1166 - Weltraum in Flammen
wieder in Betrieb zu nehmen, um danach zu ihren Artgenossen heimzukehren, startete die SOL mit der Barbarenwelle im Gefolge ihre Reise zu den nächstgelegenen Armadaeinheiten. Die Aktion war so gut oder schlecht wie jede andere. Solange sie nicht über wirklich handfeste Informationen oder konkrete Fingerzeige verfügten, glich die Suche nach Ordoban ohnehin einem blinden Umhertasten.
Die Kontaktaufnahme zu den einzelnen Völkern gestaltete sich recht unterschiedlich und erforderte ein gerüttelt Maß Fingerspitzengefühl. Sokklokrintinesen, Armadaeinheit 8937, weigerten sich beispielsweise beharrlich, auf Funkanrufe überhaupt zu reagieren. Erst ein Scheinangriff der Barbarenwelle veranlaßte sie, ihr Schweigen aufzugeben. Bei den Jöclopoorts, Armadaeinheit 163, bedurfte es des persönlichen Besuchs des Arkoniden, weil die Siebenarmigen die Echtheit der Armadaflamme anzweifelten und meinten, der violette Leuchtball werde durch energetische Tricks und ein raffiniertes Spiegelsystem künstlich in die Bildwiedergabe projiziert. Eurolenier und Sowotten schließlich, Armadaeinheiten 1166 und 2536, verbaten sich wegen ihrer Rüstungsanstrengungen zunächst jede Einmischung von außen und mußten mit viel Diplomatie von Atlans Neutralität überzeugt werden, bevor sie zu einem Gespräch bereit waren.
Die erfolglose Friedensmission des Arkoniden setzte den vorläufigen Schlußstrich unter alle Anstrengungen, die letztlich nur als Zeitverlust bewertet werden konnten. Mittlerweile waren die ersten Märztage des Jahres 427 NGZ angebrochen, seit dem Start von BASIS-ONE somit gut anderthalb Monate verstrichen. Bei keinem der angesprochenen Völker war es gelungen, Informationen zu erhalten, die über das hinausgingen, was bereits die Lukyoonen mitzuteilen wußten. Dafür hatte sich bestätigt, daß die Nummerierung der einzelnen Einheiten nichts über deren Position im Gesamtgefüge der Endlosen Armada aussagte. Die weit voneinander abweichenden Ordnungszahlen in dem durchflogenen, eng begrenzten Sektor bewiesen es.
Als Resümee blieb Atlan nur die Feststellung, daß sie immer noch auf der Stelle traten.
Die Suche nach Ordoban machte keine Fortschritte. In diesem Zusammenhang bedeutete das Auftauchen des seltsamen Hyperechos natürlich ein Ereignis von unschätzbarem Gewicht. Die Gelassenheit, die in der Zentrale der SOL zunächst zur Schau getragen wurde, täuschte bestenfalls unbedarfte Gemüter darüber hinweg, welche Brisanz die Verantwortlichen dem georteten Impuls in Wahrheit beimaßen.
*
„Tun wir doch nicht so, als ginge uns das alles überhaupt nichts an. Das Echo ist wichtig, und du weißt es, Arkonide."
Zyita Ivory strich sich durch die zerzausten Haare. Sie sprach mit erregter Stimme - wie immer, wenn sie sich für etwas engagierte. Über Interkom war sie mit den Leuten im Besprechungsraum verbunden, ebenso wie Tomason, dessen löwenhaftes Antlitz auf einem anderen Schirm zu sehen war.
„Zyita hat recht", pflichtete ihr der Krane bei. „Wir müssen uns um den Impuls kümmern, sonst vertun wir womöglich eine einmalige Chance."
„Wenn ich ehrlich sein soll, verstehe ich dein Zögern ebenfalls nicht", sagte Brether. Er griff nach einem Stapel Folien und verteilte sie vor sich auf dem Tisch. „Die Daten, die wir haben, sind eindeutig. Das Echo näherte sich uns mit enormer Geschwindigkeit - und es entfernt sich im Verhältnis dazu fast quälend langsam. Welchen Beweis brauchst du noch? Es kam nicht zufällig an unserem Standort vorbei. Es ist ein Signal!"
„Von wem?" fragte Atlan scharf. „Für wen? Von Ordoban? Für uns oder die Barbarenwelle? Oder ist es vielleicht doch etwas anderes? Genaugenommen wissen wir nichts."
„Wo bleibt dein Pioniergeist?" fragte Zyita anzüglich.
„Vielleicht hat er gelitten, seit ich das letzte Mal einem geheimnisvollen Impuls aufgesessen bin."
„Das kannst du doch nicht vergleichen ...!"
„Natürlich nicht. So war es auch nicht gemeint. Trotzdem habe ich Bedenken, die Verfolgung des Echos in großem Stil anzuordnen. Ich traue Losridder-Orn nicht recht über den Weg. Er hat bereits eines seiner Schiffe dem Impuls nachgeschickt, Er mißt ihm also ebenfalls Bedeutung bei, auch wenn er es nicht zugibt. Ich habe den Eindruck, daß er darauf lauert, wie ich reagiere. Ich will deshalb keinen Fehler machen."
„Du meinst, er ist mißtrauisch geworden?" fragte Brether nachdenklich.
Atlan hob die Schultern. Er neigte den Kopf nach hinten und musterte die
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