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1164 - Die Wolfsfrau

1164 - Die Wolfsfrau

Titel: 1164 - Die Wolfsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nieder. Sie hatte das Gefühl, als sähe das kalte gelbe Auge nur sie und keinen anderen auf der Welt. Sie merkte schon, dass sich zwischen ihnen eine Verbindung aufgebaut hatte, die aus einem unsichtbaren, brückenähnlichen Strahl bestand.
    Die Frau mit dem schmalen Gesicht und den relativ kurzen, lockigen Haaren spürte das Kribbeln, das ihren Körper erfasst hatte. Es breitete sich von den Zehenspitzen her bis zum Kopf aus.
    Es war soweit. Die Zeit war reif. Nichts konnte sie jetzt noch davon abhalten, in die zweite Existenz hineinzugleiten. Alice brauchte auch nicht unbedingt vor der offenen Tür stehen zu bleiben. Sie konnte in das alte Steinhaus zurückgehen, denn die Kraft des Mondes wurde von keiner Mauer aufgehalten.
    Rückwärts bewegte sie sich über die Schwelle hinweg. Ihre Füße schabten über den glatten Boden.
    Die Tür schwang langsam zu.
    Jetzt gab es nur noch sie und die Kraft des Mondes, die sogar in der Lage war, gewaltige Wassermassen zu bewegen und so für das Phänomen Ebbe und Flut zu sorgen.
    Zwischen den Regalen blieb sie stehen. Für die Bücher hatte sie keinen Blick mehr. Jetzt kam es einzig und allein nur auf sie an. Sie musste alles richtig machen und begann mit dem Wegschleudern ihrer flachen, pantoffelartigen Schuhe. Sie landeten irgendwo in der Dunkelheit des Raumes.
    Mit nackten Füßen stand Alice auf dem Teppich. Ihre Zehen zogen sich zusammen, während die Hände ebenfalls zu zucken begannen und sich unkontrolliert an ihrem Körper auf und ab bewegten.
    Sie glitten über das graue Wollkleid hinweg, das vorn durch eine Knopfleiste geschlossen wurde.
    Als die Hände den halbrunden Halsausschnitt erreicht hatten, hielt sie für einen Moment inne. Alice stand starr, aber ihr Gesicht bewegte sich. Dort zeichneten sich die Gefühle ab, die sie ab jetzt durchtosten.
    Immer wieder brandete etwas in sie hinein. Stoßweise, in Wellen, und sie hatte den Mund weit geöffnet, wobei sie den Kopf in den Nacken drückte.
    In ihren Augen leuchteten die Pupillen, als wären sie von einem kalten Feuer erwischt worden. Sie waren auch dabei, sich farblich zu verändern. Als normaler Mensch hatte Alice recht blasse Pupillen besessen. Nun tauchte in diese Kreise hinein das Licht des Mondes und machte sie zu gelben Kugeln. Dabei zuckte ihr Mund wie bei einer Person, die etwas trinken wollte.
    Urplötzlich schrie sie auf!
    Der Schrei war ein Startsignal. Denn gleichzeitig bewegten sich auch ihre Arme nach unten. Die Hände hatten dabei den Ausschnitt des Kleides am vorderen Rand umfasst, und beide rissen den Stoff zugleich nach unten.
    Die Knöpfe sprangen wie von selbst weg. Sie kullerten irgendwo auf den Boden. Das graue Kleid bestand plötzlich aus zwei Hälften, die Alice zur Seite schleuderte.
    Nackt stand sie inmitten des Zimmers - nackt und zitternd. Die Hände rutschten am Körper in die Höhe, um zu fühlen, dass sich die Haut veränderte.
    Sie hatte ihre Glätte verloren, war aber trotzdem noch weich und fühlte sich fließend an. Es lag an den zahlreichen dünnen Haaren, die aus unzähligen Poren gedrungen waren und bereits ein dünnes, weiches Fell bildeten.
    Das Fell eines Tiers…
    Alice spreizte die Arme. Sie atmete nicht mehr, sie röchelte nur noch. Sie spürte den wahnsinnigen Druck, der auf ihr lastete und sie beinahe zerstörte. Es hielt sie nicht mehr auf dem Fleck. Eine andere Kraft, wie von mächtigen Peitschenschlägen begleitet, trieb sie voran. Sie schüttelte sich, sie beugte sich nach vorn, sie kam wieder in die Höhe, und aus ihrem offenen Mund drangen kurze, abgehackte Schreie, die kaum etwas mit menschlichen Lauten gemein hatten.
    Es war der Kampf Mensch gegen Bestie. Ein Widerstreit der Gefühle tobte sich in ihr aus. Einer musste und einer würde gewinnen. Der Mensch verlor in einer derartigen Nacht.
    Sie schrie. Sie musste es loswerden. Es war der Kampf der beiden so unterschiedlichen Naturen, der sich in ihrem Innern fortsetzte. Es war ihr Schicksal. Als Mensch hatte sie es nicht gewollt, doch der Vollmond besaß seine eigenen Gesetze.
    Alice war jetzt völlig aus der Kontrolle geraten. Zwar sah sie noch aus wie ein Mensch, aber sie benahm sich nicht so. Sie rannte hin und her, wie von unsichtbaren Peitschenschlägen getrieben. Sie heulte, sie jammerte, sie schrie. Sie wusste überhaupt nicht mehr, wo sie war. Dass sie gegen Regale prallte und irgendwelche Gegenstände umwarf, nahm sie gar nicht wahr. Sie verspürte auch keine Schmerzen mehr. Die andere Macht war

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