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1160 - Aitheran ruft

Titel: 1160 - Aitheran ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war es nicht nur die Aussicht auf den Besitz der Galaktischen Flotte, die Seth-Apophis dazu bewogen hatte, die Konfrontation in Gang zu setzen. Für die Herrscherin über mehrere Galaxien bildete ein Verband von zwanzigtausend Raumschiffen nur einen kleinen Preis. Es ging um mehr.
    Die Galaktische Flotte war, so winzig sie im Vergleich mit der Fülle der Mittel einer Superintelligenz auch sein mochte, der Handlungsarm des Überwesens ES. ES war das Ziel, das Seth-Apophis zu treffen versuchte. Sie brauchte den Sieg über die Galaktische Flotte, um ES eine materiell zwar unbedeutende, symbolisch jedoch höchst wichtige Zurechtweisung zu erteilen.
    Perry Rhodan war der Repräsentant des Überwesens. Mit der Galaktischen Flotte gewann Seth-Apophis den persönlichen Vertreter ihres Gegners. Nicht umsonst war bei Harmans theatralischem Auftritt die Rede davon gewesen, daß Perry Rhodan der Sklave der Superintelligenz werden solle. Es ging um Erniedrigung. Seth-Apophis wollte dem Universum ihre Macht demonstrieren. Sie machte den, den ES gesandt hatte, zu ihrem willenlosen Werkzeug.
    Das war der Punkt, an dem unser Plan einzuhaken hatte. Den taktischen Vorteil, den Seth-Apophis besaß, konnten wir nicht mehr zunichte machen. Aber wir hatten die Möglichkeit, ihre Strategie zu vereiteln. Perry Rhodan durfte ihr nicht in die Hände fallen.
    Wenn es gelang, Perry vor ihrem Zugriff zu bewahren, dann war ihr Erfolg nur noch die Hälfte wert.
    Ich hatte die Augen geschlossen, um ungestört nachdenken zu können. Ich hatte mich so in meine Idee hineingesteigert, daß das Stimmengewirr der Zentrale zu einem undeutlichen Hintergrundgeräusch wurde, das ich kaum mehr wahrnahm.
    Da hörte ich plötzlich eine Stimme. Sie entstand mitten in meinem Bewußtsein und fragte: „Warum stemmst du dich gegen mich? Sind wir nicht von einer Art?"
     
    *
     
    Panik...
    Mit einer Klarheit, die mich wie ein Schock traf, erkannte ich, wer da zu mir sprach. Als hätte sich mit dieser Erkenntnis die Kraft meines Verstands erschöpft, gerieten meine Gedanken in hilflose Verwirrung. Ich wußte nicht, wie ich reagieren sollte. Etwas Häßliches, Widerliches hatte mich berührt. Ich schrak davor zurück, und gleichzeitig versuchte ich zu verbergen, woran ich bisher gedacht hatte.
    „Wozu die Angst?" fragte die Stimme. „Ich bin nicht dein Feind."
    Ich riß mich zusammen. Der Widerwille, den ich empfand, gab mir die Gewißheit, daß es Seth-Apophis nicht gelungen war, mich zu beeinflussen. Der Jetstrahl hatte mich getroffen, aber er erzielte keine Wirkung. Ein wilder, verzweifelter Mut beseelte mich plötzlich. Ich beschwor den Zorn herauf, den ich empfunden hatte, als der Verband der Kranen angegriffen wurde. Es gelang mir ohne Mühe.
    „Du bist unser aller Feind", antwortete ich. „Du bist die Stifterin des Chaos."
    „Unsinn", erklang es spöttisch. „Hast du meinen Namen nicht gehört? Ich bin die Schöpferin der Ordnung."
    „Namen sind billig", sagte ich. „Es sind die Handlungen, nach denen du beurteilt wirst."
    „Wer wollte mich beurteilen? Ihr nennt mich eine Superintelligenz. Wer maßt sich an, über mich zu Gericht zu sitzen?"
    Ich dachte an die Äußerung, die sie zu Anfang getan hatte: Sind wir nicht von einer Art?
    Ich begriff es nicht, was sie damit meinte, aber ich sah den logischen Anhaltspunkt, den sie mir bot.
    „Ich", antwortete ich. „Ich habe das Recht, dich zu beurteilen."
    „Ja, du." Nachdenklich klang das. Aber sofort schlug die Stimmung wieder um, wurde anschmeichelnd, vertraulich - auf so plumpe und heuchlerische Art, daß mich ein Schauder überlief. „Aber warum solltest du mich richten wollen? Ich kenne dich und deinesgleichen. Du würdest lieber mit mir zusammen herrschen."
    Ich fühlte mich abgestoßen. Es schwang in den Gedanken der fremden Superintelligenz eine kaum verständliche, barbarische Primitivität, eine unaufrichtige Aufdringlichkeit, die so dick aufgetragen war, daß sich der Intellekt gegen die Zumutung sträubte. Es fiel mir schwer zu glauben, daß sie sich von einer solchen Vorgehensweise Erfolg versprach.
    Gleichzeitig aber enthielten ihre Gedanken eine Lockung. Nicht das Angebot, die Macht mit mir zu teilen - onein, das war ein Teil des plumpen Annäherungsversuchs, und Seth-Apophis hätte mich bald ausgeschaltet, wenn ich auf ihren Trick hereinfiele. Sie schien etwas über mich zu wissen. Sie gab vor, mich zu kennen. Ihre Heuchelei erfüllte mich mit Widerwillen, die schlüpfrige Vertraulichkeit

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