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1161 - Totentanz in M 82

Titel: 1161 - Totentanz in M 82 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aus dem Unterholz. Als ich mich zu wehren begann, waren es ihrer bereits fünf, die mich umschlungen hielten.
    Drei Schritte vor mir kämpfte Nachor gegen denselben Gegner. Er hatte Glück gehabt: Einer seiner Arme war frei. Er griff mit der Hand in das rötliche, gesprenkelte Geränk, das seinen Leib umgab, und begann zu zerren. Währenddessen preßte ich die Hände gegen die Hüften und versuchte, mir Luft zu verschaffen, indem ich die Arme abwinkelte. Ich hätte mich ebenso gut gegen eine meterdicke Stahlwand stemmen können. Die Wirkung, die ich erzielte, entsprach ganz und gar nicht meiner Absicht. Je mehr Widerstand ich leistete, desto enger schnürte sich der Gürtel aus lancettförmigen Blättern. Inzwischen waren es mindestens ein Dutzend, die mich einschnürten, und allmählich machte mir der Druck gegen die Brust zu schaffen. Ich hielt still. Wir waren überrumpelt worden wie zwei blutige Anfänger. Weitere Gegenwehr hatte keinen Sinn. Vor mir hatte Nachor inzwischen ebenfalls aufgeben müssen. Die Blätter hatten ihm den freien Arm quer über die Brust gedrückt und hielten ihn dort fest.
    Das Piepsen und Zirpen legte sich allmählich. Nur hier und da war noch ein Laut zu hören. Eines der Blätter, die mich umschlangen, lag nicht fest an. Sein Vorderteil, etwa einen Fuß lang und in einer lanzenscharfen Spitze endend, stand senkrecht von mir ab.
    Staunend sah ich, daß eine Reihe der gesprenkelten Markierungen in Bewegung war. Der Rhythmus, in dem die bunten Flecken sich bewegten, war derselbe, in dem die Pieps- und Zirplaute erklangen. Mein Blick wanderte zu Nachor hinüber. Eines seiner Blätter stand ebenfalls vom Leib ab, und jedes Mal wenn mein Blatt eine Reihe von Lauten von sich gegeben hatte, kam von drüben Antwort.
    Es gab keinen Zweifel: Das, was ich für Blätter gehalten hatte, waren in Wirklichkeit intelligente Wesen. Geschöpfe einer Welt, deren exotische Gegebenheit sich der menschliche Verstand nur mit Mühe auszumalen vermochte. Die Natur hatte sie sich so entwickeln lassen, damit sie sich in ihre angestammte Umgebung einfügten, und ihnen einen Körper gegeben, der Kopf, Leib, Arme, Beine, Sinnes- und Kommunikationsorgane alles in einem war. Die bunten Flecken, wenigstens einige davon, ersetzten ihnen den Mund; andere mochten als Hörmechanismen dienen. Was ich in diesem Augenblick mitverfolgte, war eine Unterhaltung, wahrscheinlich zwischen zwei Anführern der Phylliden. Es wurde darüber gesprochen, was mit uns geschehen solle. Warum waren wir angegriffen worden? Etwas, das Nachor vor nicht allzu langer Zeit gesagt hatte, kam mir in den Sinn. Auf dieser Welt geschieht nichts ohne Seth-Apophis' Zustimmung.
    Das Unwirkliche unserer Lage hatte mich die Superintelligenz ein paar Minuten lang vergessen lassen. Um so unmittelbarer traf mich die Erkenntnis, daß die Blattwesen ohne Zweifel im Auftrag Seth-Apophis' handelten. Entweder waren sie angewiesen, generell alles Fremdartige festzuhalten, das in ihrem Lebensbereich auftauchte, oder die Superintelligenz hatte ihnen gezielt den Befehl erteilt, die beiden Ausbrecher aus dem Goldenen Palast zu fassen. Welche der beiden Möglichkeiten zutraf, konnte ich nicht erkennen. Dafür erfuhr ich jedoch, welchen Ausgang die Diskussion der beiden Phylliden gehabt hatte.
    Abermals schossen aus dem Dickicht rötliche Lanzenblätter hervor. Sie zeigten sich jedoch nicht in ihrer vollen Länge, sondern blieben zum Teil im Gestrüpp versteckt. Sie verhakten sich mit den Blättern, die Nachor und mich umschlungen. Ich spürte einen Ruck, der mich um ein Haar von den Beinen gerissen hätte. Wir wurden abtransportiert!
    Die Blätter zerrten uns in den Dschungel.
    Bleiche Lianen peitschten mir ins Gesicht. Die Phylliden nahmen keine Rücksicht auf die körperliche Beschaffenheit ihrer Gefangenen. Mehrmals drohte ich, im morastigen Untergrund einzusenken. Sie spürten das und rissen mich wieder in die Höhe. Ein paar Minuten lang ging es querfeldein durch das nasse, modrige Dickicht des Dschungels. Ich kam kaum noch zum Luftholen. Ein einziger Gedanke beseelte mein Bewußtsein: Wir hatten verloren. Seth-Apophis hatte uns wieder eingefangen, und sie würde dafür sorgen, daß wir ihr kein zweites Mal entkommen konnten.
    Wir kamen auf eine kleine Lichtung. Die Bewegungen der Phylliden wurden langsamer.
    Ich hörte Nachor einen Ruf ausstoßen und sah auf. Zuerst wollte ich den Augen nicht trauen. Ich hielt das blasse, hohe Gebilde für ein Produkt meiner

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