1160 - Aitheran ruft
mit Abscheu, aber wenn sie meine Vergangenheit kannte - jenen Teil, der meiner Erinnerung verborgen war -, dann wollte ich davon wissen.
„Du kennst mich nicht", trumpfte ich auf, um sie aus der Reserve zu locken.
„O doch, ich kenne dich! Du bist Gesil, du kommst aus den Abgründen der Zeit."
„Keine dunklen Worte", wies ich sie zurück. „Gib mir Einzelheiten, wenn du mich wirklich kennst."
„Ohne Gegenleistung?" höhnte sie.
„Wir machen ein Geschäft unter Schwestern. Du hilfst mir, und ich beweise dir, daß ich dich kenne."
Meine Hoffnung brach zusammen. Sie wußte nichts. Wie hätte sie mir Einzelheiten aus meiner eigenen Vergangenheit als Gegenleistung anbieten können. Sie wußte nicht, daß ich mich an meine Herkunft nicht erinnerte. Ein Geschäft unter Schwestern, welch widerwärtige Feststellung!
„Was verlangst du?" fragte ich trotzdem.
„Zwing sie zum Aufgeben!" Niemand brauchte mir zu sagen, wer mit „sie" gemeint war.
„Mach ihnen klar, daß sie gegen uns beide nicht bestehen können. Dann bringen wir sie nach Aitheran, und sie dienen uns beiden als Sklaven. Perry Rhodan, unser persönlicher Robot!"
Ich glaubte, ein schrilles, gehässiges Lachen zu hören. Es lief mir kalt über den Rücken, Welch ein Wesen mußte das sein, dessen Gedanken soviel primitive Gemeinheit ausstrahlten? Abscheu übermannte mich. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen.
„Niemals werden diese Menschen deine Sklaven sein, Seth-Apophis!" stieß ich in Gedanken hervor. „Niemals, hörst du? Perry Rhodan wird dir nicht dienen. Der Gedanke, mit dir gemeinsame Sache zu machen, erfüllt mich mit Ekel. Sie nennen dich eine Superintelligenz, aber in Wirklichkeit stehst du noch unter dem niedrigsten Tier. Du bist eine gemeine, von Ungeziefer verseuchte Ratte..."
Ein greller Blitz zuckte auf. Ein gellender, wutentbrannter Schrei erschütterte mein Bewußtsein. Mörderischer Schmerz fuhr mir durch den Schädel.
Dann war nichts mehr, nur noch Dunkelheit...
*
Es war ein seltsames Erwachen. Die Erinnerung war ungetrübt. Der Schmerz war verschwunden. Die Umrisse des Planes, den ich vor dem Gedankengefecht mit Seth-Apophis zu entwickeln begonnen hatte, waren während der Bewußtlosigkeit deutlicher geworden, als hätte ein Teil meines Verstandes unbeeindruckt von der Ohnmacht weitergearbeitet. Zur gleichen Zeit war ich mir der neuentstandenen Gefahr bewußt. Seth-Apophis besaß die Möglichkeit, mentalen Kontakt mit mir aufzunehmen, wann immer es ihr beliebte. Ich bezweifelte, daß sie die Gedanken lesen konnte, die ich vor ihr verheimlichen wollte. Aber wenn sie mich unversehens beim Planen überraschte, war alle meine Mühe umsonst. Dagegen mußte ich mich vorsehen.
Ich hörte Stimmen. Es waren Menschen in meiner Nähe. Sie sorgten sich um mich. Eine Hand berührte meine Stirn. Ich kannte sie. Es gab nur einen, der so sanft und zärtlich war.
Ich öffnete die Augen.
Perry kauerte vor mir.
„Was ist geschehen?" fragte er besorgt.
Ich schob seine Hand beiseite. „Nichts", antwortete ich knapper, als ich vorgehabt hatte. „Nichts, worüber du dich zu sorgen brauchst. Ein Schwächeanfall, nehme ich an. Wo ist ten Var?"
„Hier", antwortete die Stimme des Aras.
Er schob sich heran und drängte Perry beiseite.
„Menometrin", sagte ich so leise, daß nur er es hören konnte.
„Schnell!"
Zum ersten Mal sah ich ihn, den Kühlen, Zurückhaltenden, Schweigsamen, erstaunt.
Seine Lippen zuckten, als er vergeblich nach Worten suchte. Er begriff anhand meines Verhaltens, daß mein Wunsch geheim bleiben sollte. Und dennoch war er als Arzt verpflichtet zu protestieren.
„Ich kann nicht...", begann er.
„Eine mittlere Dosis", fiel ich ihm ins Wort. „Kein Widerspruch. Es geht um Leben oder Tod."
Ich sah die Unsicherheit in seinem Blick. Aber meine Worte schienen ihn zu überzeugen. Er kniete vor meiner Schwebeliege. Nach kurzem Zögern zog er einen kleinen Kodegeber hervor und tastete eine Reihe von Signalen. Ein Medorobot glitt herbei. Er wußte, was er zu tun hatte. Ich spürte den sanften Druck am Oberarm, als mir die haarfeine Kanüle durch die Haut drang und die Droge unmittelbar in den Blutstrom entlud. Ich wußte, wie Menometrin funktionierte. Es würde ein paar Minuten dauern, bis ich die volle Wirkung zu spüren bekam. Minuten noch - dann war mein Plan vor Seth-Apophis sicher!
„Unter uns", sagte ich zu Herth ten Var.
In den Augen des Aras las ich Zustimmung. Er stand auf und trat beiseite.
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