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1168 - Marionetten der Silbernen

Titel: 1168 - Marionetten der Silbernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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empfunden hatte, als Greeka und er sich geliebt hatten. Das erstemal zählte nicht, denn da war sein Verstand von einer Droge vernebelt. Aber das zweitemal war er bei klarem Verstand gewesen!
    Er schüttelte den Kopf.
    „Du irrst dich, Carwanhov. Es ist nicht das sexuelle Prinzip, denn das ist bei uns Menschen nicht stärker als bei anderen Lebewesen ausgeprägt. Es ist das Zusammengehörigkeitsgefühl. Bei uns, die gemeinsam ihr STAC suchen, wirkt das noch viel stärker als bei anderen Menschen."
    Er hob den Kopf und erwiderte Carwanhovs Blick.
    „Du hast nicht bedacht, daß wir Menschen uns immer schon nach mitmenschlicher Zuwendung und nach Geborgenheit im Miteinander gesehnt haben. Wahrscheinlich kennt ihr Silbernen keine eigene Sexualität, sondern wißt darüber nur das, was ihr an ausgewählten Studienobjekten beobachtet oder aus Infos entnommen habt. Es ist euch fremd, und ihr ekelt euch sogar davor. Deshalb macht ihr es für alles verantwortlich, was nicht nach euren Wünschen läuft. Aber ihr irrt euch. Das, was der Terasymbiont bewirken sollte, wurde deshalb beschleunigt, weil es den unbewußten Wünschen der Betroffenen nach dem höchsten Maß an Gemeinsamkeit entsprach."
    „Das kann ich nicht glauben", entgegnete der Silberne. „Ich habe das Verhalten der Hunderttausend studiert, bevor wir mit den Impfungen anfingen. Sie zerflossen keineswegs vor gegenseitiger Liebe. Zwischen ihnen gab es nicht weniger Rivalitäten als zwischen Angehörigen anderer vergleichbarer Arten."
    Weidenburn lächelte.
    „Die menschliche Natur ist in sich widersprüchlich. Kurz gesagt: Wir hassen und wir lieben uns. Aber die Liebe hat bei uns letzten Endes immer den Haß besiegt, sonst gäbe es unsere Art längst nicht mehr. Ihr Armadaschmiede dagegen scheint in eurem Gefühlsleben völlig ausgeglichen zu sein."
    „Das stimmt", gab Carwanhov zu. „Kein Armadaschmied hat je einen anderen Armadaschmied geliebt. Dafür lieben wir uns selbst viel intensiver, denn ohne die Liebe zu uns selbst könnten wir den Haß nicht ertragen, der uns von allen anderen Armadaschmieden entgegenschlägt."
    „Ich bedaure euch", sagte Eric aufrichtig. „Ich habe Mitleid mit euch, auch wenn ihr uns mißbrauchen wollt. Seltsam, ich hatte daran gedacht, die Hunderttausend und mich selbst zu töten, weil ich die Verschmelzung zu einem Überorganismus für die totale Entmenschlichung hielt. Jetzt weiß ich, daß sie das nicht ist. Aber ich werde weiter dafür kämpfen, daß der Überorganismus nicht von euch mißbraucht wird."
    „Du kannst diesen Kampf niemals gewinnen, sonst würde ich dich auf der Stelle töten", erklärte Carwanhov. „Es wird nicht mehr lange dauern, da denkst du darüber wie ich, denn der Terasymbiont ist auch in dir."
    Weidenburns Mut sank, als ihm klar wurde, daß der Silberne recht hatte. Für kurze Zeit hatte er nicht mehr an den Terasymbionten in sich gedacht.
    Verzweifelt sann er darüber nach, wie er dem Verhängnis entrinnen und den Kampf fortsetzen konnte. Ein Wimmern aus Simones Richtung riß ihn aus seinem Grübeln.
    Er eilte zu der Frau und sah, daß ihre Haut an zahllosen Stellen aufgeplatzt war.
    Rosafarbenes Fleisch kam darunter zum Vorschein. Silbrige Fäden reckten sich aus den Augenhöhlen, in denen es von Amöben zu wimmeln schien.
    „Was ist das?" flüsterte Eric und deutete auf die Fäden.
    „Der Ganglionide - oder ein Teil von ihm", antwortete Carwanhov. „Ein Lebewesen, das nur aus Nervenzellen besteht und sich von den Nervenimpulsen anderer Lebewesen ernährt. Es scheint sich zu den Zellen des Terasymbionten hingezogen zu fühlen. Dabei war es gar nicht dafür bestimmt. Der Panmexul hat es eigenmächtig freigesetzt."
    Eric folgte Carwanhovs Blick und entdeckte das Schuppenwesen, das in einer Ecke des Labors kauerte.
    Der Panmexul erwiderte seinen Blick, dann formte er seine Gesichtszüge zu denen Weidenburns um.
    Plötzlich stieg neue Hoffnung in Eric Weidenburn auf.
    War es möglich, daß dieses Kunstgeschöpf Carwanhovs sich insgeheim auf die Seite der Opfer seines Herrn geschlagen hatte? War der Ganglionide deshalb von ihm freigesetzt worden, weil es wußte oder instinktiv spürte, daß durch das Zusammengehen der Zellen des Terasymbionten mit denen des Ganglioniden ein neues Bewußtsein in dem Überorganismus heranreifte, ein Bewußtsein, das sich von der geistigen Versklavung freimachen konnte?
    Der Blick aus den Augen des Panmexuls schien das bejahen zu wollen, und Erics Verzweiflung war so

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