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1168 - Marionetten der Silbernen

Titel: 1168 - Marionetten der Silbernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Keim entkleidet auf einer Art Operationstisch liegen - und das Gefühl der Zusammengehörigkeit mit dem einzigen ihm verbliebenen Menschen, der noch Menschengestalt besaß, wurde übermächtig und verdrängte alle anderen Regungen, Ängste und Bedenken.
    Er stürmte in das Labor, beugte sich über Simone und küßte und streichelte sie - und sie erwiderte seine Zärtlichkeiten.
    Doch nur für Sekunden, dann schlang sie ihre Arme um ihn, preßte ihn so fest an sich, daß die Luft aus seinen Lungen entwich und schlug ihm ihre Zähne in die linke Schulter.
    Eric Weidenburn erschlaffte. Ihm wurde schwarz vor Augen, dann verließ ihn das Bewußtsein.
    Als er wieder zu sich kam, lag er auf einem anderen Tisch. Der Silberne sprühte gerade Heilplasma auf seine Schulterwunde.
    „O Gott!" flüsterte Eric, als er sich an Simones Attacke erinnerte.
    „Sie ist dir etwas voraus; das solltest du nie vergessen, Eric Weidenburn", erklärte der Silberne.
    „Wer bist du?" fragte Eric matt. „Carwanhov?"
    „Der bin ich", bestätigte der Armadaschmied.
    Eric ließ seinen Kopf zurücksinken und dachte, welche Ironie des Schicksals es doch war, daß der Silberne, vor dem er Simone hatte retten wollen, ihn vor Simone gerettet hatte.
    Nein, nicht vor Simone, denn das Lebewesen auf dem Operationstisch, das er in einer impulsiven Gefühlsaufwallung geküßt hatte, war nur noch äußerlich Simone Keim. Das Wesen unter dieser körperlichen Erscheinung war ein ganz anderes.
    Eric stutzte und hob erneut den Kopf.
    „Aber sie hat meine Zärtlichkeiten erwidert", stellte er verwundert fest. „Sie kann noch nicht völlig anders sein."
    Abermals stutzte er.
    Wieso sah Simone überhaupt noch so aus wie früher? Alle anderen ehemaligen Weidenburnianer hatten sich auch körperlich grundlegend verändert. Nur sie nicht.
    Carwanhov schien seine Gedanken zu erraten, denn er sagte: „Ich habe den Prozeß vorübergehend gestoppt, aber ich kann ihn nicht rückgängig machen. Sobald er wieder einsetzt, wird das mit elementarer Wucht geschehen."
    Eric schwang sich vom Tisch und ging hinüber zu Simone. Er sah, daß ihre Arme und Beine inzwischen festgeschnallt worden waren. Ihre Augen starrten ihn voller unverhohlener Gier an, und ihr Gesicht schimmerte silbrig von den Fäden, die es bedeckten.
    Er wirbelte herum und starrte den Silbernen zornig an.
    „Was hast du sonst noch mit ihr getan, Carwanhov? Warum hast du sie entkleidet, du Ungeheuer?"
    „Dein Zorn berührt mich nicht, Eric Weidenburn", erklärte der Silberne gelassen. „Ich war rein wissenschaftlich an diesem weiblichen Terraner interessiert und habe sie entkleidet, weil ich ihr Zellgewebsproben entnehmen mußte."
    Eric entspannte sich ein wenig.
    „Du warst an ihr interessiert?" erkundigte er sich. „Demnach bist du es nicht mehr. Was hat dich an ihr interessiert?"
    „An ihr persönlich war ich überhaupt nicht interessiert", sagte der Armadaschmied. „Ich benötigte nur irgendeinen Terraner, an dem ich gewisse Untersuchungen durchführen wollte. Inzwischen weiß ich, was mich zu wissen interessierte."
    „Und was ist das?"
    „Hast du denn nicht bemerkt, daß die Entwicklung der Hunderttausend viel zu schnell erfolgt?" erwiderte der Silberne verwundert.
    „Oh!" machte Eric.
    Ihm wurde plötzlich klar, warum die Halle von Quechos und Armadamonteuren abgeriegelt worden war. Der Verschmelzungsdrang der Geimpften hatte früher eingesetzt, als die Schmiede das geplant hatten. Das stellte sie offenkundig vor ernste Probleme.
    „Warum ist es euch nicht egal, wann die Hunderttausend zu einem Überorganismus verschmolzen sind?" fragte er.
    „Darüber darf ich nicht sprechen", erwiderte Carwanhov. Düster fügte er hinzu: „Obwohl ich dafür keinen Dank ernten werde."
    „Dir ist also ein Fehler unterlaufen", stellte Eric fest. „Ein Kunstfehler, wie man so schön sagt."
    „Meine Arbeit war einwandfrei", widersprach der Silberne. „Der Faktor, der die Entwicklung beschleunigte und unseren Plänen davonlaufen läßt, steckt in der menschlichen Natur."
    „In der menschlichen Natur?" fragte Eric verwundert.
    „Bei euch Terranern ist das sexuelle Prinzip zu stark ausgeprägt", sagte Carwanhov bitter. „Unvergleichlich stärker als bei allen anderen Lebewesen, deren Fortpflanzung auf diesem Prinzip beruht. Es ist schon fast widernatürlich."
    Eric Weidenburn senkte betroffen den Kopf.
    Doch dann tauchten Zweifel an der Berechtigung der Behauptung Carwanhovs auf. Er analysierte das, was er

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