1161 - Totentanz in M 82
Steinplatte. Dringt bis zum Fuß des Monolithen vor und findet dort den Eingang zu einem Stollen, der schräg unter die Erde führt..."
Er schwieg plötzlich. Die bleiche, gespenstische Erscheinung hatte von innen heraus zu leuchten begonnen. Sie wuchs in die Höhe und breitete sich aus. Das konnte nur eines bedeuten. Seth-Apophis hatte den Verrat ihres Boten bemerkt. Ihre Rache begann.
Harman war in den Prozeß der Auflösung eingetreten!
„Was ist in dem Stollen?" schrie ich verzweifelt.
„Sucht... Behältnis... bringt es ..." Die Stimme war jetzt ein helles, kraftloses Winseln, das aus einer Höhe von mehr als fünf Metern zu uns herabdrang. Harman kämpfte mit letzter Kraft gegen das Verderben, das ihn zu verschlingen drohte. „Flieht! Lauft..."
Ein greller Blitz zuckte durch die fahle Dämmerung. Ein schmetternder Krach ließ den Boden erzittern. Die Energie, die der Erscheinung innewohnte, hatte sich entladen.
Harman, der Bote, war „aufgelöst".
Nachor und ich stoben davon. Wir rannten, so schnell uns die Beine trugen. Als Seth-Apophis Verbindung mit Harman aufnahm, um ihn zu vernichten, da hatte sie erfahren, wo wir uns befanden. Von jetzt an waren wir keine Sekunde mehr sicher.
*
Der HÜTER hatte ihr unschlüssig geantwortet. Zorn erfaßte sie. Aber bevor sie mit dem Unzuverlässigen ins Gericht gehen konnte, traf sie der nächste Schlag.
Atoresk und seine Begleiter hatten den Gefangenen Proviant gebracht und dabei festgestellt, daß Perry Rhodan und sein einäugiger Freund sich nicht mehr in der sorgfältig versperrten Kammer befanden. Der dritte Gefangene wäre infolge einer Wunde, die er sich selbst zugefügt hatte, um ein Haar verblutet. Seth-Apophis begriff den Zusammenhang. Dem dritten war es gelungen, sich vorübergehend von ihrem Bann zu befreien. Er hatte erkannt, daß er zum Verräter an seinen Freunden geworden war, und versucht, sich Ipotherapes Einfluß zu entziehen, indem er Selbstmord beging. Dafür würde sie ihn bestrafen, sobald er wiederhergestellt war.
Noch hatte sie keine Gelegenheit gehabt, die Suche nach den beiden Geflohenen zu organisieren, da wurde sie auf die Unruhe im Volk der Blattwesen aufmerksam. Auf dem Weg über ihre telepathischen Sensoren erfuhr sie, daß die Blattgeschöpfe zwei Fremde gefangengenommen hatten, wie es ihnen Ipotherapes ständiger Auftrag befahl. Es war jedoch zu einem Zwischenfall gekommen. Ein Autorisierter hatte eingegriffen und die Blattwesen gezwungen, die Gefangenen freizulassen.
Es gab Tausende von Autorisierten unter Seth-Apophis' Sklaven, und es vergingen ein paar Minuten, bis ihr Verdacht auf jenen fiel, den sie stets als über jeden Verdacht erhaben betrachtet hatte: Harman, den Boten. Der Gedanke allein, daß Harman Verrat an ihr üben könne, versetzte ihr einen schweren Schock. Aber es mußte so sein. Sie hatte Harman ausgesandt, nach den Flüchtigen zu suchen. Harman befand sich in der Gegend, in der die Blattwesen ihren Wohnsitz hatten - und siehe da, als sie Verbindung mit dem Boten aufnahm, da erhielt sie nicht nur die Bestätigung ihres Verdachts, sie sah sogar, durch Harmans Augen, die beiden Entflohenen!
In zügelloser Wut zerstörte sie ihr Geschöpf. Im selben Augenblick wurde sie ihres Fehlers gewahr. Durch die Augen des Boten hätte sie verfolgen können, wohin die Flüchtlinge sich wandten. Jetzt war ihr der Ausblick genommen. Aber sie wußte, wo sie sich befanden, und da sie kein Fahrzeug besaßen, konnte sie sich ausrechnen, wie weit der Kreis gezogen werden mußte, in dem Perry Rhodan und sein Freund sich fangen sollten. Ihre Befehle überstürzten sich, als sie ihre Sklaven aufrief, das fragliche Gelände zu besetzen und die Grenzen so zu bewachen, daß die beiden Entwichenen nirgendwo durchschlüpfen konnten.
Rasender Zorn bewegte das Multibewußtsein. Trotz der Demonstration ihrer grenzenlosen Überlegenheit hatte Perry Rhodan es gewagt, ihr die Stirn zu bieten. Sie spielte ein paar Sekunden lang mit dem Gedanken, die Gegend, in der die beiden Flüchtigen sich aufhielten, mit nuklearem Feuer zu übergießen. Der Umstand, daß Hunderttausende von Unschuldigen zusammen mit Rhodan und seinem Freund den Tod finden würden, bedeutete ihr nichts. Aber sie verwarf die Idee wieder. Noch immer wollte sie Perry Rhodan als ihren Sklaven.
Die ersten Vollzugsmeldungen liefen ein. Ihre Geschöpfe waren dabei, die ihnen zugewiesenen Positionen zu beziehen. Der Kreis begann sich zu schließen. Da traf der nächste
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