1168 - Marionetten der Silbernen
entgegen.
Die Geschwindigkeit, die er dabei entwickelte, verblüffte Eric und wäre ihm beinahe zum Verhängnis geworden.
Bevor er den Vorgang richtig wahrnehmen konnte, war der Ausläufer um das Simone-Ding herumgeflossen, hatte es in sich aufgenommen und schickte sich an, über Weidenburn herzufallen.
Er hätte es geschafft, wenn der Panmexul nicht dazwischengesprungen wäre. Dieses Wesen irritierte ihn offenbar, denn seine Spitze hielt abrupt an, während von hinten immer mehr Masse nachfloß und den Ausläufer anschwellen ließ.
Eric stand einen Herzschlag lang wie erstarrt, dann bückte er sich, um den Panmexul aus der Gefahrenzone zu ziehen.
Doch da hatte sich die Spitze des Ausläufers blitzschnell über das Schuppenwesen gestülpt. Eric konnte nichts mehr tun. Er wich schrittweise zurück, während er voller Entsetzen beobachtete, wie der Panmexul im Unterschied zu dem Simone-Ding, das integriert worden war, zerquetscht und offenbar verdaut wurde.
Und schon bildete sich eine neue Spitze aus, die in Erics Richtung züngelte.
Er flüchtete, so schnell er konnte.
Erst an der nächsten Kreuzung hielt er an und sah sich um. Doch der Ausläufer des Überorganismus hatte anscheinend das Interesse an einer Verfolgung verloren. Statt dessen hatten mehrere Nebenausläufer Türen eingedrückt und sich in die dahinterliegenden Räume ergossen. Aus ihnen ertönte lautes Splittern, Knirschen und Schlürfen. Dazwischen klang immer wieder das dumpfe Stöhnen auf.
In Erics Ohren hörte es sich inzwischen eher wie triumphierendes Trompeten an.
Das also war aus rund hunderttausend Frauen und Männern geworden, die ihm gefolgt waren, um ihr STAC zu finden!
Eric Weidenburn hielt es nicht länger aus. Er hatte nur noch den einen Wunsch, sich in einen stillen Winkel zu verkriechen und nichts mehr hören und sehen zu müssen.
Er floh.
*
„Was hast du uns zu berichten?" fragte Xerzewn drohend und deutete auf mehrere Monitoren, auf denen Ausläufer des Überorganismus zu sehen waren, die sich durch Korridore und in Räume ergossen. „Wenn das so weitergeht, wird dieses Ding zu einer ernsten Gefahr für das Schiff und die Besatzung. Mindestens acht Quechos sind von ihm verschlungen worden, und es macht nicht einmal vor Plastikmöbeln halt."
„Es frißt sie", ergänzte Dronomon.
„Wir müssen ihn füttern", antwortete Carwanhov. „Der Überorganismus ist riesig und braucht entsprechend viel Nahrung. Die Terraner, aus denen er sich bildete, hatten tagelang nichts zu sich genommen. Ihre kümmerlichen Energiereserven müssen bei der Verschmelzung restlos verbraucht worden sein."
„So schlau, um darauf zu kommen, waren wir selber", erwiderte Xerzewn höhnisch. „Zur Zeit sind die meisten Armadamonteure und Quechos dabei, Konzentratnahrung mit Wasser aufzuschwemmen, um einen Nahrungsbrei für das Ding herzustellen. Von dir wollen wir wissen, ob die Verschmelzung sich rückgängig machen läßt."
„Das ist unmöglich", erklärte Carwanhov. „Aber mich trifft keine Schuld an der programmwidrigen Beschleunigung der Entwicklung. Ich habe die Ursache dafür ermittelt.
Sie besteht in einer Art Urdrang zur Zusammenrottung, der der menschlichen Natur zugrunde liegt."
„Hättest du das nicht schon bei der Untersuchung ihrer genetischen Kodes herausfinden müssen?" warf Parwondov ein.
„Dieser Urdrang ist nicht im genetischen Kode der Menschen enthalten", verteidigte sich Carwanhov. „Er muß viel tiefer sitzen, dort, wo unsere Untersuchungsmethoden ihn nicht erreichen können."
„Du hast ihn jetzt festgestellt", erklärte Dronomon. „Also hättest du das auch schon früher gekonnt."
„Ich sagte doch, er läßt sich mit unseren Untersuchungsmethoden nicht erreichen!" rief Carwanhov zornig. „Auch jetzt nicht. Er wurde mir genannt. Eric Weidenburn erklärte mir diese Tatsache."
„Eric Weidenburn!" sagte Dronomon abfällig. „Noch ist er unser Feind. Und du glaubst ihm unbesehen, was er dir sagt!"
„Ich hatte den Eindruck, daß er aufrichtig war", erwiderte Carwanhov.
„Soviel Dummheit traue ich ihm zu", ließ sich Xerzewn vernehmen. „Wahrscheinlich denkt er, daß es stimmt, was er gesagt hat. Aber Eric Weidenburn ist ein labiler Phantast."
„Wir können ihn anhören, sobald er der Gehirnwäsche unterzogen wurde", sagte Carwanhov. „Dann steht er auf unserer Seite."
„Ich denke, wir sollten dir auch so glauben", warf Parwandov ein.
„Dann wird keine Anklage gegen mich erhoben?" erkundigte
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