1160 - Aitheran ruft
Gucky. „Ich habe mich um etwas anderes zu kümmern."
Fellmer machte eine zustimmende Geste, dann sank er zurück in die trancegleiche Konzentration, die es ihm ermöglichte, die Bewußtseine von annähernd einhundert Menschen simultan zu kontrollieren. Der Mausbiber schlenderte auf Perry zu. Er gab sich betont lässig. Es sollte sich jedermann den Kopf darüber zerbrechen, warum Gucky, der bisher unter beachtlichem Kräfteaufwand Umgepolte gejagt hatte, auf einmal beschäftigungslos war. Daß ich kurz zuvor eindringlich auf ihn eingeredet hatte, war nur wenigen entgangen.
„Perry", sprach der Ilt, „es wird Zeit, daß wir Jen, Carfesch und Alaska abholen."
Perry sah auf das Chronometer. An der Stunde, die sie hatten warten wollen, fehlten noch zwölf Minuten. Er musterte Gucky mit nachdenklichem Blick. Diese undurchdringliche, steinerne Miene kannte ich! Er spürte, daß etwas im Gang war. Er wußte, daß nicht darüber gesprochen werden sollte, sonst hätte der Mausbiber die Sache anders angefangen. Er versuchte zu erraten, was geplant war. Wenn ihm das nicht gelang, würde er entscheiden müssen, ob er Gucky weit genug traute, um ihm freie Hand zu lassen. Fast unmerklich wanderte sein Blick zur Seite. Eine halbe Sekunde lang stand ich im Bann der klaren, grauen Augen. Ich bewegte keinen Muskel, und doch begriff er, daß ich mit Guckys Plan zu tun hatte.
„In Ordnung", sagte er. „Du und Ras - bringt sie hierher."
„Wird gemacht", sagte Gucky, ohne sich von der Stelle zu rühren.
„Noch etwas?" fragte Perry.
„Ja. Es wäre ratsam, die potentiell Anfälligen entfernen zu lassen. In sicheren Gewahrsam, meine ich."
Perrys Miene blieb ausdruckslos. „Wissen wir, wer potentiell anfällig ist?" fragte er.
Er wußte es so gut wie wir. Er fragte, um Zeit zu gewinnen. Sein Verstand war noch immer bemüht, unseren Plan zu entschlüsseln.
„Wir wissen, wer es nicht ist", antwortete der Ilt. „Aktivatorträger und Besitzer der Armadaflamme." Zögernd, als müsse er in seiner Erinnerung erst nach der entsprechenden Information suchen, fügte er hinzu: „Außerdem Gesil und Carfesch."
„Alle anderen willst du absondern lassen?" fragte Perry. „Ja. Wir haben keine andere Wahl." Abermals entstand eine kurze Pause. In der Umgebung der Kommandokonsole war man aufmerksam geworden. Es war ein kritischer Augenblick. Die Terraner waren es nicht gewöhnt, daß in Sachen, die sie selbst anging, über ihren Kopf hinweg entschieden wurde. Das Potential der Auflehnung war vorhanden. Wenn sich damit der Einfluß des Jetstrahls verband, hatten wir eine Situation an der Hand, die die Ausführung unseres Plans unmöglich machte.
Die kritische Sekunde verstrich. Perry nickte.
„Ich stimme zu", sagte er. „Ich bin sicher, daß jedermann die Besonderheit der Lage begreift. Es müssen außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden, wenn wir Seth-Apophis standhalten wollen. Roboter, tut eure Pflicht!"
Es klang alles ein wenig theatralisch - und das sollte es auch. Der Zweck der Übung war, jedermann wissen zu lassen, daß sich etwas Dramatisches abzuspielen begann. Auf dem Umweg über die, die ihrem Bann erlagen, würde Seth-Apophis davon erfahren.
Ich trat auf Ras Tschubai zu. Der Afrikaner sah mir verwirrt und hilflos entgegen.
„Du hast gehört, worum es geht", sagte ich.
Es zuckte in seinem Gesicht.
„Carfesch, Jen und Alaska sollen abgeholt werden", antwortete er. Ich sah ihm an, daß ihm vorläufig noch jegliches Verständnis der Zusammenhänge abging.
„Das ist richtig", antwortete ich.
„Aber zuvor machen wir beide einen Extraausflug."
*
Die Droge machte mir zu schaffen. Immer wieder trieben meine Gedanken unkontrolliert davon, beschäftigten sich mit Dingen, die keinen Bezug zu meinem Plan hatten, und kehrten nur widerwillig zurück. In solchen Augenblicken hatte ich keinen Einfluß auf die Vorgänge, die sich in meinem Bewußtsein abspielten. Ich mußte den Gedanken freien Lauf lassen, bis sie sich von selbst der Kontrolle wieder unterwarfen. Wenn das Menometrin zu wirken begann, schwieg ich, um meine beiden Zuhörer nicht zu verwirren.
Infolgedessen war mein Bericht eine von zahlreichen Pausen durchsetzte, langwierige Angelegenheit.
Die düsteren Augen des Cygriden musterten mich durchdringend.
„Dein Plan ist gut", sagte er. „Versteh mich recht. Eure Auseinandersetzung mit dem Wesen, das ihr eine Superintelligenz nennt, geht mich nichts an. Aber wir sind mit deinem Volk eine
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