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1168 - Marionetten der Silbernen

Titel: 1168 - Marionetten der Silbernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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groß, daß er sich an diese vage Hoffnung klammerte und aus ihr neue Kraft schöpfte.
    Ein neuerliches Wimmern Simones zwang ihn dazu, mit seinen Gedanken in die Gegenwart zurückzukehren.
    „Ich bringe sie zu den anderen!" erklärte er und löste die Gurte, mit denen Simone am Tisch festgeschnallt war.
    „Es ist nicht ungefährlich für dich", warnte Carwanhov.
    „Wir Menschen lieben nicht nur uns selbst", gab Eric zurück.
     
    10.
     
    Simone Keim hörte auf zu wimmern, als Eric sie auf seine Arme nahm. Behutsam trug er sie vor sich her. Der Panmexul ging ihm auf Geheiß Carwanhovs voraus, um ihm den kürzesten Weg zu zeigen.
    Simone - oder das, was aus ihr geworden war - schien zu spüren, daß Eric sie zu den anderen brachte. Ihre Aggressivität war verflogen. Sie blickte ihn unentwegt an. Jedenfalls waren die aus ihren Augenhöhlen ragenden Ganglionidenfäden genau auf sein Gesiebt gerichtet, und da sie aus Nervenzellen bestanden, mochte Simone ihn durchaus mit ihrer Hilfe wahrnehmen.
    Eric wunderte sich nicht darüber, daß Carwanhov ihn ohne Bewachung hatte gehen lassen. Der Armadaschmied war davon überzeugt, daß die in seinem Blut lebenden Zellen des Terasymbionten ihn schon bald der vorprogrammierten Gehirnwäsche unterziehen würden. Er schien nicht einmal ansatzweise an die Möglichkeit zu denken, daß sein Opfer erfolgreich Widerstand leisten könnte.
    „Es wird alles gut werden, Simone", flüsterte Eric mit dem Überschwang an Zuversicht, der auch seine Kampagne für die Suche nach dem STAC gekennzeichnet hatte. „Wir werden die Pläne der Silbernen durchkreuzen. Dann kommen wir auch unserem STAC ein Stück näher."
    Simones Gesicht zerfloß zu einer rosafarbenen Masse, über deren Oberfläche wellenförmige Bewegungen gingen. Ein Schwarm silbriger Fäden löste sich von ihr und schwebte auf Erics Gesicht zu. Unterwegs ließ er zarte Fadenbündel zurück, so daß eine Art filigraner Brücke zwischen Simones und seinem Gesicht entstand.
    Über diese Brücke empfing der Terraner Impulse tiefer Zuneigung, aber auch Gefühle, die ihm fremd waren. Es waren nichtmenschliche Gefühle, die ihn erschaudern ließen.
    Plötzlich blieb der Panmexul stehen und deutete auf die nächste Gangkreuzung.
    Eric hielt ebenfalls an und blickte angestrengt in die Richtung, in die das Schuppenwesen wies. Aber er sah nichts außer der leeren Kreuzung.
    „Soll ich allein weitergehen?" fragte er.
    Der Panmexul streckte ihm beschwörend seine Hände entgegen.
    „Also nein", sagte Eric. „Aber was dann?"
    Simone bewegte sich unruhig auf seinen Armen. Über die Ganglionidenbrücke kamen drängende Impulse. Eric trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Simones ganzer Körper war unterdessen nur noch rosafarbenes Fleisch, das offenbar nach der Verschmelzung mit dem Überorganismus lechzte. Es würde nicht mehr lange dauern, dann floß es auseinander.
    Schrille Schreie ertönten, begleitet von dumpfem Stöhnen.
    Sechs Quechos kamen von rechts auf die Kreuzung gelaufen. Es sah aus, als befänden sie sich vor etwas auf der Flucht. Im nächsten Moment stoben sie schreiend auseinander.
    Aus dem Korridor, aus dem sie gekommen waren, kroch so etwas wie der überdimensionierte Fangarm eines Kraken, aber dieser Vergleich hielt der genaueren Betrachtung nicht stand. Es war eine hellgraue amorphe Masse, die sich da auf die Kreuzung schob und dünnere Ausläufer in die übrigen drei Korridore schickte.
    Eric schluckte, als er begriff, daß diese amorphe Masse zu dem Überorganismus gehörte, zu dem die Menschen geworden waren.
    Die Masse formte trichterförmige, schnell vergängliche Vertiefungen in ihrer Oberfläche.
    Aus ihnen kam das dumpfe Stöhnen.
    Simones Körper wurde weich, floß über Erics Arme und glitt zu Boden. Dabei formten sich ihre Arme zu tentakelartigen Gebilden, die sich streckten und dem Ausläufer des Überorganismus zuzuwinken schienen. Die filigrane Brücke aus Ganglionidenfäden zerriß und hinterließ in Eric das Gefühl eines schmerzlichen Verlusts.
    Er streckte die Arme nach dem rosafarbenen Etwas aus, das über den Boden floß.
    Der Panmexul hob abwehrend die Hände, dann watschelte er ein paar Schritte in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Eric verstand, was das Schuppenwesen von ihm erwartete, doch er schüttelte störrisch den Kopf.
    Der Ausläufer des Überorganismus schien unterdessen das, was aus Simone geworden war, ausgemacht zu haben. Er zog seine dünneren Ausläufer ein und floß ihr

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