jüngeren Sohnes und starrte die verschwitzten Linnen an. Er meinte den verzweifelten Fieberkampf Holyns zu sehen und Dalya, die daneben auf dem Stuhl saß und ihm Unschläge machte.
    Dalya hatten sie im Landesinnern in einem Tal gefunden. Sie hatten sie identifiziert, aber er hatte sie nicht mehr zu Gesicht bekommen.
    Kourl machte sich schwere Vorwürfe. Er fragte sich, ob es richtig gewesen war, daß er seine Familie so lange Zeit vernachlässigt hatte. Nur Beraul war da, aber der Junge lag drüben in seinem Zimmer und schlief die Erschöpfung aus. Er gehörte zu den wenigen Glücklichen, die mit leichten Verletzungen davongekommen waren.
    Wenigstens war der Junge nicht allein. Er hatte seinen Vater, der sich um ihn kümmerte.
    Kourl rutschte an der Bettlade entlang und setzte sich auf das Bett.
    Wofür hatte er all die Jahre geschuftet? Für die Menschheit, ja. Nicht für sich oder seine Familie. Hatte er sie überhaupt noch richtig gekannt? Gab es nicht eine unüberbrückbare Kluft zwischen ihm und Beraul?
    Der Exophysiker stützte den Kopf in die Hände. Ohne seine Arbeit und NATHANS Hypothese, daß die Hypnokristalle gegen die Psychoquanten einsetzbar waren, hätte die dritte Plage die Menschheit erledigt.
    Draußen im Treppenhaus erhob sich Lärm. Eine schrille Stimme rief um Hilfe, aber eine ebenso schrille und zeternde übertönte die andere.
    Kourl erhob sich, er hatte sie erkannt.
    „Komm herein!" rief er laut, und im Wohnzimmer regte Mister Young sich und schlich in den Flur hinaus.
    „Geh weg, du Katzenvieh", erklang es zwitschernd. „Ich bin kein Friskas oder Kitzelkatzel!"
    „Hallo!" sagte der Katzencyborg. „Was hast du denn da unter deinem Arm?"
    „Komm herein, Precrassel", sagte Kourl jetzt. „Was kann ich für dich tun?"
    Der Matten-Willy watschelte herein und stellte ein kleines, verschnürtes Paket auf dem Fußboden ab. Er fuhr ein äußerst langes Pseudopodium aus, das Finger bildete.
    Precrassel schüttelte Kourl die Hand.
    „Ein kleiner, nachgebildeter Kristall ohne Hypnofähigkeiten für dich", zirpte er. „Dafür leuchtet er viel schöner als die Kristalle von Danger-I damals leuchteten. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Kourl!"
    Kourl Mattras zuckte zusammen. Er fuhr herum und starrte den Datumsanzeiger an seinem Videokom an. Er zeigte den 26. Februar 427 NGZ. Seit der Ankündigung der Plage waren über zwei Wochen vergangen.
    So schnell stand die Menschheit am Abgrund.
    „Danke, Precrassel", erwiderte Kourl gerührt. „Aber ich kann dir nicht einmal etwas zu trinken oder zu essen anbieten. Alles ist verdorben. Der Strom war ausgefallen!"
    „Es macht nichts", meinte der Matten-Willy. „Du brauchst etwas anderes viel mehr." Er deutete auf eine Zimmertür, die sich unbemerkt geöffnet hatte. Beraul stand darin. Kourl sah sofort, daß der Junge nicht geschlafen hatte. Rote Spuren zogen

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